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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition)
Autoren: Rebecca Maly
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paar Abschiedsworte zu und wendete schweren Herzens ihr Pferd.

    Im schnellen Trab durchritt Johanna den Torbogen. Ihre verschwitzte Stute überließ sie Paul, der nach erfolgloser Suche allein heimgekehrt war und sie nun anstarrte, als sähe er einen Geist. Johanna hatte keine Zeit für Erklärungen. Sie rannte durch die Hintertür ins Haus und lief direkt zum Studierzimmer ihres Vaters.
    Ihr Herz pochte noch immer wie wild. Am liebsten hätte sie Liams Namen laut vor sich hingesagt, wieder und immer wieder.
    Der bildergeschmückte Flur war schnell durchquert, und Johanna stand vor der geschlossenen Tür. Sie klopfte kurz, trat dann ein und blieb stehen. Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie ihrem Vater eigentlich sagen wollte. Mit ihren Schwärmereien brauchte sie wohl kaum zu ihm zu kommen.
    Anthony Chester sah nicht von seinem Schreibtisch auf. Konzentriert schob er Papiere hin und her. An seiner gerunzelten Stirn war deutlich zu erkennen, dass ihn Sorgen plagten, und es schienen ausnahmsweise keine Expeditionen in fremde Länder zu sein, die seine Aufmerksamkeit fesselten.
    Mit ungleich leiseren Schritten ging sie zu einem Sessel und setzte sich hinein.
    Für Johanna ging von diesem Zimmer seit je eine besondere Faszination aus. Als kleines Mädchen schon war sie oft heimlich hineingeschlichen, um all die exotischen Schätze zu bewundern. Bunt bemalte Schilde und Holzmasken pflasterten die Wände. Manche waren bedrohliche Fratzen, andere lachten oder hatten die Gesichter von Tieren. Auch jetzt lenkte sie der Anblick von zwei neuen Speeren, die gekreuzt hinter dem großen Schreibtisch an der Wand hingen, für einen Moment von dem Aufruhr in ihrem Herzen ab. Am Schaft unter den langen Eisenspitzen waren Büschel schwarzer Haare und Federn befestigt, und Johanna überlegte, zu welchem exotischen Tier sie einmal gehört haben mochten. Vielleicht war es sogar Menschenhaar!
    Lord Chester räusperte sich und richtete sich in seinem Lehnstuhl auf.
    » Ich sehe, du lebst noch. «
    » Ich… «
    » Bist du gekommen, um dich zu entschuldigen? « , fragte er kühl.
    O Gott, das hörte sich nicht gut an.
    » Denke nicht, ich zweifle an Pauls Aussage, dass du ihn absichtlich abgehängt hast. Ich weiß sehr wohl, wie gut du reiten kannst. Du hast nicht die Kontrolle verloren. Der arme Bursche wird sich sein Lebtag nicht von dem Schrecken erholen. Paul hat sogar um seine Entlassung gebeten. «
    Johanna fuhr der Schreck in die Glieder. » Vater, Sie haben doch nicht… «
    » Nein, natürlich nicht. Du bist immerhin nicht erst seit gestern mein Kind. «
    » Danke… und Entschuldigung. «
    » Ich habe deiner Mutter nichts davon gesagt, wir müssen sie ja nicht unnötig beunruhigen. Also raus mit der Sprache, was ist passiert? «
    » Ich wollte einfach mal wieder schnell galoppieren, und Don ist so schrecklich lahm! «
    » So? « Als Anthony Chester die Brauen zusammenzog, wusste Johanna sofort, dass er ihr nicht wirklich böse war. Sie glaubte sogar zu sehen, wie seine Mundwinkel kurz nach oben zuckten, doch das Lächeln unterdrückte er.
    » Ich habe Mr Fitzgerald getroffen. «
    Nun hatte Johanna die ganze Aufmerksamkeit ihres Vaters.
    » Deshalb bist du dem Paul davongeritten? «
    » Nein, ich… « Johanna drückte ihre Lederhandschuhe mit aller Kraft zusammen und starrte auf ihre Knie. Ihre Wangen glühten.
    » Sei froh, dass Mr Fitzgerald einen tadellosen Ruf hat, Johanna. Sonst wüsste ich nicht, was ich mit dir tun sollte. Eigentlich hast du dir eine Tracht Prügel verdient, aber dafür bist du mittlerweile leider zu alt. «
    » Liam war wirklich sehr anständig, Vater! « , protestierte Johanna halbherzig.
    Anthony Chester sah seine Tochter mitfühlend an.
    » Er gefällt dir, nicht wahr? « , fragte er.
    Johanna nickte und atmete einmal tief durch. Jetzt war es raus.
    » Hör zu, Kind. Liam Fitzgerald ist ein guter Mann, und er wird sicherlich auch ein guter Offizier. Ich kannte seinen Vater, und ich habe großen Respekt vor ihm, aber die Welt ist leider nicht so beschaffen, wie sich junge Mädchen das wünschen. Es tut mir in der Seele weh, aber es gibt keine Zukunft für dich und Mr Fitzgerald. «
    » Aber warum? Sie haben doch selber gesagt, er käme aus gutem Hause « , entgegnete Johanna entgeistert. Ihr war, als würde eine kalte Hand ihre Kehle zudrücken. Der romantische Ritt im sonnigen Park schien plötzlich Ewigkeiten zurückzuliegen.
    Anthony Chester faltete die Hände und seufzte. » Hör zu, Liebes.
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