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Immortal: In den Armen der Dunkelheit

Immortal: In den Armen der Dunkelheit

Titel: Immortal: In den Armen der Dunkelheit
Autoren: Joy Nash , Joy Nash , Robin T. Popp
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zurück. Er könnte ihr fünf Minuten oder fünf Stunden zum Nachdenken geben, ihre Entscheidung stand felsenfest – und als er nach einer guten halben Stunde wiederkehrte, sagte sie ihm genau das.
    »Sehr gut. Brechen wir auf!« Mit einer Geste sorgte er dafür, dass die Wasserwände sich zusammenschoben. Jenna beobachtete alles mit einem mulmigen Gefühl.
    Als das Wasser über Poseidon hinwegrollte, verwandelten seine Beine sich in einen großen Fischschwanz, doch sie beachtete es nicht, denn entgegen ihren Erwartungen stockte die Wasserwand nicht in sicherer Entfernung von ihr, sondern kam näher und näher.
    Kurz bevor das Wasser sie erreichte, berührte Poseidon sie mit seiner Hand.
    Ein brennender Schmerz schoss ihr durch den Nacken und in die Brust. Plötzlich konnte sie nicht mehr atmen, rang panisch nach Luft, während die Luftkammer verschwand und die Wasserwände über ihr einstürzten.
    »Atme!«, befahl Poseidon, dessen Stimme ihren ganzen Kopf ausfüllte. In ihrer Panik bemerkte Jenna gar nicht, dass das Salzwasser nicht in ihren Augen brannte.
    »Atme!«, dröhnte Poseidon nochmals.
    Als ihr die Luft ausging, krampfte ihr Körper heftig, und es war ihr unmöglich, nicht zu atmen, also riss sie den Mund auf. Wasser drang hinein, erstickte sie. Sie starb, und eine kleine Stimme mahnte sie, nicht mehr zu kämpfen und ihr Schicksal hinzunehmen.
    Nur dass etwas Erstaunliches geschah: Sie starb nicht.
    Stattdessen spürte sie deutlich, wie Luft ihre Lunge füllte. Sie kam allerdings weder durch ihren Mund noch durch ihre Nase, sondern irgendwie aus ihrem Hals. Sie betastete ihn und fühlte Schlitze. Poseidon hatte ihr Kiemen gegeben.
    Kaum begriff sie, dass sie vorerst nicht sterben würde, entspannte sie sich und bemerkte, dass ihre Beine wie zusammengeklebt waren. Sie blickte an sich hinab und entdeckte, dass sie einen Meerfrauenschwanz hatte.
    »Der Brunnen der verlorenen Seelen befindet sich mitten im Ozean«, erklärte Poseidon, obwohl sie gar nicht gefragt hatte. »Diese Veränderungen sind vorübergehend, bis du deine Aufgabe erledigt hast.«
    Jenna nickte, und als er losschwamm, folgte sie ihm. Sie staunte, wie mühelos sie durch das Wasser glitt. Kein Vergleich zu den Mühen, als sie in ihren Kindertagen schwimmen gelernt hatte.
    Poseidon führte sie aus der Burg heraus und vorbei an den Grenzmauern seiner Unterwasserstadt, bis sie mitten im Nichts waren. Sie schwammen ungefähr fünfzig Meter über dem Meeresgrund, aber soweit Jenna erkennen konnte, war der Boden eben, nichts als glatter Sand. Als sie aufblickte, konnte sie weit über sich die Wasseroberfläche im Sonnenlicht glitzern sehen.
    »Dies ist der Brunnen der verlorenen Seelen«, verkündete Poseidon, schwenkte seine Hand, und ein Brunnen erschien.
    Jenna schwamm zum Brunnenrand und lugte hinein. Hunderte winziger bunter Lichter funkelten dort unten. »Sind das alles verlorene Seelen?«
    »Ja, deine Schwester ist eine von ihnen.«
    Mehr brauchte Jenna nicht zu wissen. Sie versuchte, in den Brunnen zu tauchen, stieß jedoch gegen ein unsichtbares Hindernis.
    »So kannst du sie nicht holen. Schwimm zum Meeresgrund, dann kippt der Brunnen weit genug, dass die Seelen herausfallen. Eine nach der anderen werden sie nach unten schweben. Du musst die Seele deiner Schwester fangen, bevor sie den Meeresgrund erreicht, sonst ist sie auf immer für dich verloren.«
    Das hörte sich nicht allzu schlimm an, dachte Jenna.
    »Noch kannst du dich umentscheiden und nach Hause gehen«, erinnerte er sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Fangen wir an!«
    »Falls du versagst, werde ich dich holen. Wenn du es schaffst, bist du mit deiner Schwester wieder zu Hause, ohne Erinnerung an das, was seit ihrem Verschwinden geschehen ist.«
    »Warte! Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass ich mein Gedächtnis verliere.« Sie würde sich nicht an Dave erinnern? So unmöglich es ihr erschien, wusste sie doch, dass Poseidons Macht groß genug war, um das zu bewirken. »Warum?«
    »Weil es für deine Schwester zu traumatisch wäre, sich dessen zu entsinnen, was ihr widerfuhr. Und ich kann nicht zulassen, dass du dich an die Zeit hier erinnerst. So muss es sein. Änderst du nun deine Meinung?«
    Sie sah ihn böse an. Ihm war vollkommen klar, dass ihre Liebe zu Dave auf immer von Reue und Schuld befleckt wäre, würde sie jetzt zu ihm zurückkehren. »Nein.«
    Er bedeutete ihr, zum Meeresgrund zu schwimmen. Ein Fischschwarm löste sich hektisch auf, als sie ihm zu nahe kam,
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