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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Clancy
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geeignet und hatte in außen-, verteidigungs- und innenpolitischen Fragen einiges zu sagen. Im Unterschied zu früher war die Innenpolitik heute das heikelste Fach. Und das gefährlichste. Merkwürdig. Früher reichte allein das gesprochene (meist geschriene) Wort ›Staatssicherheit!‹, um sowjetische Bürger zu Eis erstarren zu lassen, war doch der KGB das am meisten gefürchtete Organ der vorherigen Regierung und mit einer Macht ausgestattet, von der Heydrichs Sicherheitsdienst nur hatte träumen können: Der KGB hatte das Recht gehabt, festzunehmen, zu inhaftieren, zu verhören und zu töten, ganz nach eigenem Gutdünken und ohne dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Doch auch das gehörte der Vergangenheit an. Jetzt war der KGB aufgeteilt, und während die Verwaltung für innere Sicherheit und Spionageabwehr nur noch ein Schatten ihrer selbst war, sammelte der SVR – ehemals die Erste Hauptverwaltung – nach wie vor fleißig Informationen, obwohl er auch nicht mehr jene Macht hatte, die von der Möglichkeit herrührte, statt geltendem Recht zuallererst den Willen der Regierung durchzusetzen. Es gibt jedenfalls immer noch genug zu tun , sagte sich Golowko, und faltete die Zeitung zusammen.
    Der Lubjanka-Platz war bald erreicht. Auch dort hatte sich einiges verändert. Die Statue des Eisernen Felix war verschwunden. Sie war immer für all jene ein Graus gewesen, die wussten, wen diese Bronzefigur darstellte, die da allein auf dem Platz gestanden hatte. Aber auch das war mittlerweile nur noch eine ferne Erinnerung. An dem Gebäude dahinter hatte sich allerdings kaum etwas verändert. Das einstmals stattliche Mutterhaus der Versicherungsgesellschaft Rossija beherbergte später die berüchtigte Lubjanka mit ihrem Keller voller Zellen und Verhörzimmer. Viele ihrer Funktionen waren über die Jahre an das Lefortowo-Gefängnis im Osten der Stadt übertragen worden, als sich der KGB – wie alle Behörden seiner Art – wie ein Luftballon immer weiter aufblähte und das riesige Gebäude Zimmer für Zimmer in Beschlag nahm, bis jeder Winkel von seinen Sekretären und Schreibern besetzt war, nicht zuletzt auch jene (umgebauten) Räume, in denen einst Kamenew und Ordschonikidse unter den Augen von Jagoda und Berija gefoltert worden waren. Golowko ging davon aus, dass dort nicht allzu viele Gespenster herumspukten.
    Vor ihm lag ein neuer Arbeitstag. Mitarbeiterversammlung um 8.45 Uhr, dann die üblichen Gespräche, Mittagessen um 12.15 Uhr, und wenn alles nach Plan ging, würde er kurz nach sechs im Auto sitzen und nach Hause fahren, um sich dort für den Empfang in der französischen Botschaft umzuziehen. Darauf freute er sich schon, allerdings nicht so sehr auf die Konversation als vielmehr auf das Essen und den Wein.
    Sein Blick fiel auf ein anderes Auto. Es war ebenfalls ein großer Mercedes der S-Klasse, schneeweiß und mit getönten Scheiben. Schwungvoll fuhr es in den hellen Morgen hinaus, während Anatoli abbremste und sich hinter einem verbeulten Pritschenwagen einreihte. Fahrzeuge dieser Art gab es zu Tausenden in Moskaus Straßen, sie schienen einer hier vorherrschenden Spezies anzugehören. Dieser Pritschenwagen hatte auf seiner Ladefläche jede Menge Werkzeug liegen. Da fuhr noch ein solches Gefährt, hundert Meter weiter vorn und im Schritttempo, als wüsste der Fahrer nicht, wohin. Der Laster unmittelbar vor dem Benz versperrte Golowko die Sicht. Er richtete sich in seinem Sitz auf und dachte an seine erste Tasse srilankischen Tee, den er an seinem Schreibtisch zu sich nehmen würde, im selben Bau, wo Berija früher …
    … dieser Lastwagen weiter vorn. Da hatte ein Mann auf der Ladefläche gelegen. Jetzt stand er auf. Und in den Händen hatte er ein …
    »Anatoli!«, rief Golowko, aber der Chauffeur konnte an dem unmittelbar vorausfahrenden Laster nicht vorbeisehen.
    … es war eine Panzerfaust, ein schlankes Rohr, auf dem vorn ein bauchiges Teil steckte. Die Zielvorrichtung war ausgeklappt, und als der Wagen nun anhielt, drehte sich der auf der Ladefläche kniende Mann um und zielte mit seiner Waffe auf den anderen weißen Benz.
    Dessen Fahrer erkannte die Gefahr und versuchte auszuweichen, woran ihn aber der dichte Morgenverkehr hinderte.
    Dann puffte eine kleine Rauchwolke am hinteren Ende des Rohrs. Viel mehr war tatsächlich nicht zu sehen, als der bauchige Teil wegplatzte, den Kühler des anderen weißen Mercedes streifte und explodierte.
    Er verfehlte die Windschutzscheibe nur knapp. Die
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