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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman
Autoren: Johanna Lindsey
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und dir auch. Es gab so viele passende Gelegenheiten – aber ich hatte nie den Mut dazu.«
    »Das ist schon in Ordnung«, versicherte Richard und lächelte seinen Bruder dabei sogar an. »Wie ich zu meiner Frau bereits gesagt habe, macht es im Grunde keinen Unterschied, ob er mein leiblicher Vater ist oder nicht – obwohl ich zugeben muss, dass es mir anders lieber gewesen wäre. Aber ich habe all die Jahre nie daran gezweifelt, dass er mein Erzeuger ist, und mich deswegen tief in meinem Inneren so grässlich gefühlt, weil ich ihn einfach nicht lieben konnte. Ich glaube, das grässliche Gefühl bin ich nun los, und dafür muss ich dir danken. Es ist gut, zu wissen, dass er seine Gründe dafür hatte, mich so schlecht zu behandeln, egal, wie selbstsüchtig und verschroben diese Gründe auch gewesen sein mögen.«
    Milton fand seine Stimme wieder. »Richard …«
    »Nein«, schnitt dieser ab, was wie ein Versöhnungsversuch seines Vaters klang, »du weißt, dass es dafür zu spät ist. Du hast zugelassen, dass Hass dein Leben beherrschte, und dadurch hat dieser Hass auch mein Leben beherrscht. Das ist das einzige Erbe, das du mir hinterlassen hast. Doch nun habe ich die Verbindung zur Quelle des Hasses endgültig gekappt.«
    »Aber die Situation ist doch plötzlich eine ganz andere!«
    »Du machst dir etwas vor, alter Mann. Ich habe längst alle Brücken hinter mir abgebrochen. Du kannst nicht mehr ändern, was du angerichtet hast. Es gibt keinen Weg zurück. Soweit es mich angeht, existierst du gar nicht mehr.«

    Im Raum wurde es still. Niemand außer Milton fand Richards Äußerung zu hart. Milton hatte vorsätzlich seine eigene Familie zerstört, und zwar mit einer Zielstrebigkeit, die fast an Besessenheit grenzte. Bei einem solchen Menschen war jedes Mitleid fehl am Platz.
    »Lasst uns von hier verschwinden!«, schlug Charles vor. »Mathew und ich verlassen Willow Woods ebenfalls. Es war ein Fehler von mir, zu glauben, er brauchte beide Großväter. In Wirklichkeit hat er nur einen.«
    »Nimm ihn mir nicht weg! Bitte nicht!«
    Aus Miltons Mund klang ein derart flehender Ton völlig ungewohnt, fast schon irreal. Seine Worte brachten Charles dazu, einen Moment innezuhalten, doch dann fuhr er an Milton gewandt fort: »Mir ist heute eine Last von den Schultern genommen worden, und du wirst sie mir nicht wieder aufbürden. Mathew ist nicht mit dir verwandt. Und ich bin es auch nicht.«
    »Das ändert doch nichts an der Tatsache, dass ich Mathew liebe!«
    Ungläubig starrten sie ihn an. Trotzdem hatte wohl keiner der beiden Brüder vor, ihm die Frage zu stellen, die sich in diesem Moment einfach aufdrängte, doch Julia war da nicht so zimperlich: »Warum konnten Sie dann Ihre eigenen Söhne nicht lieben?«
    Milton funkelte sie wegen ihrer Dreistigkeit böse an. »Weil es ihre Söhne waren und ich diese Frau gehasst habe. Aber nun ist sie schon so viele Jahre tot, und nichts an Mathew hat mich je an sie erinnert.«
    »Eigentlich können Sie einem leidtun, aber ich empfinde trotzdem kein Mitleid mit Ihnen«, überlegte Julia. »Sie, Sir, sind eine Pest, und Sie haben die Menschen in diesem Raum lange genug damit infiziert, mich eingeschlossen. Leblose Gegenstände waren Ihnen mehr wert als Menschen. Sie haben unschuldigen Kindern wehgetan, weil Sie ihre Mutter
nicht mochten. Sie hatten eine Familie und haben sie nicht geschätzt, es nicht einmal versucht. Sie verdienen keine neue Familie. Mein Mann hat einen Schlussstrich unter dieses Kapitel seines Lebens gezogen. Finden Sie sich damit ab! Nun müssen Sie mit dem leben, was Sie angerichtet haben, und es gibt niemanden mehr, der sich noch einen Deut um Sie schert.«
    »Mathew liebt mich!«
    »Mathew kennt Sie nicht! Es spielt keine Rolle, was für eine Maske Sie ihm gegenüber aufsetzen. Die Ansteckungsgefahr bleibt bestehen, und Gott sei Dank ist er ihr nun nicht länger ausgesetzt!«

53
    J ulia empfand nur eine leichte Verlegenheit, als sie Willow Woods wieder verließen – zum letzten Mal. Es war eigentlich nicht ihre Absicht gewesen, im Gespräch mit dem Grafen die kompromisslose Geschäftsfrau herauszukehren, die sich nichts vormachen ließ. Ebenso wenig hatte sie vorgehabt, ihn ihren Abscheu derart deutlich spüren zu lassen, aber sie hatte sich einfach nicht zurückhalten können. Nun machte sie sich ein wenig Sorgen wegen Richards Reaktion – nicht nur hinsichtlich der Dinge, die er heute erfahren hatte, sondern auch wegen ihres unschönen Verhaltens.
    Aber
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