Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman
Autoren: Barbara Delinsky
Vom Netzwerk:
Sauerstoff einen Hirnschaden verursachen würde. Wissen Sie, wann sie angefangen hat zu laufen?«
    »Sie plante, gegen fünf anzufangen, doch ich weiß nicht, ob sie es bis dahin geschafft hat.« Du hättest es wissen sollen, Molly. Du hättest es gewusst, wenn du sie selbst gefahren hättest. »Wo wurde sie gefunden?«
    Der Arzt sah in seinen Papieren nach. »Gleich hinter Norwich. Das hieße etwas mehr als fünf Meilen von hier.«
    Aber hin oder zurück? Es machte einen Unterschied, wenn sie versuchten abzuschätzen, wie lange sie bewusstlos gewesen war. Der Ort, wo ihr Auto stand, könnte etwas darüber aussagen, doch Molly wusste nicht, wo es war. »Wer hat sie gefunden?«
    »Ich kann Ihnen seinen Namen nicht sagen, aber er ist wahrscheinlich der Grund, weshalb sie noch lebt.«
    Molly geriet in Panik und hielt sich die Stirn. »Sie könnte doch aufwachen, und alles wäre gut, oder?«
    Der Arzt zögerte Sekunden zu lange. »Das könnte sie. Die nächsten ein, zwei Tage sind entscheidend. Haben Sie Ihre Eltern angerufen?«
    Ihre Eltern. Ein Alptraum. Sie sah auf die Uhr. Sie waren noch nicht gelandet. »Meine Mom wird am Boden zerstört sein. Können Sie nicht etwas tun, bevor ich sie anrufe?«
    »Wir wollen sie stabil haben, bevor wir sie verlegen.«
    »Sie wohin verlegen?«, fragte Molly. Sie hatte ein blitzartiges Bild von der Leichenhalle vor sich. Zu viel
CSI
gesehen.
    »Auf die Intensivstation. Dort wird man sie genau überwachen.«
    Mollys Phantasie klebte an einem anderen Bild fest. »Sie wird doch wohl nicht sterben, oder?« Wenn Robin starb, dann wäre das ihre Schuld. Wenn sie da gewesen wäre, wäre das nicht passiert. Wenn sie nicht so eine miserable Schwester gewesen wäre, wäre Robin wieder im Cottage, würde Wasser in sich hineinkippen und ihre Zeiten aufzeichnen.
    »Lassen Sie uns einen Schritt nach dem anderen machen«, riet der Arzt. »Erst einmal stabilisieren. Darüber hinaus ist alles wirklich nur eine Frage des Abwartens. Auf ihrem Schild ist kein Ehemann aufgelistet. Hat sie Kinder?«
    »Nein.«
    »Nun, das ist immerhin etwas.«
    »Nein, ist es nicht.« Molly war verzweifelt. »Sie verstehen nicht. Ich kann meiner Mutter nicht sagen, dass Robin hier so liegt.« Kathryn würde ihr die Schuld geben. Sofort. Noch bevor sie wüsste, dass es tatsächlich Mollys Schuld war. So war es schon immer gewesen. In den Augen ihrer Mutter war Molly fünf Jahre jünger und machte zehnmal mehr Ärger als Robin.
    Molly hatte versucht, das zu ändern. Als sie erwachsen war, hatte sie Kathryn im Gewächshaus geholfen und in dem Maße, in dem Snow Hill wuchs, mehr Verantwortung auf sich genommen. Sie hatte dort im Sommer gearbeitet, während Robin trainierte, und hatte einen Abschluss in Gartenbau erworben, von dem Kathryn geschworen hatte, dass er ihr zustattenkommen würde.
    In Snow Hill zu arbeiten war keine große Mühe. Molly liebte Pflanzen. Aber sie liebte es auch, ihrer Mutter zu gefallen, was nicht immer so leicht war, da Molly sehr impulsiv war. Sie redete, ohne nachzudenken, sagte oft Dinge, die ihre Mutter nicht hören wollte. Und sie hasste es, Robins Ehrgeiz Vorschub zu leisten. Das war ihr allergrößtes Verbrechen.
    Und nun wollte der Arzt, dass sie Kathryn anrief und ihr mitteilte, dass Robin vielleicht einen
Hirnschaden
hatte, weil sie, Molly, nicht für ihre Schwester da gewesen war?
    Das war zu viel von ihr verlangt, fand Molly. Schließlich war sie nicht die Einzige in der Familie.
    Während der Arzt sie erwartungsvoll anblickte, zog sie ihr Handy heraus. »Ich will meinen Bruder hier haben. Er muss helfen.«

[home]
2
    C hristopher Snow saß am Küchentisch und aß das Hüftsteak, das seine Frau gegrillt hatte. Erin saß zu seiner Rechten und zu seiner Linken ihre gemeinsame Tochter Chloe in ihrem Hochstuhl.
    »Ist das Steak okay?«, fragte Erin, als er halb fertig damit war.
    »Super«, antwortete er locker. Erin war eine gute Köchin. Er hatte niemals zu klagen.
    Er bediente sich ein zweites Mal, pickte ein Körnchen Mais aus dem Salat und legte es auf das Tablett des Babys. »He«, sagte er sanft, »wie geht es meiner Hübschen?« Als das Kind lächelte, schmolz er dahin.
    »Also«, setzte Erin an, »war dein Tag okay?«
    Er nickte und schaufelte seinen Salat. Das Dressing war auch super. Selbst gemacht.
    Das Baby kämpfte darum, das Körnchen aufzunehmen. Christopher war fasziniert von der Konzentration der Kleinen. Nach einer gewissen Zeit drehte er ihre Hand um und legte den glatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher