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Im Zauber des Mondes

Titel: Im Zauber des Mondes
Autoren: Karen Robards
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Caitlyn die Oberhand. Die Holzbank war doch ziemlich hart, und ihr Hinterteil tat langsam weh. Wahrscheinlich hatte sie schon überall blaue Flecken. Vor ihnen ritt der Engländer, unermüdlich und ohne eine Pause einzulegen. Fharannains dicke Hufe bahnten sich scheinbar mühelos ihren Weg durch den Schlamm, der Wagen hingegen schaukelte wie ein Schiff auf See, und seine Räder machten seltsam schmatzende Geräusche. Caitlyn biß die Zähne zusammen und beschloß, es zu ertragen. Caitlyn O'Malley bat nicht.
    Als der Engländer schließlich am späten Nachmittag Rast machte, schaffte sie es fast nicht mehr, würdevoll von dem Karren zu klettern. Willie erging es nicht viel besser, und beide rieben sie ihre schmerzenden Hinterteile.
    Etwas weiter weg stand der Engländer mit Mickeen, und sie beratschlagten. Schließlich nahm der Engländer ein Bündel von Fharannains Sattel und warf es Mickeen zu, der darüber nicht sehr begeistert wirkte.
    Der Engländer stieg auf, nickte den beiden Jungen zu und ritt weiter. Mickeen kam mit gerunzelter Stirn und dem Bündel unterm Arm zu ihnen zurück.
    »Wir sollen hier etwas essen und das Pony ruhen lassen, dann weiterfahren.«
    »Was ist mit ihm?« fragte Caitlyn mit einer Kopfbewegung in Richtung auf den Engländer.
    »Wenn du damit Seine Lordschaft meinst, er wird mit dem Essen warten, bis er zu Hause ist. Er hat nämlich den Imbiß, den der Koch vom Brazen Head für ihn zusammengepackt hat, für euch dagelassen. Meinte, ihr hättet es nötiger als er, aber da bin ich mir nicht so sicher. Seine Lordschaft, er ist wirklich ein feiner Mann. Und ihr seid nur ein paar lausige Bettler.«
    »Was heißt hier Bettler? Wir bekommen unser Brot genauso von dem verdammten Engländer wie du!« fuhr Caitlyn auf und ballte wütend die Fäuste. Willie hielt sie zurück.
    »Um Himmels willen, O'Malley, tu das nicht«, sagte er ihr ins Ohr. »Er läßt uns hier stehen, jede Wette.«
    Wütend versuchte Caitlyn ihn abzuschütteln. Mickeen hob einen Stock auf und drohte ihr damit.
    »Wenn du hier etwas anfängst«, sagte er warnend, »werde ich dir den Schädel spalten.«
    »Komm schon, O'Malley. Beachte den Alten am besten gar nicht, und laß uns essen. Er sucht doch nur einen Grund, uns hierzulassen«, flüsterte Willie und schüttelte sie. Caitlyn mußte zugeben, daß er recht hatte. Sie beschloß, Mickeen nicht weiter zu beachten. Sie schüttelte Willies Griff ab und suchte sich eine weiche Stelle im Gras. Willie setzte sich mit dem Bündel, das Mickeen ihm gegeben hatte, zu ihr. Der Alte beobachtete die beiden mißtrauisch, den Stock noch in der Hand, aber sie beachteten ihn gar nicht. Hungrig fielen säe über Brot, Fleisch und Käse her. Nach einer Weile ließ er den
    Stock fallen und setzte sich ein Stück von ihnen weg zum Essen. Nur ab und zu warf er ihnen einen mißtrauischen Blick zu.
    Kaum hatte er die letzten Krümel verdrückt, fuhr er sich mit dem Ärmel über den Mund und verkündete: »Ich fahre weiter.« Dabei musterte er sie mit offener Abneigung. Langsam kamen die beiden auf die Füße und tauschten vielsagende Blicke aus. Sie kletterten auf den Wagen, und Caitlyn stöhnte leise, als ihr Hinterteil den ersten schmerzhaften Kontakt mit der Holzbank hatte.
    Willie, der schneller vergab als Caitlyn, fragte: »Wo fahren wir eigentlich hin?«
    Mickeen musterte den rothaarigen Jungen, der ihn mit unverhohlener Neugierde anstarrte. Sein Blick wanderte zu dem Schwarzhaarigen, der den Rothaarigen wütend musterte. Dann drehte er den Kopf zur Seite und spuckte aus.
    »Donoughmore«, sagte er.
    »Ist das eine Stadt?«
    Er brummelte vor sich hin, dann sagte er mürrisch: »War mal 'ne Burg. Jetzt ist es nur noch 'ne Schaffarm.«
    »Gehört sie ihm?«
    »Wem?«
    »Dem Engländer.« Eigentlich wollte Caitlyn ja unbeteiligt wirken, aber das war ihr so herausgerutscht.
    Mickeen musterte sie mit deutlichem Mißfallen. »Paß auf, was du sagst, Junge. Du sprichst über Connor d'Arcy, Seine Lordschaft, den Earl von Iveagh, und du zeigst besser etwas Respekt. Er ist genausowenig ein Engländer wie du oder ich, sondern so irisch wie die gute, grüne Erde hier. Ein direkter Nachkomme von Brian Boru väterlicherseits und Owen Roe O'Neill mütterlicherseits.«
    »Er ist ein Ire?« Caitlyns Augen wurden groß. »Aber . . .«
    »Du darfst eben nicht allem trauen, was du hörst oder siehst. Seine Lordschaft wurde auf Wunsch seines Vaters im Trinity College erzogen, zusammen mit den verfluchten
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