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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst
Autoren: Jonathan Kellerman
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Atlanta.«
    »Geschäftlich?«
    »Jerry handelt mit Metall. Er besucht Schrottplätze und Schmelzereien und so.« Sie machte sich an ihrem Haar zu schaffen. »Nehmen Sie bitte eins, sie sind von Pepperidge Farms.«
    Sie nahm einen Keks von dem Teller, ließ ihn fallen, versuchte ihn aufzuheben und zerkrümelte ihn auf dem Teppich.
    »Sehen Sie nur, was ich angerichtet habe!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte.
    Milo war freundlich, aber hartnäckig, und er und Sheila Quick fanden bald zu einem Rhythmus: kurze Fragen von ihm, lange, ausschweifende Antworten von ihr. Sie schien vom Klang ihrer eigenen Stimme hypnotisiert zu sein. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie es sein würde, wenn wir gingen.
    Gavin Quick war das jüngere von zwei Kindern. Eine dreiundzwanzigjährige Schwester namens Kelly studierte Jura an der Boston University. Gavin war ein sehr guter Junge. Keine Drogen, kein schlechter Umgang. Seine Mutter konnte sich nicht vorstellen, dass ihm jemand etwas antun wollte.
    »Das ist wirklich eine ziemlich dumme Frage, Detective.«
    »Es ist nur eine Frage, die ich stellen muss, Ma’am.«
    »Nun ja, in diesem Fall ist sie sinnlos. Niemand würde Gavin etwas antun wollen - ihm ist schon genug angetan worden.«
    Milo wartete.
    »Er war in einen furchtbaren Autounfall verwickelt«, sagte sie.
    »Wann war das, Ma’am?«
    »Vor knapp einem Jahr. Er hat Glück gehabt, dass er nicht …« Ihre Stimme brach. Sie ließ den Kopf in die Hände sinken, und ihr Rücken krümmte sich und zitterte.
    Es dauerte eine Weile, bis sie ihr Gesicht wieder zeigte. »Gavin war mit ein paar Freunden zusammen - Freunden vom College, er stand kurz vor dem Ende seines zweiten Studienjahrs an der Uni, in Wirtschaftswissenschaften. Er war an Geschäften interessiert - nicht an Jerrys Art von Geschäft. Am Finanzwesen, an Immobilien, großen Dingen.«
    »Was ist passiert?«
    »Was - ach, Sie meinen den Unfall? Sinnlos, absolut sinnlos, aber hören Kinder zu, wenn man ihnen was sagt? Sie haben es abgestritten, aber ich bin sicher, dass Alkohol im Spiel war.«
    »Sie?«
    »Der Junge, der am Steuer saß … Seine Versicherung … Sie wollten ihre Haftung reduzieren. Jedenfalls hatte ich den Eindruck. Ein Junge aus Whittier, den Gavin von der Schule kannte. Er starb bei dem Unfall, also konnten wir schlecht seine Eltern damit behelligen, aber die Versicherungsgesellschaft hat sich unglaublich lange Zeit gelassen, bis sie uns das Geld für Gavins Behandlung erstattet …, aber das braucht Sie nicht zu interessieren.«
    Sie nahm sich ein Papiertaschentuch und wischte sich die Augen.
    »Was genau ist passiert, Mrs. Quick?«
    »Was passiert ist? Sie haben sich zu fünft in einen blöden kleinen Toyota gezwängt und sind viel zu schnell über den Pacific Coast Highway gebraust. Sie waren auf einem Konzert in Ventura und befanden sich auf dem Rückweg nach L.A. Der Fahrer - der Junge, der gestorben ist, Lance Hernandez - hat eine Kurve nicht erwischt und ist direkt gegen den Berghang geknallt. Er und der Beifahrer auf dem Vordersitz waren sofort tot. Die beiden Jungs, die hinten neben Gavin saßen, sind nur leicht verletzt worden. Gav hatte sich zwischen sie gequetscht; er war der dünnste, und deshalb hat er den Platz in der Mitte bekommen, für den es keinen Sicherheitsgurt gab. Die Beamten der Highway Patrol meinten, er hätte Glück gehabt, dass er so eng zwischen ihnen saß, weil das verhindert hätte, dass er durch die Luft geflogen sei. So ist er nur nach vorne geschleudert worden und mit dem Kopf gegen die Rückenlehne des Fahrersitzes geschlagen. Seine Schulter wurde ausgerenkt, und in seinen Füßen wurden mehrere kleine Knochen gebrochen, als sie nach hinten gebogen wurden. Das Komische an der Sache ist, dass er nicht geblutet hat, keine Prellung, nur eine ganz kleine Beule an der Stirn. Er war nicht im Koma oder so etwas, aber die Ärzte sagten uns, dass er eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen hätte. Er hatte ein paar Tage lang das Gedächtnis verloren, ziemlich schlimm, und es hat wirklich Wochen gedauert, bis er wieder richtig klar im Kopf war. Davon abgesehen sah er, nachdem die Beule verschwunden war, von außen kein bisschen anders aus als vorher. Aber ich bin seine Mutter, und ich weiß, dass er verändert war.«
    »In welcher Beziehung verändert, Mrs. Quick?«
    »Er war ruhiger - spielt das eine Rolle? Was hat das hiermit zu tun?«
    »Ich sammle Hintergrundinformationen, Ma’am.«
    »Nun ja, ich
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