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Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)

Titel: Im Schatten des Verrats (Hazel-Roman) (German Edition)
Autoren: Ava Luna Aarden
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mit ‚Hayward‘. Ein ‚Lord John‘ aus Ihrem Munde klingt nämlich, als sei ich so alt wie Ihr Onkel."
    Über Hawthornes Gesicht huschte ein amüsiertes Lächeln, während er sich auf die Lippen biss.
    Hayward verdrehte die Augen. "Oh nein! Sie haben tatsächlich einen Onkel, der so alt ist wie ich."
    Hawthorne lachte. "Ihnen zur Beruhigung: er ist der Jüngste in einer kinderreichen Familie."
    "Ah", atmete Hayward auf. "Und wer ist Ihr Onkel?"
    "Mr. Hawthorne", erklärte Hawthorne in sachlichem Tonfall. Aber Hayward entging nicht das kleine Zucken seines Mundwinkels, weil er sich sein spitzbübisches Grinsen doch nicht ganz hatte verkneifen können.
    Hawthorne schaute zum hell erleuchteten Saal hinüber. "Mir wird kalt", sagte er. "Ich geh rein." Er schlenderte zum Haus zurück.
    Hayward schloss sich ihm an. "Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sie stammen wohl nicht hier aus der Gegend?"
    "Nein. Wir sind bloß ein paar Tage zu Besuch bei Lady Irvin."
    "Verstehe."
    Sie betraten den Ballsaal, in dem die Paare immer noch ihr Menuett tanzten. Hawthorne blieb unschlüssig stehen. "Also dann ..."
    Hayward ließ seinen Blick über den Saal schweifen. "Wollen Sie mich nicht Ihrer Mutter und Ihrer Schwester vorstellen?", fragte er.
    Hawthorne starrte ihn entsetzt an. "Um Gottes Willen, nein!", stieß er hervor. "Cecily dreht durch, wenn ein Herzogssohn ihr die Hand küsst."
    Hayward warf ihm einen amüsierten Blick zu. "Obwohl es mich durchaus interessieren würde, ihre Schwester durchdrehen zu sehen, könnte ich mich auf eine zurückhaltende Andeutung einer Verneigung beschränken", schlug er vor.
    Hawthorne musterte ihn kritisch. "Das schaffen Sie nicht", urteilte er.
    "Versuchen wir’s", meinte Hayward.
    "Ich hab Sie gewarnt!", brummte Hawthorne.

    Die Gelegenheit war günstig, weil der Tanz eben zu Ende gegangen war. Cecily wurde an ihren Platz bei Mrs. Hawthorne zurückgeführt, so dass Hawthorne sie beide gemeinsam vorstellen konnte.
    "Lord John Hayward", sagte er, "meine Mutter, Mrs. Hawthorne."
    "Angenème", entgegnete Mrs. Hawthorne mit deutlich hörbarem französischen Akzent. Hayward beugte sich über ihre Hand.
    "Und meine Schwester, Miss Cecily Hawthorne."
    Cecily neigte verschämt den Kopf, blickte dann mit großem Augenaufschlag lächelnd zu Hayward auf und hauchte mit Vibrato in der Stimme: "Enchanté!" Dabei hielt sie Hayward ihren Handrücken einigermaßen dicht vor die Nase, so dass er – wie Hawthorne vorausgesehen hatte – nicht umhin konnte, ihr einen Handkuss zu geben. Cecily zog lächelnd ihre Hand zurück, entfaltete glamourös ihren Fächer, versteckte sich hinter sanftem Fächeln und warf Hayward einen neckischen Blick zu. Hayward bemerkte aus dem Augenwinkel heraus, dass Hawthorne seiner Schwester auf den Fuß trat (denn natürlich hatte Cecily ihre zierliche Fußspitze unter dem Kleid hervorschauen lassen) und ihr einen bösen Blick zuwarf. Sie ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken, sondern zwitscherte vergnügt: "Ich habe Sie heute Abend noch gar nicht tanzen sehen, Lord John. Dann ist es wohl sinnlos, Sie anzuflehen, mit einem armen Mauerblümchen Erbarmen zu haben?"
    "Lord John hat sicherlich andere Verpflichtungen", beeilte Hawthorne sich zu sagen.
    "Aber nein", widersprach Hayward, "der nächste Tanz ist zufällig noch frei. Ich würde mich freuen, wenn ich Ihnen zu Diensten sein könnte."
    Cecily seufzte tief auf. "Sie zählen zu den letzten edlen Rittern Englands, die die Pflichten der Minne noch ernst nehmen", behauptete sie wimpernklimpernd, "ich werde Sie in meinen mädchenhaften Tagebuchaufzeichnungen gebührend erwähnen."
    Die beiden zogen in Richtung Parkett ab, nicht ohne dass Cecily ihrem Bruder hinter Haywards Rücken heimlich eine Grimasse schnitt.

    Mrs. Hawthorne blickte unauffällig über ihre Schulter. Als sie gewahrte, dass niemand in unmittelbarer Nähe stand, flüsterte sie neugierig: "Wer ist dieser Lord John?"
    "Sein Vater ist der Herzog von Richmond."
    "Hat er eigenes Vermögen?"
    "Was weiß ich!", erwiderte Hawthorne gereizt.
    "Ich weiß nicht, wer von euch beiden sich heute Abend schlechter benimmt", zischelte Mrs. Hawthorne zurück, "du oder dein Bruder!"
    "Psst!", warnte Hawthorne.

    Sei es, dass das Büfett, das nach Mitternacht eröffnet wurde, den Tänzern zur Stärkung diente, sei es, dass wegen des Überfalls auf die Wineyards niemand im Dunkeln heimkehren wollte: es graute bereits der Morgen, als der Ball endete und die Irvins und ihre Hausgäste
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