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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger
Autoren: Clive Cussler
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fremden Planeten gewachsen, mit Dunst, Sprühnebel, Regen oder Dampf berieseln lassen konnte. All dies sorgte dafür, dass eine Kreuzfahrt auf der Emerald Dolphin ein einzigartiges Erlebnis war.
    Zumal sich die Konstrukteure von vornherein darüber im Klaren gewesen waren, aus welchen Kreisen die künftigen Passagiere stammen würden, und das Schiff entsprechend den Vorstellungen wohlhabender jüngerer Menschen gestaltet hatten. Viele von ihnen waren gut betuchte Ärzte, Anwälte und Unternehmer. Die meisten brachten ihre Familien mit, sodass die allein stehenden Passagiere in der Minderheit waren. Aber es gab auch eine ganze Reihe Senioren an Bord, die aussahen, als ob sie sich von ihrem Geld das Beste vom Besten leisten könnten.
    Nach dem Abendessen besuchten die Familien mit Kindern das Theater und sahen sich
Son of a gun from Arizona
an, das vom Ensemble des Schiffes dargebotene, neueste Erfolgsmusical vom Broadway, während die jungen Pärchen im Ballsaal zu den Evergreens und aktuellen Hits tanzten, die die Bordkapelle spielte, das Showprogramm im Nachtclub genossen oder im Casino beim Spiel saßen. Um drei Uhr morgens indes waren die Salons und Promenadendecks leer und verlassen, und keiner der Passagiere, die mittlerweile alle im Bett lagen, hätte sich träumen lassen, dass der grimme Schnitter mit seiner Sense zum tödlichen Streich gegen die
Emerald Dolphin
ausholte.
    Kapitän Jack Waitkus unternahm einen kurzen Kontrollgang über die oberen Decks, bevor er sich in seine Kabine zurückzog. Mit seinen fast fünfundsechzig Jahren war Waitkus, der in fünf Tagen Geburtstag hatte, nach den auf Kreuzfahrtschiffen geltenden Maßstäben vergleichsweise alt. Daher gab er sich auch keinerlei Illusionen hin, was seinen weiteren Werdegang auf See anging. Die Direktoren der Reederei hatten ihm bereits mitgeteilt, dass er an Land bleiben müsse, sobald das Schiff von seiner Jungfernfahrt nach Sydney wieder in seinen Heimathafen Fort Lauderdale zurückkehrte. Genau genommen freute sich Waitkus auf den Ruhestand. Er und seine Frau wohnten auf einer herrlichen, zwölf Meter langen Segeljacht, mit der sie schon seit Jahren eine beschauliche Reise rund um die Welt unternehmen wollten. In Gedanken steckte Waitkus bereits einen Kurs ab, der sie quer über den Atlantik zum Mittelmeer führen sollte.
    In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Reederei hatte man ihm auf dieser Jungfernfahrt das Kommando über die
Emerald Dolphin
anvertraut. Er war ein stämmiger Mann mit schelmischen blauen Augen und einem freundlichen Lächeln, der stets vergnügt und leutselig wirkte, wie ein Falstaff ohne Bart. Im Gegensatz zu vielen anderen Kapitänen, die sich auf einer Kreuzfahrt nur ungern unter die Passagiere mischten, genoss Waitkus den Kontakt zu ihnen. An seinem Tisch im Speisesaal unterhielt er seine Gäste mit allerhand Geschichten darüber, wie er als Junge in Liverpool von zu Hause durchgebrannt war, um Seemann zu werden, auf Trampdampfern im Orient gefahren war und sich allmählich hochgedient hatte. Er hatte eifrig gelernt und sämtliche Offiziersprüfungen abgelegt, bis er schließlich das Kapitänspatent erhalten hatte. Danach hatte er zehn Jahre lang als Erster und Zweiter Offizier in Diensten der Blue Seas Cruise Line gestanden, bis er zum Kapitän der
Emerald Dolphin
ernannt worden war. Er war sehr beliebt, daher ließen ihn die Direktoren der Reederei nur ungern gehen, aber andererseits hatte er die in der Firma übliche Altersgrenze erreicht, und man wollte seinetwegen keine Ausnahme machen.
    Er war müde, aber vor dem Schlafengehen las er grundsätzlich noch ein paar Seiten in einem seiner Bücher über Schätze, die im Meer lagen. Das Wrack eines Schiffes, das mit einer Ladung Gold vor der marokkanischen Küste untergegangen war, hatte es ihm dabei besonders angetan, und auf der Fahrt, die er antreten wollte, sobald er im Ruhestand war, gedachte er vor allem danach zu suchen. Vor dem Einschlafen meldete er sich ein letztes Mal auf der Brücke und erfuhr, dass es keinerlei besondere Vorkommnisse gab.
    Um 4 Uhr 10 glaubte Charles McFerrin, der Zweite Offizier, bei einem Routinerundgang durch das Schiff leichten Rauchgeruch wahrzunehmen. Schnüffelnd ging er die Einkaufszeile entlang und stellte fest, dass der Geruch immer stärker und beißender wurde, je näher er dem anderen Ende kam, wo sich die Boutiquen und Geschenkartikelläden befanden. Verwundert, weil kein Feueralarm ertönte, blieb er vor der Tür
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