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Im Schatten meiner Schwester. Roman

Titel: Im Schatten meiner Schwester. Roman
Autoren: Barbara Delinsky
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beruhige dich.«
    »Als ob das alles besser machen würde«, erwiderte sie und wirkte wütender denn je. »Ich habe heute mit meiner Mutter geredet. Chloe und ich werden sie besuchen.«
    Das Telefon klingelte. Er achtete nicht darauf, sondern fragte: »Für wie lange?«
    »Ein paar Wochen. Ich muss mir über einiges klarwerden. Wir haben ein Problem, Chris. Du bist nicht ruhig, du bist passiv.« Das Telefon klingelte wieder. »Ich frage dich, was du davon hältst, Chloe in eine Spielgruppe zu geben, und du gibst die Frage an mich zurück. Ich frage dich, ob du die Bakers Samstagabend zum Essen einladen willst, und du sagst mir, ich solle tun, was ich will. Das sind keine Antworten«, sagte sie, als es erneut klingelte. »Es sind Ausflüchte. Fühlst du überhaupt etwas, Chris?«
    Er war unfähig zu antworten und griff nach dem Telefon. »Ja.«
    »Ich bin’s«, sagte seine Schwester mit hoher Stimme. »Wir haben ein ernstes Problem.«
    Er drehte sich von seiner Frau weg und zog den Kopf ein. »Nicht jetzt, Molly.«
    »Robin hatte einen Herzinfarkt.«
    »Äh … kann ich dich zurückrufen?«
    »Chris, ich brauche dich jetzt hier! Mom und Dad wissen es noch nicht.«
    »Wissen was nicht?«
    »Dass Robin einen Herzinfarkt hatte«, rief Molly. »Sie ist mitten beim Laufen umgekippt und immer noch bewusstlos. Mom und Dad sind noch nicht gelandet. Ich kann das nicht allein machen.«
    Erin stellte sich neben ihn. »Dein Dad?«, flüsterte sie, während sie ihm Chloe abnahm.
    Er schüttelte den Kopf und ließ das Kind los. »Robin. O Junge, sie hat sich überfordert.«
    »Wirst du kommen?«, fragte Molly.
    »Wo bist du?« Er hörte ihr eine Minute zu, dann legte er auf.
    »Ein Herzinfarkt?«, fragte Erin.
»Robin?«
    »Das hat Molly jedenfalls gesagt. Vielleicht übertreibt sie ja auch. Sie steigert sich manchmal in etwas hinein.«
    »Weil sie Gefühle zeigt?«, schoss Erin zurück, wurde dann jedoch sanfter. »Wo sind deine Eltern?«
    »Auf dem Nachhauseflug von Atlanta. Ich fahre besser hin.«
    Er strich Chloe über den Kopf und berührte in einer versöhnenden Geste Erins. An sie dachte er, als er sich auf den Weg machte. Sie waren erst seit zwei Jahren verheiratet, eineinhalb Jahre davon mit einem Kind, und er versuchte zu verstehen, wie dramatisch sich ihr gemeinsames Leben verändert hatte. Aber was war mit ihm? Sie fragte, ob er etwas empfand. Er fühlte Verantwortung. Und gerade jetzt empfand er Angst. Ruhig zu sein gehörte zu seinem Wesen. Sein Dad war genauso, und bei ihm klappte es.
    Molly dagegen neigte zu übertriebener Phantasie. Robin hatte vielleicht etwas erlitten, aber ein Herzinfarkt, das war doch wohl ein wenig weit hergeholt. Er hätte vielleicht beruhigend auf sie eingeredet, wenn er nicht aus dem Haus hätte fliehen wollen. Erin brauchte Zeit, um sich abzuregen.
    Fühlte er etwas? Ganz sicher tat er das. Er wurde nur einfach nicht gleich hysterisch.
    Er setzte den Blinker und bog beim Krankenhaus ab. Kaum hatte er vor der Notaufnahme geparkt, als Molly auf ihn zugerannt
     kam; ihr blondes Haar flog im Wind, und in ihren Augen stand Panik.
    »Was ist passiert?«, fragte er, als er aus dem Auto ausstieg.
    »Nichts.
Nichts.
Sie ist nicht aufgewacht!«
    Er blieb abrupt stehen. »Wirklich?«
    »Sie hatte einen Herzinfarkt, Chris. Sie glauben, ihr Hirn wurde geschädigt.«
    Sie zog ihn ins Innere durch den Wartebereich in eine Kabine weiter hinten – und da lag Robin, so reglos, wie er sie noch nie gesehen hatte. Er stand lange Zeit an der Tür und blickte von ihrem Körper zu den Apparaten und zu dem Arzt neben ihr.
    Schließlich kam er näher. »Ich bin ihr Bruder«, erklärte er und blieb stehen. Er wusste nicht, wo er anfangen sollte.
    Der Arzt tat es für ihn, wiederholte einiges von dem, was Molly gesagt hatte, und noch mehr. Chris hörte zu und versuchte, es aufzunehmen. Auf Drängen des Arztes redete er mit Robin, doch sie reagierte nicht. Er folgte den Erklärungen des Arztes zu den verschiedenen Apparaten und blieb mit ihm am Röntgenschirm stehen. Ja, er konnte erkennen, auf was der Arzt zeigte, doch es war zu unwirklich.
    Er hatte wohl zweifelnd ausgesehen, denn der Arzt sagte: »Sie ist Sportlerin. Hypertrophe Kardiomyopathie – eine Entzündung des Herzmuskels – ist die Hauptursache für plötzlichen Tod unter Sportlern. Es passiert nicht oft, und die Rate ist bei Frauen noch niedriger als bei Männern. Aber es kommt vor.«
    »Ohne Vorwarnung?«
    »Gewöhnlich ja. Bei Fällen, in denen
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