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Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Imperator 03 - Das Feld der Schwerter

Titel: Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Autoren: Conn Iggulden
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wieder an Pompeius’ Brief und an den Verrat. Kein Hinweis auf die Jahre, die sie einander schon kannten, war in seinen Worten zu finden gewesen. Es war der formelle Befehl, nach Rom zurückzukehren – und zwar allein. Zurück zu dem Mann, der ihn als Einziger auf der ganzen Welt so sehr fürchtete, dass er ihn töten würde.
    Julius fühlte sich schwach, und ihm wurde schwindlig, als er die Konsequenzen durchdachte. Pompeius hatte keinen Rivalen, bis auf einen, und Julius traute seinem Versprechen von sicherem Geleit keinen Augenblick. Wenn er sich jedoch widersetzte, bedeutete das einen Kampf auf Leben und Tod, der sehr wohl die Stadt vernichten konnte, und mit ihr alles, was Rom im Laufe von Jahrhunderten erreicht hatte.
    Er schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken zu fassen. Die Stadt erstickte ihn, er sehnte sich nach dem frischen Wind der Ebenen. Dort konnte er nachdenken und seine Antwort planen. Er würde die Männer am Ufer des Rubikon sammeln und um die Weisheit für die richtige Entscheidung beten.
    Regulus stand allein in dem kleinen Innenhof von Crassus’ Haus und blickte auf den Brief in seiner Hand. Ein Unbekannter hatte die Worte auf das Pergament geschrieben, aber es konnte nur einen Urheber geben. Nur zwei Worte hockten wie Spinnen mitten auf der ansonsten leeren Seite. Trotzdem las er sie mit versteinerten Zügen wieder und wieder.
    Töte ihn , stand dort.
    Regulus erinnerte sich an sein letztes Gespräch mit Pompeius in Ariminum. Damals hatte er nicht mit der Wimper gezuckt, aber das war vor seiner Zeit mit Julius in Britannien gewesen, bevor er ihn in Avaricum, Gergovia und Alesia hatte kämpfen sehen. Und schließlich hatte Regulus gesehen, wie Julius Legionen weit über den Punkt hinausgeführt hatte, an dem andere verzagt hätten und vernichtet worden wären. Von da an hatte er gewusst, dass er einem größeren Mann als Pompeius folgte, und nun hielt er den Befehl in der Hand, seinen Feldherrn zu ermorden.
    Er wusste, dass der Auftrag leicht zu erfüllen wäre. Nach so vielen gemeinsamen Jahren vertraute ihm Julius rückhaltlos, und Regulus glaubte, dass zwischen ihnen sogar eine Art Freundschaft entstanden war. Julius würde ihn nahe herankommen lassen, und dann würde das seine nur ein weiteres in der langen Reihe der Leben sein, die Regulus für Rom ausgelöscht hatte. Nur ein Befehl mehr, den es zu befolgen galt, wie er schon so viele tausend andere befolgt hatte.
    Die morgendliche Brise strich kühl über die Haut des Zenturios, der den Brief erst in zwei und dann in vier Stücke zerriss und erst damit aufhörte, als der Wind die kleinen Fetzen mit sich davontrug. Es war der erste Befehl, den er jemals missachtet hatte, und sein Ungehorsam brachte ihm Frieden.

 

    46
    Pompeius lehnte sich an die Säule des Jupitertempels und blickte über die vom Mondlicht beschienene Stadt unterhalb des Kapitols. Diktator. Der Gedanke ließ ihn den Kopf schütteln und in die Dunkelheit lächeln.
    Die Stadt lag friedlich vor ihm. Schon jetzt konnte man sich das Treiben der Banden und die Unruhen, die ihm einst wie das Ende der Welt vorgekommen waren, kaum mehr vorstellen. Pompeius schaute zum neuen Senatsgebäude hinüber und erinnerte sich an die Flammen und die Schreie in der Nacht. In wenigen Jahren würde sich in der Stadt niemand mehr an Clodius und Milo erinnern, aber Rom existierte weiter – und es gehörte ihm allein.
    Der Senat hatte seine Diktatur ohne den geringsten Druck seinerseits verlängert. Und das würde wieder geschehen, so lange er es wollte. Sie hatten erkannt, dass es einer starken Hand bedurfte, um all die Gesetze zu durchschlagen, mit denen sie sich selbst die Hände gebunden hatten. Manchmal war so etwas einfach notwendig, damit die Stadt nicht vor die Hunde ging.
    Ein Teil von Pompeius wünschte sich, Crassus hätte noch erleben können, was er aus dem Durcheinander gemacht hatte. Die Heftigkeit des Kummers, den Pompeius bei der Nachricht von Crassus’ Tod empfunden hatte, hatte ihn selbst erstaunt. Sie hatten sich mehr als 30 Jahre gekannt, in Zeiten des Friedens und in Zeiten des Krieges, und Pompeius vermisste die Gesellschaft des alten Mannes. Vermutlich konnte man sich an alles gewöhnen.
    Er hatte in seinem Leben so viele fallen sehen. Manchmal fiel es ihm schwer zu glauben, dass ausgerechnet er derjenige war, der diese turbulenten Jahre überlebt hatte, während Männer wie Marius, Sulla, Cato und Crassus einer nach dem anderen über den Fluss gegangen
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