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Im Reich des Wolfes

Im Reich des Wolfes

Titel: Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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sah Dardalion und kam zu seinem Tisch. »Ich habe sie auf dem Wehrgang gesehen«, sagte er. »Ich bin ... froh, daß sie es überlebt hat.«
    »Ihr Geliebter hat nicht überlebt«, sagte Dardalion.
    Der Schamane zuckte die Achseln. »Das ist nicht wichtig.«
    Dardalion verkniff sich eine zornige Entgegnung und richtete seinen Blick wieder auf den Jungen. »Ich habe etwas für dich, Kesa Khan«, sagte er, immer noch das schwarzäugige Kind betrachtend.
    »Ja?«
    »Der junge Kriegsherr, der Shias Tochter heiraten wird.«
    »Du weißt, wo er zu finden ist?«
    »Du sitzt neben ihm«, sagte Dardalion und stand auf.
    »Er ist stumm. Wertlos!«
    »Bei allem, was heilig ist, Schamane, ich verabscheue dich!« brüllte Dardalion. Mühsam um Beherrschung kämpfend, beugte er sich vor. »Der Junge hatte eine Infektion im Ohr, die ihn taub machte. Da er nicht hören konnte, lernte er auch nie zu sprechen. Ekodas hat ihn geheilt. Jetzt ist alles, was er braucht, Zeit, Geduld und etwas, das dir wohl abgeht - Liebe!« Ohne ein weiteres Wort drehte Dardalion sich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Saal.
    Vishna traf ihn im Hof. »Sie sammeln sich wieder. Wir werden es schwer haben, sie aufzuhalten.«
    Waylander kauerte auf dem Dach und beobachtete, wie die Männer sich unten um den Toten scharten. Der Wächter hätte ihn um ein Haar überrascht, aber der Mann hatte sein Schwert zu langsam gezogen, und ein schwarzes Wurfmesser war ihm in die Kehle gedrungen und hatte seine Unentschlossenheit beendet - und sein Leben. Waylander hatte den Mann schnell entkleidet, dann seine eigene Weste und die Beinkleider abgelegt und sie dem Mann angezogen.
    Der Tote war etwas kleiner als Waylander, doch die schwarze Brustplatte und der Vollvisierhelm paßten ihm gut, wenn ihm auch die dunklen, wollenen Beinkleider nur halb über die Waden reichten. Dieser Mangel wurde jedoch von den knielangen Stiefeln verdeckt. Sie waren eng, aber das Leder war weich und nachgiebig, so daß sie Waylander nur wenig Unbequemlichkeit verursachten.
    Als er sich über die Brüstung beugte, sah er die Wachen unten im Hof. Er zog das Schwert des Toten und hielt seine eigene Klinge in der rechten Hand. Dann rief er sie an. »Er ist hier! Auf dem Dach!« Außer Sichtweite der Männer unten klirrten zwei Schwerter gegeneinander; der mißtönende Klang hallte über dem Palast. Dann stieß Waylander dem Toten sein Schwert dreimal ins Gesicht, so daß die Knochen brachen und die Züge unkenntlich wurden. Anschließend legte er die Schwerter beiseite, hievte den Toten auf die Brüstung und warf ihn hinunter.
    Er wartete ein paar Minuten und beobachtete, wie die Soldaten den Toten in den Palast trugen. Dann setzte er den Helm auf, sammelte sein zweites Seil wieder ein und lief zur Rückseite des Daches, wo er sich vorbeugte und die unter ihm liegenden Fenster prüfte. Nach der Information, die er von Matze Chai erhalten hatte, gab es eine Treppe an der Ecke des Gebäudes, die zu den unteren Etagen führte.
    Er schlang sein Seil über eine vorstehende Säule, kletterte zur Wand hinunter und seilte sich ab, an zwei Fenstern vorbei, bis er zum dritten kam. Es stand offen, und drinnen brannte kein Licht. Er hakte sich mit einem Fuß über das Sims; dann kletterte er hinein. Es war ein Schlafzimmer mit einem schmalen Bett. Da keine Decken oder Laken darauf lagen, nahm er an, daß es sich um ein unbenutztes Gästezimmer handelte. Er verbarg seine Armbrust in den Falten des schwarzen Umhangs des Toten und trat hinaus in den Gang. Die Treppe war rechts von ihm, und er eilte darauf zu. Auf den Stufen hörte er Schritte, ging jedoch weiter. Zwei Ritter kamen um eine Biegung und stiegen zu ihm hinunter.
    »Wer hat den Attentäter getötet?« fragte der erste.
    Waylander zuckte die Achseln. »Ich nicht, leider«, sagte er und setzte seinen Weg fort.
    »Wer ist denn sonst noch da oben?« fragte der erste Mann und faßte Waylander an der Schulter. Der Attentäter fuhr herum, die Armbrust im Anschlag.
    »Niemand«, sagte er - und schoß einen Bolzen ab, der dem Mann in den offenen Mund und weiter ins Hirn drang. Der zweite Ritter versuchte davonzulaufen, doch Waylander schoß noch einmal und traf den Mann im Nacken. Er fiel auf die Stufen und regte sich nicht mehr.
    Der Attentäter lud die Armbrust mit seinen letzten beiden Bolzen; dann ging er weiter.
    Als seine Ketten gelöst wurden, spannte Karnak sich, doch eine Messerspitze berührte seine Kehle, und er wußte, daß ein Kampf sinnlos
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