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Immer dieser Knasterbax

Immer dieser Knasterbax

Titel: Immer dieser Knasterbax
Autoren: Werner Schrader
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ihm aus der Jackentasche. Glücklich hob der Räuber ihn auf und küßte
ihn.
    „Du bist gutes Kamerad“, sagte
er und zog ihn dankbar an. Dann setzte er den großen Hut auf, der auf einer
rostigen Mähmaschine die Nacht verbracht hatte, und öffnete die Tür. Vorsichtig
steckte er den Kopf hinaus und lugte nach links und rechts. „Siebenschütz, wo
bist du?“ murmelte er. Aber der Polizist schien noch zu schlafen. Jedenfalls
war die Luft vor dem Heuschober rein. Also warf Knasterbax die Tür hinter sich
zu und marschierte los.
    Brötchen werden sein fertig,
dachte er, ist ja schon sieben. Schön, daß fleißiges Bäcker arbeitet für hungriges Räuber! Nach einer halben Stunde kam er in ein
Dorf. Im vierten Haus wohnte der Bäcker. Es roch verführerisch nach frischen
Brötchen. Knasterbax blieb hingerissen stehen und atmete tief ein. Dann tappte
er leise auf Zehenspitzen durch die Pforte auf den Hof und blickte durch ein
kleines Fenster in die Backstube hinein. Dort stand der Bäcker vor dem großen
Tisch und knetete einen Brotteig. Auf einem Regal dufteten die fertigen
Brötchen.
    Sieht dumm aus, der Meister,
dachte Knasterbax, genügt sich kleines Trick.
    Mit einem Satz war er an der
Tür, riß sie auf und schrie in den warmen Raum hinein: „Feuer! Feuer!“
    Der Meister erschrak und fuhr
herum. Knasterbax winkte ihm aufgeregt mit dem Arm zu und rannte los, als ob er
ihm zeigen wollte, wo es brannte. Da warf der Mann, ohne sich lange zu
bedenken, den Teig auf den Tisch und lief hinterher. Vor ihm sauste Knasterbax
um die Ecke. So schnell er konnte, folgte er ihm. Der Räuber sprang über den
Zaun und fegte um das Haus herum. Mit wenigen Sätzen war er in der Backstube.
Rasch steckte er fünf Mohnbrötchen in die linke Jackentasche und fünf
Rosinenbrötchen in die rechte. Einen Bienenstich schob er sich als Nachspeise
unter den Pullover. Dann schlich er an die Tür. Soeben tauchte der Bäcker
hinter seinem Ziegenstall auf.
    „Da ist die Feuer!“ rief
Knasterbax ihm entgegen und zeigte in die Backstube. Er wartete, bis der
Meister hineingerannt war, dann huschte er nach draußen und war mit fünf
Sprüngen auf der Straße.
    „Ein dummes Mensch“, sagte er
leise, „sollte wissen, daß er hat Feuer in die Backofen.“
    Aus dem Stall des nächsten
Hauses hörte er Kühe brüllen. „Paßt sich gut“, sagte er, „frisches Milch gleich
nebenan!“ Unbekümmert öffnete er das große Tor und stampfte in die Diele. Unter
einer rotbunten Kuh hockte die Bäuerin und melkte. Sie hatte dem frechen
Eindringling den Rücken zugekehrt. Zwei Schritte hinter ihr stand eine hohe
Milchkanne, aus der verlockend warmer Dampf aufstieg. Vorsichtig schlich der
unverschämte Räuber an sie heran und tauchte eine wasserdichte Tüte in die
Milch. Als sie voll war, hob er sie vorsichtig wieder heraus. Da sah die
Bäuerin sich um und entdeckte den Räuber.
    „Guten Morgen“, sagte
Knasterbax unerschrocken, „der Bürgermeister läßt schön grüßen!“ Damit war er
aus der Tür. Bevor die erstaunte Frau bis zehn zählen konnte, hatte er den Hof
überquert und die Straße erreicht.
    Gerade ratterte ein Bauer mit
einem Wagen voller Rüben vorbei. Knasterbax kletterte von hinten hinauf und
machte es sich bequem. Durch die Ritzen sah er den Bäcker mit drei anderen
Männern und einer Frau vor der Bäckerei stehen und hörte, wie sie eifrig über
den Brand redeten.
    Bevor der Pferdewagen die
Straße verließ und in einen Waldweg einbog, sah er einen Mann in einer grünen
Uniform mit vielen blanken Knöpfen angetrabt kommen. Da schau her, dachte er,
ist sich Siebenschütz schon so nahe! Aber macht nichts, ist sich viel zu dumm
für Räuberfang. Er legte sich hin und schloß die Augen. Im Wald sprang er
unbemerkt ab und ließ den Wagen weiterrollen. Behaglich ließ er sich auf einem
Baumstumpf nieder und frühstückte. Er aß die Brötchen und trank die Milch aus
der Plastiktüte. Dann zog er den Bienenstich unter dem Pullover hervor und
wollte ihn als Nachtisch verspeisen. Er biß hinein und kaute genießerisch. Aber
plötzlich spuckte er alles wieder aus. Der Kuchen war ranzig und schmeckte
bitter.
    „So eine Frechheit!“ schimpfte
Knasterbax. „Verkauft schlechtes, verfaultes Bienenstich das
Mensch ! Na, soll er lernen kennen empörte Kundschaft. Sofort muß er
tauschen um den Stich von Biene!“ Und er stand auf und steckte den runden
Kuchen wieder unter den Pullover. Dann marschierte er ins Dorf zurück.
Mittlerweile war es
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