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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Lebensgewohnheiten verändert.
    Das Leben hatte aus ihm einen harten, unerschrockenen Menschen gemacht. Einen Menschen, der sich durch nichts mehr von seinem einmal eingeschlagenen Weg abbringen ließ.
    Das ihm seit zehn Jahren durch irgendeinen Umstand aufgezwungene Leben mit wilden Gesellen aller Hautschattierungen hatte nicht nur seinen Geist geformt, sondern ihn auch seine Fäuste gebrauchen gelehrt. Und Jean Embroke gedachte sich durchzusetzen; egal, wie es für ihn dabei auslaufen würde —  
    So brachte die Susanne an diesem unerfreulichen Tage einen Mann nach London, der stumm und verbissen lange Jahre auf diesen Zeitpunkt gewartet hatte.
    Welche Mission er zu erfüllen gedachte, das wußte er nur allein.
    So kam es, daß Stunden später — die Susanne hatte inzwischen am South-West-India Pier von London festgemacht, Jean Embroke gegen die Tür der Kapitänskajüte mit fester Hand pochte. Sogleich verstummten hinter der Tür die bisher undeutlich nach außen vernehmbaren Stimmen — und der dröhnende Baß Nafty Castellos forderte zum Eintreten auf. Erstaunt ließ der Schiffseigentümer seinen Blick auf den in Jean Embrokes Händen befindlichen Seesack gleiten.
    „Nanu, Sie wollen doch nicht etwa abheuern?" ließ er sich vernehmen, nachdem er dem vor ihm stehenden Tschu Ly-Chuang mit der Hand ein Zeichen zum Verschwinden gegeben hatte.
    Einen Augenblick zögerte der Gefragte mit seiner Antwort. Doch nachdem der Schlitzäugige auf leisen Sohlen den Raum verlassen hatte, meinte er mit fester Stimme: „Yes, Kapitän! Meine Fahrten mit der Susanne haben hier ihr Ende gefunden... Ich bin nun zu Ihnen gekommen, um meinen Paß, sowie meine Heuer in Empfang zu nehmen — und Ihnen auch zu danken, daß Sie mir die Möglichkeit gegeben haben, mit Ihrem Schiff wieder zurück nach London zu kommen..."
    „Aber Embroke . . ." Der alte Seebär schien bei dieser Ankündigung seines Steuermanns sichtlich aus allen Wolken zu fallen.
    „Sie können mich doch nicht wegen Ihrer dummen Angelegenheit, die Sie hier trotz meiner Warnung zu erledigen gedenken, so mir nichts — dir nichts im Stich lassen . . . Amigo mio, wo soll ich denn so schnell einen anderen Steuermann für meine .Susanne' hernehmen. — Shocking, in fünf Tagen soll doch die Reise bereits weitergehen", fügte er händeringend im gleichen Atemzug hinzu.
    So sehr auch die Bestürzung Nafty Castellos echt zu sein schien, auf den entschlossenen Steuermann machte dies keinen besonderen Eindruck. Seine Entscheidung war schon lange vor dieser Fahrt nach England gefallen. Jetzt konnte ihn keine Macht der Welt mehr zurückhalten. Embroke lächelte dünn.
    „Kapitän, wenn das Ihre einzige Sorge sein sollte, woher Sie einen neuen Steuermann bekommen, so bin ich überzeugt, daß jeder andere Boy der ,Susanne' genau wie ich in der Lage ist, diesen Posten einzunehmen. Versuchen Sie es nur, dann werden Sie sehen, daß es geht. Jeder Mann ist durch einen anderen zu ersetzen."
    Noch einmal versuchte Nafty Castello, seinen bisherigen Steuermann umzustimmen.
    Aber er selbst wußte nur zu gut, daß alle seine gutgemeinten Worte bei einem Mann wie Jean Embroke nicht genügend Überzeugungskraft besaßen, um diesen von seinem Vorhaben in London abzubringen. In diesem Augenblick verlor er leider einen Mann, den er nur ungern gehen ließ. Doch wenn sein Gesicht jetzt auch düster und abweisend wirkte, so waren seine Gefühle, die er für diesen Mann hegte, ausgesprochen freundschaftlich.
    Seinen Plan, den er soeben noch einmal mit dem Gelben besprochen hatte, wollte er unbedingt durchführen. Was in seiner Macht stand, diesen Boy vor kommendem Unheil zu bewahren, sollte trotz dessen Abheuerns geschehen. Er würde eben in den kommenden Tagen nicht auf einen, sondern gleich auf zwei Männer seiner Besatzung verzichten müssen — auf diesen eigensinnigen Jean Embroke — und auf den zu dessen Beschattung zurückbleibenden Gelben . . .
    Nur widerwillig machte sich Nafty Castello daran, dem Verlangen des vor ihm mit entschlossenem Gesicht stehenden Steuermanns nachzukommen.
    Während ein abgegriffener Paß und ein Bündel Geldscheine auf den Kartentisch der Kajüte flogen, brummte der Schiffseigentümer noch einmal mit zusammengezogenen Brauen: „Damn't, Embroke! Wenn Sie partout in Ihr Unglück rennen wollen, dann tun Sie es in Gottes Namen. Machen Sie aber keinen anderen Menschen dafür verantwortlich, wenn es Ihnen dabei verdammt schlecht ergeht. “
    Nur ein nachsichtiges
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