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Im Tal der Giganten

Im Tal der Giganten

Titel: Im Tal der Giganten
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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waren.
Mike griff rasch nach unten, hob den Kater zu sich herauf und grinste spöttisch. »Probleme?« fragte er. Astaroth
würdigte ihn nicht einmal einer Antwort. Hocherhobenen
Hauptes ging er an ihm vorüber und steuerte auf die
anderen zu, und Mike folgte ihm. Trautman runzelte
fragend die Stirn, als er Mikes immer noch anhaltendes
Grinsen bemerkte, ging aber nicht weiter darauf ein.
»Astaroth!« sagte er erfreut. »Du bist zurück. Hast du
einen Weg gefunden?«
Ja, antwortete Astaroth. Es müßte gehen. Aber es ist
nicht leicht
- wenigstens nicht für euch. Mike übersetzte
seine jeweiligen Antworten
- wobei er sich auf
das
Wesentliche beschränkte, was ihm den einen oder anderen
ärgerlichen Blick des Katers und ein flüchtiges Lächeln
Trautmans eintrug. »Was heißt nicht leicht? Die
Wachen?« Nein, antwortete Astaroth. Sie passen auf, aber
sie sind wie ihr - sie haben keine Phantasie. »Und was soll
das heißen?« erkundigte sich Trautman mißtrauisch.
Es gibt einen Weg, sagte Astaroth. Sie passen auf wie
die Schießhunde, aber an einer Stelle gibt es keine
Wachen. Direkt am Fluß. Trautman ächzte. »Wie bitte?«
Sie bewachen das Ufer nicht, bestätigte Astaroth. Ich habe mich genau umgesehen. Das Wasser ist dort nicht besonders tief
- wenigstens nicht für euch. Die Strömung
könnte ein Problem sein, aber mit ein bißchen Glück könnt
ihr es schaffen. Es gibt eine Stelle, an der das Wasser fast
bis an das Zelt heranreicht, in dem Annies Leute
untergebracht sind. Wenn ihr durch den Fluß geht, kommt
ihr ungesehen hin.
»Das ist doch nicht dein Ernst!« protestierte Ben. »Das
Wasser ist eisig, und ein einziger Fehltritt, und es ist aus. «
Dann mußt du eben zur Abwechslung einmal aufpassen,
wohin du deine ungeschickten Füße setzt, antwortete
Astaroth patzig. Das übersetzte Mike wörtlich. Ben wollte
auffahren, aber Trautman brachte ihn mit einer
energischen Geste zum Schweigen. »Astaroth hat recht,
fürchte ich. Wir haben wahrscheinlich keine andere Wahl.
Aber es wäre zu gefährlich, wenn wir alle gingen - und
außerdem völlig sinnlos. « Er überlegte einen Moment.
»Singh und ich werden gehen«, sagte er dann. »Ihr
anderen wartet hier. Sobald wir mit den Gefangenen
zurück sind, muß alles ganz schnell gehen. Sobald sie
merken, daß ihre Gefangenen entflohen sind, werden sie
wie die Teufel hinter uns her sein. «
»Ich komme auch mit«, sagte Mike. »Ganz bestimmt
nicht«, erwiderte Trautman. »Du bleibst schön hier bei -«
»Aber ich muß mitkommen«, unterbrach ihn Mike. Er
deutete auf den Kater. »Ich bin der einzige, der mit
Astaroth sprechen kann. Und ihn braucht ihr. « Trautman
bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick, aber er mußte
sich geschlagen geben. Mike hatte recht - ohne den Kater
hatten sie nicht die geringste Chance, das richtige Zelt zu
finden. Und ohne Mike konnten sie sich nicht mit Astaroth
verständigen. »Also gut«, sagte er seufzend. »Und um
endlosen Diskussionen vorzubeugen - die anderen bleiben
hier, ganz gleich, welche Gründe euch auch einfallen
mögen, mitkommen zu müssen. « Er stand auf. »Ben, du
bleibst hier oben und behältst das Lager und die
Umgebung im Auge. Die anderen warten unten auf uns.
Wir werden nicht viel Zeit haben, wenn wir
zurückkommen. «
Ben hatte keineswegs übertrieben - das Wasser war zwar
nicht eisig, aber nach der Hitze des Tages und der lauen
Nachtluft kam es Mike zumindest so vor, und die
Strömung war selbst hier am Ufer so stark, daß er mit aller
Macht um sein Gleichgewicht kämpfen mußte und nur
äußerst behutsam einen Fuß vor den anderen setzte. Der
Flußgrund war mit knöcheltiefem Schlamm bedeckt, aber
dazwischen gab es immer wieder runde, glattgeschliffene
Steine, auf denen man leicht ausgleiten konnte - und
ein
einziger Fehltritt oder gar ein Sturz bedeuteten hier
wirklich das Ende. Mikes Herz schlug so schwer, daß er es
bis in die Fingerspitzen fühlen konnte. Er zitterte vor Kälte
am ganzen Leib, und der Weg schien kein Ende zu
nehmen. Manchmal berührte ihn etwas unter Wasser,
kleine, glitschige Körper, die rasch wieder davonhuschten
und vermutlich viel mehr Angst vor ihm hatten als
umgekehrt er vor ihnen und ganz bestimmt vollkommen
harmlos waren, aber seine Phantasie machte natürlich die
gräßlichsten Monster daraus. Sie hatten das Lager der
Dinosauriermenschen erreicht. Zur Rechten, unmittelbar
über dem Ufer, erhob sich eine Barriere aus
undurchdringlich ineinandergewachsenen Büschen
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