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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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hinterher.
    Kelly bildete die Nachhut. Sie ritt die schöne Stute, Matty saß vor ihr im Sattel, eng an sie gekuschelt. All sein Reitermut hatte ihn verlassen. Jetzt war er nur noch ein kleiner, erschöpfter Junge, der bei seiner Mama sein wollte.
    Ein Tross wie aus dem Mittelalter, fand Kelly. Der verwundete Prinz kehrt heim. Gefolgt von seiner Frau.
    Rafaels Frau …
    Ja, das war sie. In den vergangenen furchtbaren Stunden, als die Angst um ihn sie geschüttelt hatte, war sie seine Frau geworden.
    Und Prinzessin von Alp de Ciel.
    Dieser schreckliche Tag hatte auch sie und ihren Sohn zusammengeschweißt. Er hatte sie gebraucht, und sie war da gewesen.
    „Ich dachte, du kannst gar nicht reiten“, murmelte Matty.
    „Doch, ich kann reiten“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Ich wollte es nur nicht. Die Gefahr schien mir zu groß. Aber heute … Manchmal muss man Risiken auf sich nehmen. Keine dummen, unvernünftigen Risiken, sondern solche, die es wert sind. Ich wollte bei dir und Rafael sein.“
    „Willst du auch unsere Prinzessin werden?“ Er drehte den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.
    Sie nickte.
    „Und aus der Dachstube kommen?“
    „Ja, das muss wohl sein“, flüsterte sie. „Mal sehen, vielleicht werde ich sogar das Kleid tragen.“
    Im Schloss kümmerten sich sofort Haushälterin und Krankenschwester um Rafael. Ellen und Marguerite nahmen Kelly und Matty unter ihre Fittiche, steckten sie, einen nach dem andern, in die Badewanne, desinfizierten Kratzer und Schrammen. Danach brachte Kelly ihren Sohn zu Bett. Sobald er seinen Kopf auf das Kissen gelegt hatte, schlief er ein.
    Auch Kelly fühlte sich erschöpft, doch an Schlaf war nicht zu denken. Sie machte sich zum Nordflügel auf, wo die Privaträume des Fürsten lagen.
    Von Crater wusste sie, dass Rafael widerstrebend dort eingezogen war, nur weil sein Amt als Prinzregent es verlangte. Sie würde in ihrem T-Shirt und den fadenscheinigen Jeans dort wie ein Fremdkörper wirken.
    Morgen wollte sie sich um ihre Kleidung kümmern. Heute war anderes wichtig.
    Rafael.
    Doch vor der großen Eichentür, die zu den Fürstengemächern führte, zögerte sie zaghaft. Diese Räume hatte sie noch nie betreten. Als Kass sie ins Schloss gebracht hatte, war sein Verlangen nach ihr bereits erloschen.
    Diese Erinnerungen … Hatte wirklich sie all das erlebt? War sie diese unbedarfte junge Frau gewesen, die sich in einen Prinzen verliebt hatte, ohne zu wissen, was für Folgen das nach sich zog?
    Heute wusste sie es. Wenn sie die Tür öffnete, würde es kein Zurück mehr geben.
    Damals war sie ahnungslos dem falschen Prinzen aufs Schloss gefolgt. Wenn er sie nicht verstoßen hätte, wäre sie über kurz oder lang von sich aus gegangen. Geflohen mit ihrem Kind.
    Rafael, ein Mann, der ebenfalls gute Gründe hatte, das Fürstenhaus zu hassen, war ihr richtiger Prinz. Er trat sein Erbe nicht des persönlichen Vorteils wegen an, sondern aus Verantwortungsbewusstsein. Sogar Opfer hatte er dafür gebracht und sein unabhängiges, sorgloses Leben in Manhattan aufgegeben.
    Kelly war nur aus Liebe zu ihrem Sohn in das Schloss zurückgekehrt.
    Weil sie Rafael liebte, wollte sie bleiben.
    So war das. Und deshalb musste sie durch diese Tür gehen.
    „Öffne sie, oder verschwinde für immer in deine Dachkammer“, befahl sie sich laut. „Komm schon, du kannst es, Prinzessin Kellyn Marie de Boutaine.“
    Das Bett war so groß wie eine Kammer. Es hatte Vorhänge aus Samt mit goldenen Kordeln zum Aufziehen. Zwischen den dicken Federdecken und Kissen war Rafael kaum auszumachen.
    „Kelly?“
    Wie schön, die geliebte Stimme zu hören! „Hallo. Störe ich? Soll ich später wiederkommen?“
    „Du bist hier.“ Das klang zufrieden und schläfrig. „Sie haben mir Schmerzmittel gegeben. Ich bin nicht ganz bei mir. Sag mir, dass du wirklich da bist und die Schulkinder in Sicherheit sind.“
    Sie stürzte an sein Bett, fasste sich aber sogleich wieder. „Alle Kinder sind gerettet worden. Auch die Lehrerin. Rafael, du hättest sterben können.“
    „Wir haben es tatsächlich geschafft.“ Er griff nach ihrem Handgelenk. „Wie viele Todesopfer hat es gegeben?“
    „Vier“, flüsterte sie. „Vier alte Menschen, die nicht schnell genug das Haus verlassen konnten, sind umgekommen.“
    „Und die Verletzten?“
    „Keiner schwebt in Lebensgefahr. Wir haben Glück gehabt.“
    „Was sonst noch?“
    „Schwerer Sachschaden am Ortsrand. Die Schäden im Ort und an den Straßen sind nicht so
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