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Im Wald der gehenkten Füchse

Im Wald der gehenkten Füchse

Titel: Im Wald der gehenkten Füchse
Autoren: Arto Paasilinna
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diesen Zeiten rasanter Entwicklung. Außerdem gehe es schließlich um die Sicherheit Finnlands. Wenn die Waffengattung der Pioniere in der Entwicklung zurückbliebe, wie würde es dann Finnland in einem künftigen Krieg ergehen?
    Oberst Hanninen freute sich. War der Saufbold endlich zur Vernunft gekommen und versuchte, sich zu bessern?
    »Ich setze mich für die Sache ein. Aber führ erst das Manöver durch, dann kannst du gehen.«
    »Danke, Herr Oberst.«
    »Eine bezahlte Freistellung kann ich dir allerdings nicht genehmigen.«
    »Ich wollte auch keinesfalls betteln«, sagte Remes und legte auf. Er fühlte sich jetzt im Vollbesitz seiner Kräfte. Eine Lebensveränderung war in Sicht, dieses gesamte dreckige Bataillon mochte seinetwegen für ein Jahr in Kriegsgefangenschaft geraten.
    Remes arbeitete jetzt effektiv. Er stellte schnell die Manöverpläne auf und übergab sie dem Schreiber zur Reinschrift. Dann widmete er sich der Regelung seiner Familienangelegenheiten. Zu seiner Frau Irmeli, die auf einem geerbten Flügel zu klimpern pflegte, sagte er:
    »Das Ding wird verkauft. Du kannst meinetwegen nach Spanien fahren. Einen Teil des Geldes kriegen die Mädchen. Nach dem Manöver reden wir weiter.«
    Für den Flügel gab es vierzehntausend Finnmark. Frau Remes flog sofort nach Spanien, und der Major selbst konzentrierte sich auf die endgültige Fertigstellung der Manöverpläne sowie auf recht fleißiges Saufen.
    Der Juli kam, heiß und kriegerisch. Das Bataillon wurde in Eisenbahnwaggons verladen. Für die Offiziere wurde ein bequemer Reisezugwagen angehängt, dann ging es ab nach Norden. Im Zug trank und sang Remes. »Auf zum letzten Gefecht«, grölte er. Niemand im Wagen schlief in dieser Nacht.
    Am Morgen wurde das Bataillon in Rovaniemi auf Lastwagen verladen. Major Remes wurde zu einem Jeep geschleppt, den der Obergefreite Säntälä chauffierte. Der junge Mann erhielt von Remes als Erstes den Befehl, zum Spirituosengeschäft von Rovaniemi zu fahren. Dort wurde eine halbe Wagenladung Schnaps gekauft, der mit Pomeranzen gewürzt war, und anschließend ging es im Eiltempo weiter Richtung Norden.
    Als Manövergebiet war die unbewohnte Wildmark östlich des Pallastunturi ausgewählt worden. Major Remes’ ursprünglicher Plan war mehrfach umgeändert, die Grundkonstellation der Übung jedoch erhalten geblieben. Demzufolge gab es drei kämpfende Parteien, nicht nur zwei, wie normalerweise in einem Krieg. Es gab Blaue, Gelbe und außerdem noch Grüne. Die Blauen waren Finnen, die Gelben Russen und die Grünen westliche Verbündete. Major Remes’ Infanteriebataillon gehörte zu den Blauen, also den Finnen. Kennzeichen der grünen Truppen war ein Helm, die gelben trugen ein Barett und die blauen, also die Finnen, eine Schirmmütze.
    Die Ausgangssituation von Remes’ Plan war folgende: Die Truppen der Russen und die der westlichen Verbündeten geraten mit konventionellen Waffen auf finnischem Boden aneinander, daraufhin eilen die finnischen Truppen hinzu in der Absicht, beide Angreifer dorthin zurückzujagen, woher sie gekommen sind. Es handelte sich also gewissermaßen um einen Krieg aller gegen alle. Ziel der Übung war es zu klären, wie dreiseitige Kriegshandlungen in Lappland in der Praxis erfolgreich sein konnten. Weil es so viele Beteiligte gab, brauchte man geräumige Übungsgebiete, und die östliche Wildmark am Pallas eignete sich gut für diesen Zweck.
    Major Remes fuhr mit dem Jeep nach Pulju, zweihundertfünfzig Kilometer von Rovaniemi entfernt. Dort war der Konzentrierungsraum der Truppen, und an diesem Ort wurde der Gefechtsstand des Manövers errichtet. Major Remes gefiel das nicht, denn man erwartete eine Schar Oberstleutnants, mehrere Oberste und zwei Generäle. Es war keinesfalls angebracht, vor den Augen dieser Schnüffler betrunken herumzutorkeln. Unter Rangniedrigeren konnte man sich wenigstens öfter mal einen genehmigen, Hauptsache, man brachte die Befehle noch vollständig heraus.
    So wies denn Major Remes den Obergefreiten Säntälä an, den Jeep auf der Straße für Forstfahrzeuge acht Kilometer weiter westwärts zum Siettelöselkä zu fahren, wo er den Befehlsstand seines Bataillons einrichtete. Neben einem kleinen Sandhügel wurde ein Mannschaftszelt aufgestellt, zwei Rekruten erhielten den Befehl, die Mücken im Zelt zu töten, und dann wurden auf dem Boden Schaumgummiunterlagen als Schlafplätze ausgebreitet. Das Feldtelefon und der Kartentisch kamen neben das Bett des Majors. Remes
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