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Im Tal der Mangobäume

Im Tal der Mangobäume

Titel: Im Tal der Mangobäume
Autoren: Patricia Shaw
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sein Pferd auf und erschreckte die anderen Pferde, so dass diese zurückwichen und zusammenstießen. Während er sein Tier wieder unter Kontrolle zu bringen versuchte, sah er, wie der alte Guringja mit Hilfe eines kräftigen Stocks und seinen beiden Frauen unsicher den Pfad hinunterkam.
    »Der große Kerl hat sich verzogen.« Sam zügelte sein Pferd. »Ich sehe mal lieber zu, dass ich ihn wieder einfange.«
    »Er fort«, beharrte die Frau. Sie rannte zu Guringja und redete in ihrer eigenen Sprache auf ihn ein.
    »Was sagt sie da, Sadie?«, fragte Paul eine von Guringjas Frauen.
    Sadie zuckte die Achseln. »Kenn diese Sprache nicht.«
    Schließlich erklärte Guringja: »Sie Kalkadoon. Heißt Wiradji. Meine Mama Kalkadoon, deshalb sie verwandt mit mir. Große Schwierigkeiten da, von wo sie kommt, darum sie hier mit Baby.«
    »Und was ist mit ihrem Mann?«, wollte Paul wissen. »Der hat hier nichts verloren.«
    Guringjas Blick wurde ausdruckslos. »Kein Mann, Boss.«
    »Jetzt lass den Unsinn. Er lauert irgendwo da drüben. Sie weiß, dass er hier ist.«
    »Ah! Das niemand, Boss. Niemand.«
    »Sie hat gesagt, er ist ihr Ehemann«, knurrte Sam ihn an. »Ich habe es selbst gehört.«
    Paul wandte sich an Sadie. »Du hast ihn doch gesehen, als ihr hierher gelaufen seid, oder? Du musst ihn doch …«
    Sie schüttelte den Kopf und stapfte zu der Frau hinüber. »Wo ist dein Mann?«
    »Er weggegangen«, erwiderte Wiradji traurig.
    »Wohin?«, wollte Paul wissen, aber Guringja packte Sadie am Arm. Er flüsterte ihr etwas zu, und sie erbleichte.
    »Mr.Paul«, sagte sie leise. »Besser, wir nehmen sie zum Lager, ja?«
    »Erst wenn ich weiß, wohin ihr Mann verschwunden ist! Ich will nicht, dass er hier herumlungert!«
    Sadie seufzte und ging zu Paul hinüber. Sie tätschelte sanft sein Pferd und sprach so leise, dass er sich zu ihr hinunterbeugen musste, um sie zu verstehen.
    »Kein Ehemann hier. Er gekämpft in großem Krieg. Wurde getötet. Für sie schwierige Zeit.«
    »Bitte? Was für ein Blödsinn! Er war hier! Wir haben ihn gesehen!«
    Sadie senkte den Blick und rieb sich den Nacken, offensichtlich darauf erpicht, das Thema fallenzulassen.
    Automatisch kratzte Paul sich ebenfalls am Nacken, womöglich aus demselben Grund. Die Haare dort pieksten wie Nadeln, und er erschauerte. Einen Augenblick lang war er völlig ratlos.
    Noah rutschte nervös auf seinem Sattel herum. »Versuchen die uns weiszumachen, der schwarze Bursche wäre gar nicht da gewesen?«
    »Nein«, entgegnete Paul. »Das ist nur ihr übliches doppelzüngiges Gerede.«
    »Wo ist er überhaupt hin?«
    »Was weiß ich!«, erwiderte Paul gereizt. »Plötzlich war er weg. Sagt mir Bescheid, wenn er sich noch mal blicken lässt.«
    Er nickte in Richtung der kleinen Gruppe von Aborigines. »Na dann! Bringt sie nach oben in euer Lager. Sie sieht aus, als bräuchte sie dringend was in den Magen.«
    Die drei Männer ritten davon und Sam lachte. »Wenn Noah diesen Ehemann je wieder zu Gesicht kriegt, gibt er garantiert Fersengeld!«
    »Und was ist mit dir?«, fragte Paul.
    Sam zuckte mit den Schultern. »Mit mir? Ich habe niemanden gesehen.«
     
    Am Nachmittag desselben Tages kamen Guringja und die fremde schwarze Frau auf der Suche nach dem Boss zum Stall.
    »Was wollt ihr denn jetzt noch«, fragte Paul.
    »Die Frau hier«, sagte der alte Mann, »die will Hilfe. Ich, sage ich ihr, ich zu alt, aber der große Boss hier, der helfen.«
    »Helfen, wobei?«
    Guringja gab Paul mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass ein Gespräch unter vier Augen vonnöten war, worauf Paul zu ihm trat. »Ich habe gesagt, sie kann bleiben. Was will sie noch?«
    Der alte Mann deutete mit seinem schwieligen Finger auf sie. »Ihr Ehemann, er Sohn von Ladjipiri!«
    »Was? Der Krieger, der hier war?«
    »Sohn von Ladjipiri«, wiederholte Guringja.
    Verblüfft sah Paul die Frau an. »Was? Banggu? Sie ist Banggus Frau?«
    Die Frau zog sich ihren Schal über den Kopf und verbarg das Gesicht, während der alte Mann Paul kopfschüttelnd auf die Schulter klopfte und die Finger an den Mund legte. »Nicht Name sagen, Boss. Nicht Name sagen. Bringt Unglück.«
    Paul schwirrte der Kopf, als er versuchte, sich über die Lage klar zu werden. Zudem blendete ihn die Sonne. Er zog sich den Hut tief über die Augen. Er hatte den Mann gesehen! Drei von ihnen hatten ihn gesehen. War das Banggu? Unter der Kriegsbemalung war er nicht zu erkennen gewesen.
    Man war allgemein zu der Ansicht gelangt, dass Banggu auf der
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