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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman
Autoren: Johanna Lindsey
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Aufgabe betrachteten, mich zu züchtigen. Aber zu einem kreischenden und heulenden Monstrum wurde ich erst an dem Tag, an dem ich meinen Verlobten kennenlernte. Es war beidseitiger Hass auf den ersten Blick. Ich wollte ihn nie wiedersehen. Zum ersten Mal ließen meine Eltern mir nicht meinen Willen, weshalb man sagen könnte, dass ich einen hysterischen Anfall bekam, der jahrelang andauerte! Bis ich dich traf, hatte ich keine Freunde, die mich darauf hinwiesen, wie albern ich mich benahm. Du hast mir geholfen, ihn zu vergessen – zumindest vorübergehend, bis unsere Eltern uns das nächste Treffen aufzwangen.«

    »Nachdem wir beide uns kennengelernt hatten, bist du ziemlich schnell anders geworden. Wie alt waren wir da eigentlich? «
    »Sechs, aber so schnell habe ich mich gar nicht verändert, ich habe nur dafür gesorgt, dass du keinen meiner hysterischen Anfälle mehr miterleben musstest – nun ja, es sei denn, mein Verlobter kam zu Besuch. Selbst in deiner Anwesenheit konnte ich meine Feindseligkeit ihm gegenüber nicht besonders gut verbergen, fürchte ich.«
    Carol traute sich nur deswegen, zu lachen, weil Julia über ihre eigenen Worte grinsen musste. Julia wusste, dass ihrer Freundin klar war, wie wenig lustig sie das alles damals gefunden hatte. Ein paar von den Auseinandersetzungen mit ihrem Verlobten waren ziemlich gewalttätig verlaufen. Einmal hatte sie ihm fast das Ohr abgebissen. Woran er allerdings selbst schuld gewesen war. Bereits bei ihrer ersten Begegnung – Julia war damals erst fünf Jahre alt und ganz sicher, dass sie und er beste Freunde werden würden – zerschlug er ihre Hoffnungen mit seiner Grobheit und seinem Groll darüber, dass sie sozusagen für ihn handverlesen worden war. Jedes Mal, wenn sie einander besuchten, brachte er sie derart in Rage, dass sie sich am liebsten auf ihn gestürzt und ihm die Augen ausgekratzt hätte. Sie zweifelte nicht daran, dass er all diese Auseinandersetzungen absichtlich herbeigeführt hatte. Der dumme Junge dachte wohl irgendwie, sie könnte die Verlobung, die beide nicht wollten, lösen. Bestimmt hatte er England erst verlassen, nachdem ihm klar geworden war, dass sie hinsichtlich der Aufhebung ihres Bundes ebenso wenig zu sagen hatte wie er – und ihnen beiden dadurch eine in der Hölle geschlossene Ehe erspart. Wie seltsam, dass sie ihm für etwas dankbar sein musste! Nun aber, da er endgültig fort war, konnte sie eine gewisse Komik darin erkennen, welch schreckliches Monstrum sie gewesen war – zumindest in seiner Gegenwart.

    Julia nickte zu ihrem Essen hinunter, das langsam kalt wurde, doch Carol brachte das Gespräch auf ein neues Thema: »Ich gebe kommenden Samstag eine kleine Abendgesellschaft, Julie. Du kommst doch, oder?«
    Der Spitzname war ihr aus Kinderzeiten geblieben, und selbst Julias Vater hatte ihn übernommen. Sie fand es im Grunde albern, einen Spitznamen zu haben, der genauso lang war wie ihr richtiger Name, aber da er immerhin eine Silbe kürzer war, hatte sie nie Einspruch erhoben.
    Sie blickte über das Scone, in das sie gerade beißen wollte, zu ihrer Freundin hinüber. »Hast du vergessen, dass an dem Tag der Eden-Ball stattfindet?«
    »Nein, ich dachte nur, du würdest vielleicht zur Besinnung kommen und auf meine Bitte hören, dieser Einladung nicht zu folgen.«
    »Und ich hatte gehofft, du hättest es dir anders überlegt und die Einladung ebenfalls angenommen.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«
    »Ach komm, Carol!«, jammerte Julia. »Ich hasse es, meinen nichtsnutzigen Cousin zu solchen Anlässen schleppen zu müssen, und er hasst es auch. Kaum haben wir das Haus betreten, hält er schon Ausschau nach der Hintertür. Nie bleibt er da. Aber du …«
    »Es ist doch gar nicht nötig, dass er bleibt«, fiel Carol ihr ins Wort. »Gewiss kennst du dort alle. Du bist auf solchen Festen nie länger als eine Minute allein. Außerdem bedeutet der Heiratsvertrag, den der Graf von Manford unter Verschluss hält, dass du nicht einmal eine Anstandsdame brauchst. Ein solcher Vertrag bedeutet, dass du so gut wie verheiratet bist. Lieber Himmel, ich wollte nicht schon wieder dieses Thema anschneiden! Es tut mir leid.«
    Julia brachte ein Lächeln zustande. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Du weißt, dass du dieses widerwärtige Thema
in meiner Gegenwart nicht meiden musst. Gerade eben haben wir noch darüber gelacht. Nachdem dieser Narr und ich uns hassen wie die Pest, hätte er mir keinen größeren Gefallen tun können,
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