Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
wäre. Der große Drenaigeneral starrte die Männer, die seine Arme hielten, finster an. »Bei allen Göttern, ich werde mir eure Gesichter merken«, erklärte er.
    Einer von ihnen lachte. »Dann mußt du dich nicht mehr lange erinnern.«
    Sie zerrten ihn aus dem Verlies in den fackelerhellten Korridor. Er sah Zhu Chao bei einer Tür stehen. »Die Pest auf dich, du gelber Hund!« rief er.
    Der Kiatze antwortete nicht, sondern trat beiseite, als Karnak in das Innere Heiligtum geführt wurde. Auf dem Steinboden war mit Kreide ein Pentagramm gezeichnet, und man hatte Golddrähte so zwischen Kerzenhalter aus rostigem Eisen gespannt, daß sie einen sechszackigen Stern über der Kreidezeichnung bildeten. Karnak wurde zu einer Wand gezerrt, wo er wieder an den Handgelenken angekettet wurde. Er sah, daß schon ein anderer Gefangener da war, ein großer schlanker Mann, der trotz der Schrammen und Blutergüsse im Gesicht königlich wirkte.
    »Ich kenne dich«, flüsterte Karnak.
    Der Mann nickte. »Ich bin der Narr, der Zhu Chao vertraute.«
    »Du bist der Kaiser.«
    »Ich war«, erwiderte der Mann verdrießlich. Er seufzte. »Die Schlange tritt ein ...«
    Karnak drehte den Kopf und sah die purpurgewandete Gestalt Zhu Chaos näher kommen.
    »Heute abend, meine Herren, werdet ihr das höchste Geschenk der Macht miterleben.« Seine schrägstehenden Augen glänzten, als er sprach, und der Hauch eines Lächelns umspielte seinen dünnlip-pigen Mund. »Ich schätze, daß ihr mein Vergnügen nicht teilt, obwohl ihr wesentlich dazu beitragen werdet.« Er beugte sich vor und legte eine Hand auf Karnaks massige Brust. »Ihr müßt wissen, ich beginne damit, dir das Herz herauszuschneiden und es auf den goldenen Altar zu legen. Diese Gabe wird den Diener unseres Gottes Shemak herbeirufen.« Er wandte sich an den Kaiser. »Und dann kommst du an die Reihe. Du wirst als Ganzes geopfert, und der Dämon wird dich verschlingen.«
    »Mach, was du willst, Zauberer«, fauchte der Kaiser, »aber langweile mich nicht länger.«
    »Ich versichere, Eure Hoheit wird sich nicht mehr lange langweilen.« Drei Männer betraten den Raum, die einen blutüberströmten Körper trugen. Zhu Chao drehte sich um. »Ah«, sagte er. »Meine angebliche Nemesis! Bringt ihn her!«
    Die Ritter legten den Toten auf den Fußboden. Zhu Chao lächelte. »Seht nur, wie kümmerlich er im Tod aussieht, das Gesicht vom scharfen Schwert eines tapferen Ritters wegrasiert? Seht ihr, wie ...« Er brach ab. Seine Augen starrten die rechte Hand des Toten an. Der Mittelfinger fehlte; es war eine alte Wunde, bedeckt von einer weißen Narbe. Zhu Chao kniete nieder und hob die rechte Hand des Mannes hoch. Am Ringfinger steckte ein rotgoldener Ring, geformt wie eine zusammengerollte Schlange. »Ihr Idioten!« zischte Zhu Chao. »Das ist Onfel! Seht doch nur den Ring!« Zhu Chao kam ungeschickt auf die Füße. Wütend und fassungslos brüllte er: »Waylander lebt! Er ist im Palast. Raus! Ihr alle! Findet ihn!«
    Die Ritter stürmten aus dem Raum. Zhu Chao knallte die Tür zu und ließ einen schweren Riegel zufallen.
    Karnak lachte dröhnend. »Er wird dich umbringen, Zauberer. Du bist schon so gut wie tot!«
    »Halt dein stinkendes Maul!« kreischte Zhu Chao.
    »Wie willst du mich dazu bringen? Womit willst du mir drohen?« fragte der riesige Drenai. »Mit dem Tod? Das glaube ich nicht. Ich kenne den Mann, der dich jagt. Ich weiß, wessen er fähig ist. Bei den Gebeinen Missaels, ich habe ihn selbst jagen lassen. Mit den besten Meuchelmördern, den besten Schwertkämpfern. Doch er lebt noch immer.«
    »Nicht mehr lange«, sagte der Zauberer. Ein langsames, grausames Lächeln krümmte seine schmalen Lippen. »Ach ja, du hast Meuchelmörder angeheuert - um deinen geliebten Sohn Bodalen zu beschützen. Er hat mir erst kürzlich davon erzählt.«
    »Du hast meinen Sohn gesehen?«
    »Ihn gesehen? Oh, ich habe ihn oft gesehen, mein lieber Karnak. Er gehörte mir, weißt du. Er hat mir alle deine Pläne verraten, weil ich ihm versprach, daß er über die Drenai herrschen würde, wenn ich dich erst getötet hätte.«
    »Du lügnerischer Hurensohn!« tobte Karnak.
    »Aber nein. Frag doch deinen Nachbarn, den ehemaligen Kaiser. Er hat keinen Grund zu lügen. Er wird an deiner Seite sterben. Bodalen war schwach, ohne Rückgrat und letztendlich nur wenig von
    Nutzen für mich.« Zhu Chao lachte. Es war ein hohes, schrilles Geräusch, das in der Kammer widerhallte. »Selbst wenn er die Kraft von zehn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher