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Im Schloss unserer Liebe

Im Schloss unserer Liebe

Titel: Im Schloss unserer Liebe
Autoren: Marion Lennox
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Pferd sitzen geblieben und bewegte sich nicht.
    Neben seinem stand noch ein anderes Pferd, dessen Zügel er hielt. Ein imposantes Tier.
    Es war Blaze, Kass’ Hengst.
    Wie war der hierhergekommen?
    „Matty!“, rief Kelly. Der Junge drehte sich nach ihr um. Sein Gesicht war blass, seine Augen waren weit aufgerissen vor Entsetzen.
    Da war Kelly schon bei ihm, hob ihn zu sich aufs Pferd und schloss ihn in die Arme. Er ließ es zu, behielt aber Blaze’ Zügel und die seines Pferdes in der Hand.
    Vor ihnen arbeiteten Menschen, Männer und Frauen. Mit bloßen Händen räumten sie Trümmer beiseite. Nur ihr Schluchzen zerriss die Stille. Was hier einmal gestanden hatte, wurde Kelly klar, als sie das Schild an einem zerstörten Zaun entdeckte.
    Eine Schule. Hier hatte eine Schule gestanden.
    „Matty …“, flüsterte sie und presste die Lippen auf das Haar ihres Sohnes. Der Kleine krümmte sich in ihren Armen und begann zu weinen.
    „Onkel Rafael“, schluchzte er an ihrer Brust. „Er ist da hingegangen, und dann ist er verschwunden. Und die ganze Erde ist auf ihn gefallen. Kannst du ihn da rausholen, Mama?“

9. KAPITEL
    Kelly hatte die vergangenen fünf Jahre auf Goldfeldern verbracht, hatte in den Minen nach Gold geschürft und es gewaschen. Obwohl sie Historikerin war und meist am Schreibtisch Forschung betrieb, wusste sie mit dem Spaten umzugehen.
    Und sie besaß Grundwissen im Bergbau. In den alten Schächten auf dem Museumsgelände kannte sie sich aus, wusste, wie Bergarbeiter früherer Jahrhunderte sich vor Unfällen schützten, und war mit den modernen Sicherheitsvorkehrungen vertraut, die für den Besuch von Touristen getroffen worden waren.
    Während sie beobachtete, wie die verzweifelten Menschen nun versuchten, der Massen an Schlamm Herr zu werden, wurde ihr klar: Sie vergrößerten die Gefahr und riskierten, selbst lebendig begraben zu werden.
    Der Versuch, sich in diesen riesigen Haufen von lockerer Erde und Geröll ohne Stützstreben hindurchzugraben, würde zu einem Desaster führen.
    Kelly sprang vom Pferd, bat zwei alte Frauen, Matty nicht aus den Augen zu lassen, krempelte die Ärmel hoch und begann, Anweisungen zu geben.
    Erstaunlicherweise hörten die Leute ihr zu. Und noch erstaunlicher: Sie richteten sich nach ihren Vorschlägen.
    Aus der Geschichte des Bergbaus, in der es zu vielen Unglücken gekommen war, wusste Kelly, was auf jeden Fall zu vermeiden war: unüberlegtes Vorgehen. Auf keinen Fall durften die verzweifelten Eltern versuchen, einen Tunnel zu ihren Kindern zu graben.
    Matty hatte es abgelehnt, mit den Alten in eines der unbeschädigten Häuser zu gehen, und darauf bestanden, wenigstens auf die Pferde aufzupassen. Wann immer Kelly sich nach ihm umsah, spürte sie die Bitte in seinem Blick, helfen zu dürfen.
    Das Unglück hatte viel Schaden angerichtet, wenn auch nur in dem Teil der Ortschaft, der in der Nähe des Hanges lag. Hier waren zwei ältere Ehepaare von Trümmern ihrer Häuser erschlagen worden. Es gab auch Verletzte. Doch die meisten Bewohner hatten sich retten können.
    Ausgerechnet die Schule war vollkommen zerstört worden.
    „Es gibt dort einen Keller“, erklärte ihr der Bürgermeister mit finsterer Miene. „Wahrscheinlich hat die Lehrerin die Schüler dahin geführt, statt sie nach draußen zu schicken. Aber der Kellerausgang wurde verschüttet. Die Ersten, die herkamen, hörten Schreie von dort und gruben. Schließlich konnte Prinz Rafael mit einer Taschenlampe hineinkriechen. Dann stürzte der Schlamm vom Felsen auf das Dach. Und nun …“
    „… hört man nichts mehr?“
    „Doch, aber nur leise. Wenn wir ganz still sind.“ Der Bürgermeister rieb sich die Stirn. „Ich hoffe, dass alle noch leben. Die zwanzig Kinder, die Lehrerin und unser Prinz. Und dass sie durchhalten, bis wir sie ausgegraben haben.“
    „Haben Sie Hilfe von außen angefordert?“, fragte Kelly und versuchte, nicht panisch zu klingen.
    „Die Straßen sind blockiert. Wir sind von der Welt abgeschnitten. Uns fehlen Helfer und Räumfahrzeuge.“
    Also gruben sie. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Sie mussten zunächst den Erdhaufen über dem Keller abtragen, um das Gewicht, das auf der Decke lastete, zu verringern. falls sie überhaupt bis jetzt gehalten hatte.
    Als der Bürgermeister die Hand hob, um Ruhe zu gebieten, waren gedämpfte Schreie zu hören, fast erstickt von dem Erdreich, unter dem die Menschen verschüttet waren.
    „Wenn Prinz Rafael da unten ist … Er hat ein
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