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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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zu.
    »Dein Vater hat Zhu Chao erschlagen«, sagte er, ohne ihr in die Augen zu sehen. »Ihr habt für uns gesiegt, Miriel.«
    »Zu einem hohen Preis«, erwiderte sie.
    »Ja, der Preis war nicht gering.« Der kleine Junge, der Angel gefolgt war, stand neben dem Schamanen, und Kesa Khan strich ihm über den Kopf. »Wir haben noch immer eine Zukunft«, sagte der alte Mann. »Ohne dich wären wir nur noch Staub in den Bergen. Ich wünsche dir alles Glück.«
    Miriel holte tief und langsam Luft. »Ich kann nicht glauben, daß es vorbei ist.«
    »Vorbei? Nein. Nur diese Schlacht. Aber es wird andere geben.«
    »Nicht für mich.«
    »Auch für dich. Ich bin in der Zukunft gewandert, Miriel. Du bist ein Kind des Kampfes. Und das wird auch so bleiben.«
    »Wir werden sehen«, sagte sie und wandte sich von ihm ab. Sie sah Angel kommen. Sie blickte in sein vernarbtes, verwüstetes Gesicht, die zwinkernden grauen Augen. »Es sieht aus, als bliebe uns trotz allem noch etwas Zeit«, sagte sie.
    »Es sieht allerdings so aus«, stimmte er ihr zu. Angel bückte sich und hob den kleinen Nadirjungen auf seine Schultern. Das Kind kicherte glücklich und schwenkte sein Holzschwert durch die Luft.
    »Du kannst gut mit Kindern umgehen«, stellte Miriel fest. »Er betet dich an.«
    »Er ist ein mutiges Bürschchen. Er folgte mir in die Tiefen, und dann griff er das Ungeheuer mit einer brennenden Fackel an. Hast du ihn gesehen?«
    »Nein.«
    Angel wandte sich an Kesa Khan. »Wer wird sich um ihn kümmern?« fragte er.
    »Ich. Wie um einen Sohn«, antwortete der Schamane.
    »Gut. Ich werde euch hin und wieder besuchen. Ich nehme dich beim Wort.« Er setzte den Knaben ab und sah ihm nach, als Kesa Khan ihn wegführte. »Was jetzt?« fragte er Miriel.
    »Ich bin schwanger«, sagte sie und blickte in seine hellen Augen.
    »Ich weiß. Dardalion hat es mir gesagt.«
    »Es macht mir angst.«
    »Dir? Der Kriegsgöttin von Kar-Barzac? Das glaube ich nicht.«
    »Ich habe zwar kein Recht, dich zu bitten, aber ...«
    »Sag es nicht, Mädchen. Dessen bedarf es nicht. Der alte Angel wird dasein. Er wird immer dasein. Auf jede Art, wie du ihn haben willst.«
    Die Mauern von Dros Delnoch ragten hoch in den südlichen Himmel, als Waylander sein Pferd zügelte. Karnak trieb sein Pferd neben den schwarz gekleideten Attentäter. »Der Krieg ruft«, sagte er.
    »Ich bin sicher, du wirst sie erobern, General. Das kannst du gut.«
    Karnak lachte. »Ich denke schon.« Dann verblaßte sein Lächeln. »Was ist mit dir, Waylander? Wie stehen die Dinge zwischen uns?«
    Der Attentäter zuckte die Achseln. »Was wir hier sagen, wird kein Jota an dem ändern, was kommen wird. Ich kenne dich, Karnak, immer schon. Du lebst für die Macht, und du hast ein langes Gedächtnis. Dein Sohn ist tot - das wirst du nicht vergessen. Und nach einer Weile wirst du mich - oder die Meinen - dafür verantwortlich machen. Wir sind Feinde, du und ich. Und das werden wir auch bleiben.«
    Der Führer der Drenai lächelte dünn. »Du hältst nicht gerade viel von mir. Ich kann nicht sagen, daß ich dich dafür tadele, aber du irrst dich. Ich bin bereit, die Vergangenheit zu vergessen. Du hast mein Leben gerettet - und damit wahrscheinlich die Drenai vor dem Untergang bewahrt. Daran werde ich mich erinnern.«
    »Vielleicht«, meinte Waylander und ritt den Mondbergen entgegen.
    Epilog
    Karnak kehrte nach Dros Delnoch zurück, sammelte dort seine Armee und führte sie gegen die Ventrier. In zwei entscheidenden Schlachten bei Erekban und Lentrum schlug er sie vernichtend.
    In den folgenden zwei Jahren begann Karnak, sich vor einem Attentat zu fürchten, und war überzeugt, daß Waylander ihn eines Tages aufspüren und töten würde. Gegen den Rat von Asten nahm er wieder Kontakt zur Gilde auf und erhöhte den Preis, den er auf den Kopf des Attentäters ausgesetzt hatte.
    Eine wahre Armee von Suchern wurde ausgeschickt, doch in Drenan war nichts von Waylander zu erfahren.
    Bis eines Tages drei der besten Jäger zurückkehrten, mit einem verwesten Schädel, in Leintuch gewickelt, und einer kleinen Doppelarmbrust aus Ebenholz und Stahl. Vom Fleisch befreit, wurde der Schädel zusammen mit der Armbrust im Museum in Drenan ausgestellt, unter der in Bronze gegossenen Inschrift: »Waylander der Schlächter, der Mann, der den König tötete<.
    An einem Wintertag drei Jahre später - fünf Jahre nach der Belagerung von Kar-Barzac - wurde die Armbrust gestohlen. In derselben Woche, als Karnak an der Spitze
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