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Im Silberschein des Mondes

Im Silberschein des Mondes

Titel: Im Silberschein des Mondes
Autoren: Christa Zimmermann
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kannte, nannte ihn Mucky. Das lag wohl auch daran, dass er unwahrscheinliche Kräfte besaß. Obwohl Mucky etwas zurückgeblieben war, war er doch ein lieber Kerl, half Anna bei den Stallarbeiten und manchmal ritten sie auch zusammen aus. Mit Tieren konnte er wunderbar umgehen. Nun saß er da und beobachtete Anna, wie sie mit kräftigen Strichen ihr Pony putzte: ,, heute keine Lust, Mucky? Oder willst Du schon misten?“ Fragend sah sie ihn über die Schulter an.
, Nina kommt?“, nuschelte er zusammenhanglos. , Ja, sie wollte kommen, aber Du kennst ja Nina, unpünktlich wie immer.“ Anna wusste, dass er nicht besonders gut auf Nina zu sprechen war, denn immer wieder zog sie ihn auf und nahm ihn nicht ernst. Mucky merkte es schon, doch er konnte sich nicht wehren. Aber Anna stand ihm in solchen Momenten immer bei und das dankte er ihr mit abgöttischer Liebe.
Kurze Zeit später kam Nina mit ihrem Rad auf den Hof gebraust, klingelte und ließ ihre Bremsen quietschen. Schon stand sie schwitzend und mit zerzaustem Haar in der Scheune: ,, Puh, ist mir heiß. Hast Du was zu trinken, Anna? ``, Erst einmal Hallo, Nina und ja, da steht Wasser oder Cola, was Du möchtest. Ich dachte schon, Du kommst nicht mehr. ``, Hallo, Anna und Mucky, `` sie nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche, ,, jetzt geht es mir schon besser. Wenn ich sage, ich komme, dann komm ich auch, wenn auch mit Verspätung. `` Mucky verschwand, ohne Nina einen Blick zu schenken, im angrenzenden Stall. Dass Nina ein Treffen mit Tjark verschwieg, empfand sie selbst nicht schlimm. Sie wollte ihn für sich allein. Um das zu erreichen, war ihr jedes Mittel recht. Auch ihre Freundschaft zu Anna würde sie nicht daran hindern, Tjark für sich zu erobern.
, Hier, `` Anna warf ihr eine Bürste zu, ,, putze weiter, ich hole schon Andy aus dem Stall. `` Als sie endlich vom Hof ritten, sah ihnen Mucki aus der angelehnten Stalltür verstohlen hinterher. Ach, wie er die Ausritte mit Anna vermisste, die Stunden am Lagerfeuer, wo sie Stockbrot aßen und Anna dazu spannende Geschichten erzählte. Diese Zeit war vorbei, nun war nur noch Nina ihre beste Freundin. Seufzend wandte er sich wieder seiner Arbeit zu und träumte von vergangenen Zeiten.
Anna und Nina ritten unterdessen in Richtung Wiehengebirge. Sie kannten dort wunderbare Wege und lauschige Plätze. Auch die kleine Quelle, die hoch oben im Wald aus der Erde sprudelte, suchten sie immer wieder gerne auf. Dort konnten die Ponys grasen und das frische Wasser trinken. Sie lagen dann im Gras, hingen ihren Gedanken nach oder erzählten sich etwas. Auch heute war es wieder so und doch irgendwie anders. Nina war nicht so gesprächig wie sonst, denn ihre Gedanken gingen immer wieder zu Tjark zurück. Sie träumte von einer Zukunft mit ihm und darin hatte Anna keinen Platz. Sie musste ihn haben und wusste auch schon, wie sie ihn bekommen könnte. Doch Anna in ihrer Arglosigkeit merkte nichts.
Auf dem Rückweg fragte Anna Nina, ob sie am kommenden Wochenende wieder Zeit hätte auszureiten und vielleicht helfen, die Ställe zu streichen. , Nee, am Wochenende geht nicht. Meine Mutter wird doch vierzig und da muss ich zu Hause sein. `` Sie gab ihrem Pony die Sporen und Anna hatte Mühe, im Galopp mitzuhalten. Mucki wartete schon am Stall auf sie und zusammen versorgten sie die Tiere, sagten Annas Oma Tschüss und radelten ihrem Zuhause in der Stadt zu.
Die Nacht war dunkel und noch warm von der Hitze des Tages. Die vermummte dunkle Gestalt schwitzte von der schnellen Fahrt mit dem Rad. Leise stellte sie es versteckt an der Hecke ab und schlich, darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, zu den Ställen. Sie wusste, dass die kleine Nebentür zur Scheune unverschlossen war. Vorsichtig zog sie die Tür auf, sah sich noch einmal lauschend nach allen Seiten um und huschte durch den kleinen Spalt in die Scheune. Die Gestalt kannte sich hier genau aus und deshalb fand sie den Weg bis zur Sattelkammer auch im Dunkeln. Annas Sattel hing wie immer an seinem Platz. Noch einmal horchte sie in die Dunkelheit, doch es war nichts weiter zu hören, als ab und zu das rascheln der Ponys im Stroh und ihr zufriedenes leises Schnauben. Mit ein paar Griffen zog sie den Sattelgurt zu sich, ein Messer blitzte auf und mit schnellen Schnitten war eine tiefe Kerbe im Gurt entstanden, die sogleich sorgfältig mit der Lasche verdeckt wurde. Zitternd vor Aufregung steckte sie das Messer wieder ein und schlich so leise wie möglich aus der
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