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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht
Autoren: Linda Howard
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anzuschwellen. Zumindest hatte es nicht die Kniescheibe selbst getroffen.
    Ein anschnallbarer Eisbeutel wäre wirklich nett gewesen. Sie drehte sich um, sah bergauf den Schnee liegen und schüttelte den Kopf. Nicht einmal für den Genuss, Schnee auf ihr Knie zu packen, konnte sie diesen Hang ein zweites Mal erklettern.
    Sich am Baum haltend, wagte sie einen zaghaften ersten Schritt. Wieder tat es weh, doch das Gelenk knickte nicht ein und fühlte sich relativ stabil an. Folglich hatte sie sich nur einen massiven Bluterguss eingehandelt und keine Bänder gerissen. Als sie das Bein wieder voll belasten und normal gehen konnte, setzte sie ihren Weg ins Tal fort, aber nicht ohne jeden einzelnen Schritt mit einem Fluch zu würzen, weil das Bergabgehen den Knien sowieso nicht bekam.
    Die letzte Abseilstrecke war die längste und ein einziger Albtraum. Sie musste sich bei jedem Sprung breitbeinig abstützen, weil sie sonst seitwärts gegen den Fels geschlagen wäre. Das rechte Knie wollte nichts vom Abstützen wissen und erst recht keinen Aufprall abfedern. Inzwischen war es so angeschwollen, dass sie es kaum noch beugen konnte. Als sie endlich unten ankam, war sie schweißgebadet.
    Die Luft im Tal war kühl, aber angenehm. Sie sah zu den jäh aufragenden Bergen hinauf, sah die weißen Mützen, die sie über Nacht aufgesetzt hatten, und den weißen Puderzucker, der die zerklüfteten Hänge bis auf halbe Höhe bestäubte. Von dort kam sie gerade her, so hoch war sie gewesen.
    Cal war immer noch dort oben, aber er war inzwischen bestimmt schon weiter westlich, wo es zum Taleinschnitt hinabging. Sie schickte ihm ein kurzes, glühendes Schutzgebet hinterher, das ihm auf seinem Weg Flügel verleihen sollte, drehte sich dann um und machte sich auf den langen, mühsamen Marsch zu der Landzunge, wo sie und Cal die Klippe heruntergestiegen waren. Ihr fiel wieder ein, dass unten an der Klippe nichts als nackter Fels auf sie wartete, und sie wäre beinahe in Tränen ausgebrochen. Auf dieser Art von Untergrund konnte sie sich nicht auf ihr Knie verlassen, und sie konnte die Felsen auch nicht auf allen vieren überqueren, weil sie ihr geschwollenes Knie unmöglich so stark belasten konnte. Sie würde nur über diese Felsen kommen, indem sie sich hinsetzte und von Fels zu Fels rutschte. Na toll.
    Das blieb ihr erspart, wenigstens zum Teil. Während der zweieinhalb Tage, die sie unterwegs gewesen war, hatten die Bewohner von Trail Stop Wachen aufgestellt, um nicht überrascht zu werden. Roland Gettys erspähte sie und kam von der Klippe herab, um ihr zu helfen. Es kostete dennoch erheblich mehr Zeit und Mühe, die Klippe zu erklimmen, als sie erwartet hatte, fast so lange, wie sie gebraucht hatte, um vom Berg ins Tal zu kommen.
    Roland brachte sie zu den Richardsons, deren Haus das nächste war. Er setzte sie an der Tür ab und kehrte dann eilig auf seinen Posten zurück. Zu Cates Überraschung war der Keller fast leer, zumindest verglichen mit der Menschenmenge, die darin versammelt gewesen war, als sie und Cal losgezogen waren. Gena und Angelina waren noch da, weil Gena auf ihrem verstauchten Knöchel nicht gehen konnte; sie konnte kaum humpeln. Creed und Neenah waren hier, er aus demselben Grund, und dazu Perry und Maureen. Jemand hatte quer durch den Keller Seile gespannt und Leintücher darüber gehängt, um einen Anflug von Privatsphäre zu schaffen.
    Creed sah sie scharf an, als sie allein ins Haus gehumpelt kam. »Wo ist Cal?«
    »Er will ihnen auflauern«, keuchte sie und sank in den Stuhl, den Maureen ihr eilig hinschob. »Er will versuchen ... Er sagte, sie würden aus dieser Richtung nicht mit ihm rechnen.«
    »Willst du etwas Wasser?«, fragte Maureen besorgt. »Oder etwas zu essen?«
    »Wasser«, keuchte Cate. »Bitte.«
    »Was ist passiert?«, fragte Creed mit eiserner Entschlossenheit. »Warum habt ihr den Plan geändert?«
    »Joshua!«, tadelte Neenah ihn sanft.
    »Schon okay«, antwortete Cate. »Cal ist eingefallen ... Er hatte die Sachen für mich auf den Speicher getragen, Laytons Sachen. Dabei war auch ein Kulturbeutel. Als Mellor sagte, dass er den Koffer wollte, griff ich nach dem Koffer und gab ihn ihm, ohne dass ich einen Gedanken an den Kulturbeutel verschwendet hätte. Er steht immer noch auf dem Speicher. Was sie wollen, muss in dem Beutel sein. Darum sind sie zurückgekehrt.«
    »Ich gehe ihn holen«, sagte Perry auf einen Blick von Creed hin. »Wie sieht er aus?«
    »Es ist ein einfacher brauner
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