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Im Schatten des Verraeters

Im Schatten des Verraeters

Titel: Im Schatten des Verraeters
Autoren: Jack Higgins
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Schuhe?«
    Sie nickte ernst. »Leider ja.«

    »Genau wie alle anderen hier, einschließlich Vater John. Warum sollte es bei dir anders sein?«
      »Weil ich weiß, daß Sie sich für diese Leute aufgeopfert haben«, erwiderte sie ruhig.
      Er lachte. Es war ein harscher und
häßlicher Laut. »Versuche einmal, das Alexias und
seinen Freunden zu erzählen, und schau zu, was dabei
herausspringt.«

      »Ich habe es versucht«,
sagte sie. »Schon vor langer Zeit, aber nur einer wollte mir
glauben.«
    Er runzelte die Stirn. »Wer denn?«

    »Oliver Van Horn.«
      »Man hat mir in Athen
erzählt, daß er nach dem Krieg hiergeblieben ist. Ich hatte
gehofft, ihn besuchen zu können. Wohnt er noch immer in der Villa
draußen auf der Landspitze?«
    »Ich bin seine Haushälterin.«

    Seine Brauen hoben sich erstaunt. »Du hast nicht geheiratet?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nie.«

      »Er muß jetzt in den Sechzigern sein«, sagte Lomax bedächtig.
      Ihr rechter Mundwinkel zuckte leicht,
ihre Augen blickten belustigt. »Wir haben kein
›Arrangement‹, wenn Sie das beunruhigt.«

      »Es geht mich gar nichts
an«, sagte er, lächelte jedoch zum erstenmal, und sie
lächelte zurück. »Und wie behandeln die Einheimischen
ihn heute? Schließlich ist er wirklich ein Engländer.«
      »Für die Inselbewohner
nicht. Er hat ebenso viel gelitten wie die anderen. Er wurde mit dem
Rest von uns festgenommen.«
      Lomax runzelte die Stirn, ganz plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Und du, Katina? Was wurde aus dir?«

      Sie zuckte die Schultern. »Sie nahmen mich zusammen mit den anderen mit.«

    »Ins Konzentrationslager nach Fonchi?«
      Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, in ein anderes, aber es war überall das
gleiche.« Sie beugte sich vor und berührte sein Gesicht.
»Sie sehen älter aus. Zu alt. Ich glaube, Sie sind sehr
unglücklich gewesen.«
      Er zuckte die Schultern. »Siebzehn Jahre sind eine lange Zeit.«
    »Sind Sie verheiratet?«
      Er zögerte kurz und kam dann mit
allem heraus - es war überraschend, wie leicht es ihm nun fiel,
fast so, als redete er über entfernte Verwandte oder
beiläufige Bekannte, die nicht sonderlich wichtig waren.
      »Ich hatte eine Frau und ein
kleines Mädchen. Sie kamen vor fünf Jahren bei einem
Autounfall in Pasadena um.«

      Ihr Seufzer verhallte im Dunkel des
Raums. »Ich wußte doch, daß da etwas ist, aber ich
war mir nicht sicher. Man sieht es Ihren Augen an.« Sie nahm
seine Hände und hielt sie fest. »Erzählen Sie jetzt -
warum sind Sie hierher zurückgekommen?«

      »Als Vater John mich danach
fragte, sagte ich ihm, ich suche nach meinem verlorengegangenen
Ich«, erwiderte er. »Nach dem Mann, der vor vielen Jahren
hier auf diesen Inseln existiert hat. Aber nun bin ich mir nicht mehr
so sicher.«
      »Es gibt noch einen tieferen Grund«, sagte sie. »Habe ich nicht recht?«
      »Wer weiß?« Er
machte eine Handbewegung. »Van Horn sagte einmal zu mir, das
Leben bestehe aus Handeln und Leidenschaft. Wenn das wahr ist, dann hat
es seit langer Zeit sehr wenig davon in meinem Dasein gegeben.
Vielleicht dachte ich, ich könnte etwas davon
wiedererlangen.«
    »Und was wollen Sie jetzt tun? Mit dem Schiff wegfahren?«

    »Das scheint zu sein, was alle wollen.
Alexias hat Kytros gesagt, er könne für seine Handlungen
nicht einstehen, wenn ich bliebe.«
      Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
»Sie haben nur noch zwanzig Minuten, um zu einem Entschluß
zu kommen.«

    »Was sollte ich deiner Ansicht nach tun?«
      Sie zuckte die Schultern. »Es
ist nicht meine Entscheidung. Die können nur Sie für sich
fällen.«
      Sie traf Anstalten aufzustehen; er
hielt ihre Hand fest und runzelte die Stirn, denn aus irgendeinem
merkwürdigen Grund wußte er, daß er an einem
Wendepunkt angekommen war.
    »Willst du, daß ich bleibe?«

    »Das brauchte Courage«, sagte sie. »Sehr viel Courage.«
      Er lächelte plötzlich.
»Aber ich habe dir meine Courage gegeben - vor sehr langer Zeit,
erinnerst du dich?«

    Sie nickte, ihr Gesicht war ernst. »Ich erinnere mich.«
      Eine kleine Weile saßen sie da
und starrten einander an. Dann löste sie sachte ihre Hand aus der
seinen und stand auf. »Einen Augenblick.«
      Er sah ihr nach, als sie zum Altar
ging, sich dort auf ein Knie senkte, wieder aufstand, zwei Kerzen
aussuchte und sie unter die Statue der heiligen Katharina stellte. Erst
als sie sie mit einer anderen dünnen Wachskerze entzündete,
wurde ihm
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