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Immer wieder du: Roman (German Edition)

Immer wieder du: Roman (German Edition)

Titel: Immer wieder du: Roman (German Edition)
Autoren: Paige Toon
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»Hey«, sagt sie mit tiefer Stimme zu Michael und reckt sich, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Befangen schaut er zu mir herüber.
    »Verdammt. Ich hab den Tee vergessen.« Er stürzt quer durch die Küche. »Ich war abgelenkt, weil ich Lily etwas über Spinnen erzählt habe.«
    »Ich hatte gestern Abend eine riesengroße in meinem Zimmer«, erkläre ich.
    »Iih«, sagt Mum voller Ekel, während Michael den Kessel nimmt und mit Wasser füllt.
    »Ja, ich habe ihr gesagt, sie soll irgendwann mal mit mir zur Arbeit kommen und sich die Spinnen da ansehen«, fährt Michael fort. »Obwohl ich glaube, sie würde lieber die Koalas beobachten.«
    Mum umarmt mich. »Das würde dir gefallen, nicht wahr?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Kann sein.«
    Insgeheim würde ich das wirklich gerne tun. Es stimmt, ich möchte unbedingt echte australische Wildtiere aus der Nähe erleben. Ich liebe Tiere. Ich habe früher mit dem Gedanken gespielt, Tierärztin zu werden, aber meine Zeugnisse waren nie gut genug. Und es war keine Übertreibung von Mum, als sie sagte, ich hätte einmal nicht in Urlaub fahren wollen, weil mein Hamster krank war. Ich war zwölf und hatte Billy seit zwei Jahren, aber an dem Tag, bevor wir nach Teneriffa fliegen wollten, begann er zu zittern und zu bibbern. Ich war fast wahnsinnig vor Sorge. Die halbe Nacht blieb ich auf, um bei ihm Wache zu halten. Zu Mum sagte ich, dass ich auf keinen Fall in Urlaub fahren und ihn bei unseren Nachbarn lassen würde, wenn es ihm am Morgen nicht besser ginge. Um zwei Uhr nachts konnte ich jedoch die Augen nicht mehr offen halten, und als ich um sechs hoffnungsfroh erwachte, war der kleine Billy tot.
    Als Mum sich entschuldigt und ins Bad verdrückt, stellt Michael drei Becher Tee auf den Tisch und schiebt einen in meine Richtung. Ich rühre einen Teelöffel Zucker hinein und schaue ihn an.
    »Mum hat gestern gesagt, eins der Tiere im Naturschutzpark sei krank. Ein Tasmanischer Teufel oder so?«
    »Ja, ja, um den armen alten Henry hat es eine Weile ziemlich schlecht gestanden, aber er kommt langsam wieder auf die Beine.«
    »Oh, schön. Was ist eigentlich ein Tasmanischer Teufel?«
    »Das ist ein fleischfressendes Beuteltier, das man nur in der tasmanischen Wildnis findet. Weißt du, Tasmanien ist die Insel, die wie ein Anhängsel am Festland klebt.«
    »Weiß ich.« Klar kenne ich Tasmanien, aber wie um Himmels willen sieht ein fleischfressendes Beuteltier aus?
    Bevor ich fragen kann, kommt Mum zurück in die Küche. Michael betrachtet mich nachdenklich.
    »Was habt ihr denn gestern Abend so angestellt, Josh und du?«, fragt Mum, zieht einen Stuhl neben mich und greift nach ihrem Tee.
    »Nichts«, murmele ich. »Er ist mit ein paar Kumpels weggegangen.«
    »Hast du heute irgendwas vor?«
    »Ich weiß nicht, Mum.« Ich kann nichts dafür, aber es klingt bissig. Was glaubt sie denn, was ich die ganze Nacht gemacht habe, während sie ihren Spaß hatte? Dass ich von Tür zu Tür gegangen bin und mich mit den Nachbarn angefreundet habe? Beleidigt stehe ich auf. »Ich geh duschen.«
    »Und was ist mit deinem Tee?«
    »Den nehme ich mit.« Ich greife nach dem dampfenden Becher und versuche beim Duschen, ihre verletzte Miene zu vergessen.
    Anderthalb Stunden später bin ich in meinem Zimmer und blättere wahllos in einer Zeitschrift, als es an der Tür klopft. Resigniert schließe ich die Augen. Ich habe einfach keinen Bock, jetzt mit Mum zu sprechen.
    »Ja«, rufe ich.
    Ich bin überrascht, als Michael seinen Kopf zur Tür hereinsteckt. »In einer dreiviertel Stunde fahre ich zur Arbeit. Hättest du Lust mitzukommen?«
    »Oh.« Verwundert richte ich mich auf.
    »Wenn nicht, ist auch egal, Gelegenheiten wird es noch jede Menge geben.«
    »Nein, nein, ich hätte … Na ja … kommt Mum auch mit?«
    »Nö, sie hat gesagt, sie möchte gern in Ruhe auspacken und sich ein bisschen einrichten.«
    »Na gut. Wenn das für dich in Ordnung ist.«
    »Klar.«
    Er dreht sich um und will gehen, aber ich rufe ihn zurück.
    »Was soll ich anziehen?«
    »Was du willst. Aber es wird heiß heute, also nimm einen Hut und Sonnencreme mit.«
    Ich steige aus dem Bett und öffne den Kleiderschrank. Meine einzigen beiden Röcke lachen mich an und wollen, dass ich einen von ihnen statt der Jeans anziehe, die ich bereits trage, aber ich lasse die Röcke, wo sie sind, setze sogar noch einen drauf und ziehe ein graues Sweatshirt mit Kapuze über mein schwarzes T-Shirt. Falls die Temperatur wirklich
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