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Im Sturm der Gefuehle

Titel: Im Sturm der Gefuehle
Autoren: Shirlee Busbee
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Gefühle mussten sich irgendwie auf ihrem Gesicht abgezeichnet haben, denn Henry lächelte und sagte aufmunternd: »Ach, kommen Sie, meine Liebe, so schlimm bin ich gar nicht. Und wenn Sie ein braves Mädchen sind und alles tun, was ich sage, werde ich Sie freilassen, und Sie können in die Arme Ihres ziemlich tölpelhaften Mannes eilen.«
    Sie begegnete seinem Blick, und was sie darin las, war wenig Vertrauen erweckend. Den Seitenhieb gegen Ives überhörend, sagte sie unumwunden: »Ich glaube Ihnen nicht.«
    Henry zuckte mit den Achseln und bückte sich, um ihr beim Aufstehen zu helfen. »Es spielt keine Rolle, ob Sie mir glauben oder nicht. Benehmen Sie sich, und Sie kommen lebend davon.«
    Da ihre Gehversuche mit den Fesseln sehr unbeholfen ausfielen, schwang Henry sie auf seine Schulter und legte das kurze Stück zwischen Schuppen und Haus rasch zurück. Im Inneren setzte er sie auf einen Stuhl und zündete rasch ein paar Kerzen an.
    Das Haus war ebenso wenig beeindruckend wie der Schuppen, doch schien es wenigstens sauber zu sein, und man sah, dass es einen gewissen Komfort aufwies. Sie befand sich in einem kleinen, mit einigen bequemen Ledersesseln und ein paar Tischen möblierten Raum; ein Orientteppich in verblasstem Rot und Gold bedeckte den Boden. Auf dem Rost des Kamins lag Brennholz, säuberlich gestapelt.
    Als sie sich umblickte und ihre Fluchtchancen abschätzte, zog Henry seine Taschenuhr hervor. Er ließ ein Zungenschnalzen hören, als er sah, wie spät es war.
    »Unsere Fahrt dauerte ein wenig länger als erwartet«, sagte er im Plauderton. »Aber keine Angst, hier werden wir nicht lange verweilen.«
    Er ging zu ihr, stellte sie auf und erklärte: »Und jetzt hören Sie zu, meine Liebe, ich muss Ihre Fesseln neu arrangieren. Machen Sie ja keine Dummheiten, Seien Sie so lieb und brav wie immer, und diese Prüfung wird viel weniger schmerzhaft sein, als sie es sein könnte. Haben Sie verstanden?«
    Sophy ließ sich von seinen glatten Worten und seinem zuvorkommenden Gehabe nicht täuschen - unternahm sie einen Fluchtversuch, würde er nicht zögern, ihr etwas anzutun, und er würde es auch noch gern tun.
    Während er sich an ihren Fesseln zu schaffen machte, saß sie aufrecht und steif da und fragte sich, warum er sich überhaupt bemüßigt gefühlt hatte, sie zu warnen. Er ging keine Risiken ein. Nun war sie zwar nicht mehr verschnürt wie Federvieh auf dem Markt, aber noch immer gefesselt, da er das Seil zurechtschnitt und ihr eine straffe Fußfessel anlegte, die ihr nur Spielraum für kleine, vorsichtige Schritte ließ, ohne ihr Freiheit zu gewähren. Diese Fußfessel war unter ihrem Rock verborgen, und ihre gebundenen Hände ruhten in ihrem Schoß, sodass ihre Fesseln auf den ersten Blick gar nicht sichtbar waren.
    »Wenn wir zur Jacht gehen, werden Sie natürlich einen Umhang tragen, und meine Pistole wird auf sie gerichtet sein«, sagte Henry, als er wenig später sein Werk begutachtete. »Ich erwarte zwar nicht, jemandem zu begegnen, doch wenn es so wäre, brauchen Sie nur zu lächeln und hübsch auszusehen.« Seine blauen Augen verhärteten sich, und sie fragte sich, wie sie seinen Blick jemals als fröhlich und unbekümmert hatte empfinden können. »Denken Sie daran, dass ich nicht zögern würde, Sie zu töten, sollte es sich als nötig erweisen.«
    Er setzte sich ihr gegenüber, zog wieder seine Uhr zu Rate und runzelte die Stirn.
    »Warten wir auf jemanden?«, fragte Sophy höflich.
    »Ja, auf einen Kollegen. Er scheint sich verspätet zu haben.« Henry lächelte. »Ich nehme an, die unerwartete Änderung meiner Pläne sorgte für Konfusion. Er musste etliche Dinge arrangieren. Wir sollten uns erst morgen Nacht treffen. Doch setze ich großes Vertrauen in ihn, da er mich noch nie enttäuschte. Sobald er kommt, gehen wir an Bord der Vixen und nehmen Kurs auf die französische Küste.«
    »Ist er zufällig Franzose? Der Herr, dem sie militärische Geheimnisse verkauften?«, erkundigte sich Sophy zuckersüß.
    Henrys Miene verfinsterte sich. »Ach, das wissen Sie also?« Er sah sie schärfer an. »Mich wundert, dass Ihr hingebungsvoller Gatte Sie eingeweiht hat. Ich hätte gedacht, Roxbury ließe sich nicht gern in die Karten blicken.«
    Sophy zuckte mit den Achseln. Plötzlich fiel ihr ein, dass es vielleicht nicht klug war, erkennen zu lassen, was sie wusste oder nicht.
    Ihr Mund wurde schmal. Was machte es denn aus? Henry würde sie töten. Davon war sie trotz seiner gegenteiligen
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