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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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sich der tüchtige Polizist zweifelnd. „Das ist doch viel zu
anstrengend! Ich werde mir auf alle Fälle auch den andern Weg ansehen.“ Damit
kroch er in den rechten Weg. Und hier sah er augenblicklich die richtigen
Spuren. Jawohl, so große und breite Schuhe trug nur Knasterbax. Deutlich konnte
der Schutzmann außerdem die Abdrücke von zwei Zehen in der rechten Spur
erkennen. Das gab ihm die letzte Gewißheit, daß nur Knasterbax hier marschiert
sein konnte, denn der hatte seit vier Monaten in der Sohle seines rechten
Schuhs ein großes Loch.
    Also bestieg Siebenschütz
wieder das Fahrrad der Bäckersfrau und strampelte los. Der Weg neigte sich
leicht, das Rad lief fast von selbst.
    „Ich gebe dir noch eine Stunde,
Knasterbax“, sagte er leise, „dann habe ich dich am Schlafittchen.“
    Aber er täuschte sich. Selbst zwei
Stunden später bekam er den Räuber noch nicht zu Gesicht. Wie sollte er auch!
Der hatte nämlich den andern Weg eingeschlagen. Um den Schutzmann zu täuschen,
war er die ersten Schritte rückwärts gegangen, nachdem er ein paar ganz
auffällige Spuren in den Sand des falschen Weges gedrückt hatte. Nun lag er in
einem Graben und schlief im milden Sonnenschein. Er hatte Siebenschütz
beobachtet und schadenfroh mit angesehen, wie der sich hatte an der Nase
herumführen lassen. Der Räuber wollte die Dunkelheit abwarten und dann
weiterwandern.
    Inzwischen merkte der
Schutzmann, daß er genarrt worden war. Der Weg führte schnurgerade bergab. Man
konnte kilometerweit sehen. Er hätte den Räuber längst entdecken müssen! Wütend
machte er kehrt und fuhr zurück. Das war viel mühsamer. Siebenschütz erkannte,
daß das Bergauffahren kein reines Vergnügen ist.
    Erst am späten Nachmittag
erreichte er die Wegegabelung wieder. Nachdem er sich dort eine Weile
verschnauft hatte, fuhr er entschlossen in den linken Weg hinein. Kaum war er
an der ersten Wiese vorüber, da wollten ihm die Augen aus dem Kopf fallen, sah
er doch den unverschämten Räuber gemütlich am Graben sitzen und ihm zuwinken.
Das war nun wirklich zuviel für den erschöpften Polizisten. Er neigte den Kopf
und sauste auf Knasterbax zu wie eine Dampflokomotive. Der zeigte mit dem
Finger auf ihn und wollte sich totlachen. Siebenschütz wurde fast verrückt vor
Wut.
    Immer näher kam er dem Räuber.
Bevor er sich aber auf ihn werfen konnte, kletterte Knasterbax über den
Stacheldrahtzaun und versteckte sich hinter einer dicken Kuh. Ein Stück von
seiner Hose blieb in den Stacheln hängen und wehte lustig im Wind. Der
Schutzmann hatte keine andere Wahl, als auch über den Zaun zu klettern. Die
Kühe, die in der Nähe standen und gelangweilt das Gras in ihrem Maul von einer
Backenseite auf die andere schoben, sahen ihn erstaunt an. Sie wunderten sich
wohl über die vielen blanken Knöpfe an der schnittigen Uniform.
    Siebenschütz blickte suchend
von einer Kuh zur andern, konnte Knasterbax aber nicht wahrnehmen. Da kam er
auf den Gedanken, sich zu bücken und den Kühen durch die Beine zu schauen. Das
war klug, denn nun sah er seinen Widersacher. Der freche Kerl hockte hinter
einer besonders geduldigen Kuh, hatte ihr seinen Hut unters Euter gelegt und
melkte sie. Gerade setzte er seine schmutzige Kopfbedeckung an den Mund und
trank. Siebenschütz wurde ganz zappelig bei diesem Anblick. Wie ein Pfadfinder
schlich er von Kuh zu Kuh auf den Räuber los. Dabei faßte er sich in die
Hosentasche, um zu prüfen, ob er die Handschellen auch bei sich trug.
    Noch zehn Schritte! Noch
sieben! Und nun, ein Sprung! Jetzt hatte er ihn!! Aber nein, nein, nein!!! Im
letzten Augenblick war Knasterbax unter der Kuh hindurchgeschlüpft!
Siebenschütz bückte sich und flitzte hinterher. Aber als er auf der andern
Seite wieder auftauchte, war der Räuber schon drei Kühe weiter. Jetzt stand er
neben einem jungen Stier, der unruhig tänzelte und sich wütend nach ihm
umdrehte. Siebenschütz frohlockte. Vielleicht half ihm das Tier, den Räuber zu
fangen. Es beschäftigte sich in der Tat recht gründlich mit Knasterbax,
versuchte ihn auf die Hörner zu nehmen und mit dem Schwanz zu treffen. Wenn ich
ihn jetzt nicht packe, dachte Siebenschütz, will ich heute kein Abendbrot
essen. Da sprang Knasterbax mit einem gewaltigen Satz auf den Rücken des wilden
Rindviehs und hielt sich an den Hörnern fest. Der Stier stand eine Weile
regungslos, als müsse er darüber nachdenken, ob er wache oder träume. Dann
schien ihm die ungeheure Frechheit, die sich da jemand mit
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