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Im Schatten der Schlange

Im Schatten der Schlange

Titel: Im Schatten der Schlange
Autoren: Hugh Walker
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Vermag ihn niemand zur Vernunft zu bringen und dieses Ungeheuer für immer vom Antlitz der Welt zu tilgen, das ihn beherrscht? Bitte…«
    »Das ist einfach«, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund. Dilvoog stieg über die Tafel und ging zur Tür. Er schien von dem Gift nichts zu spüren. Es erinnerte sich auch keiner der Männer, ihn von dem Wein trinken gesehen zu haben. »Mir vermag er mit seinen Kräften nichts anzuhaben. Aber es wird schwerer sein, das wieder loszuwerden, was dein Gemahl beschworen hat…«
    »Ist es wahrhaftig ein Dämon?«
    »Er wird hungrig auf Leben sein.«
    »Dann hätte mein Opfer nicht viel genützt«, sagte sie.
    Dilvoog betrachtete sie durchdringend, wobei er die Stirn runzelte. »Es wäre ein interessanter Versuch. Komm mit.« Er sah Nottr an. »Horcans Schwert mag uns vielleicht helfen.«
    »Ich komme mit.«
    Seine Viererschaft wollte sich ihm anschließen, doch Nottr lehnte ab. »Das ist kein Kampf, in dem eine Viererschaft etwas taugen würde. Helft O’Braenn und seinen Männern. Es ist an der Zeit, diesen Ort zu verlassen… so schnell es geht.« Er wandte sich an den Schamanen. »Hast du noch Opisblätter?«
    Der Schamane nickte.
    »Genug für alle?«
    Calutt runzelte zweifelnd die Stirn.
    »Gib allen etwas. Teile es gut ein. Wir werden nicht durch die Opferhalle ins Freie können. Es mag sein, daß wir durch die Mauern hinauskriechen müssen. Wir haben kein magisches Vlies mehr für diesen Dämon. Aber wir haben noch…«
    Er drehte sich um und nahm Urgat am Arm. »Wir brauchen Mon’Kavaer, Freund.«
    Urgat nickte. »Calutt mag es versuchen. Aber mir ist, als hätte er mich verlassen. Nicht einmal, als wir voll Opis waren, habe ich ihn gespürt.«
*
    Mit Seelenwind in der Rechten folgte Nottr Dilvoog und der Frau nach unten. Seine Sinne waren noch nicht klar genug, daß er begriff, was vorging und vor allem was Dilvoog vorhatte. Ihm war auch nicht klar, was es zu bedeuten hatte, daß sie mit der Hilfe von Opis durch die steinernen Mauern gehen konnten. Und er verstand vor allem nicht, daß diese Frau ihrem Schurken von Gemahl plötzlich helfen wollte, obwohl er sie der Finsternis geopfert hätte.
    Dilvoog schien von ihnen allen der einzige mit klaren Gedanken zu sein. Und das war gut, denn Dilvoog war ohnehin der einzige, der Dämonen und ihr Wirken verstand. Er war ja selbst ein Stück Finsternis gewesen, bevor im Tempel von Darain das Leben von ihm Besitz ergriff.
    Die Kälte in den unteren Stockwerken war fast atemberaubend. Seelenwind zitterte in Nottres Faust, doch dies, so spürte er deutlich, rührte nicht von der Kälte her.
    Als Nottr den Boden erreichte, waren Dilvoog und die Frau bereits in die Halle gerannt. Barynnen und der tote Priester standen vor dem Altar. Der Priester hatte die Hände erhoben, wie beschwörend, und redete etwas mit halblauter Stimme, die im Raum widerhallte. Er sprach zu einem Gebilde wogender Schwärze auf dem Altar, das dabei war, sich zu formen.
    Barynnen stand neben dem Priester – stumm, starr, fast wie leblos, als wäre er der Tote, nicht der Priester. In der Tat schien der Priester die Lebenskraft Barynnens an sich zu reißen. Barynnen sank in sich zusammen, und je schwächer er wurde, desto mehr triumphierte der Priester.
    Dilvoog erreichte den Priester und packte ihn ungeachtet der Schwärze, die über den Rand des Altars herabwogte und suchend nach dem Leben tastete, das sie spürte.
    Dilvoog schleuderte den Priester zu Boden. Aber es schien zu spät zu sein. Barynnen sank zu Boden. Und von da an geschahen seltsame Dinge.
    Der Priester, der sich unter Dilvoogs Griff wieder aufzurichten begann, fiel zusammen wie eine Puppe und regte sich nicht mehr.
    Die Frau, die auf Barynnen zugelaufen war, verhielt mitten im Schritt und fiel zusammen wie ein welkes Blatt.
    Die Tempelmauern wurden durchscheinend. Irgendwo schrien Caer und Lorvaner. Männer begannen um ihn herabzufallen, als die Mauern völlig verschwanden. Nottr vernahm das Plätschern von Wasser, in das sich ein Regen von Körpern ergoß. Drei, vier Atemzüge lang erstreckte sich um ihn ein See, in dem sich die Abendsonne spiegelte. Als das Schreien fallender Männer verstummte, verschwand der See wie ein Trugbild.
    Vor ihm war keine Halle mehr, kein Altar, nur die wogende Schwärze über den hohen Halmen des Grases. Sie streckte rauchige Arme aus, tastete nach dem toten Priester, ohne Leben zu finden; sie tastete nach dem reglosen Körper der Frau mit nicht mehr Erfolg.
    Sie
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