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Im Paradies der Suende

Im Paradies der Suende

Titel: Im Paradies der Suende
Autoren: Janet Mullany
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erzählen, knapp und sachlich.
    „Das tut mir leid. Werden Sie hier in England bleiben?“
    „Das weiß ich noch nicht.“ Ihr Glas war leer. „Wollten Sie mich nicht eigentlich nach der historischen Genauigkeit dieses Projekts fragen?“
    „Sie haben recht. Wenn Sie sich eingelebt haben, sollten wir einen Interviewtermin vereinbaren. Ein interessantes Konzept: Zeitreisen ohne die Gefahr, in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sich ein tückisches Virus einzufangen oder den Lauf der Geschichte zu verändern.“
    „Es war übrigens ein sehr erotisches Zeitalter.“ Lou hatte inzwischen ein zweites Glas fast leer getrunken. Die untergehende Sonne tauchte den Salon in ein weiches, verführerisches Licht, und auch der Alkohol tat seine Wirkung. „Die Leute glauben immer, in Jane Austens Romanen würde kein Sex vorkommen. Aber sie irren sich. Ihre Bücher sind voller Erotik, zumindest zwischen den Zeilen.“
    „Ich glaube, Sie hatten zu viel Champagner“, sagte Mac und nahm ihr das Glas aus der Hand.
    „Champagner und Jetlag. Ich vertrage keinen Alkohol, das war schon immer so. Sie hätten mich mal auf Julians Fakultätspartys sehen sollen.“ Lou versuchte ihren Blick auf sein Gesicht zu konzentrieren. „Wieso nennt Vivian Sie Darcy?“
    „So lautet mein zweiter Vorname.“
    „Mac Darcy Salazar?“
    Er nickte. „Meine Mutter liebt Jane Austen.“ Dann neigte er sich zu ihr und flüsterte, so als würde er etwas Unanständiges sagen: „Ich auch.“
    „Ja, echte Männer fürchten sich nicht davor, ihre Werke zu lesen.“ Irgendjemand hatte ihr ein neues Glas in die Hand gedrückt. In der Flüssigkeit schwammen eine Zitronenscheibe und Minzblätter - Limonade, gerade noch rechtzeitig. Plötzlich war sie sehr durstig und nahm einen großen Schluck. „Lalle ich?“
    „Noch nicht.“ Er reichte ihr seinen Arm. „Gehen wir essen.“
    Sie lächelte ihn an, und er führte sie zu ihren Plätzen an der langen Tafel.
    Das flackernde, schmeichelnde Kerzenlicht spiegelte sich im Silber und in den Kristallgläsern. Es verwandelte hübsche Gesichter in bezaubernde, betonte vorteilhaft jede Kurve, brachte die Haare zum Glänzen. Lou strich über das glatte Leinen des Tischtuchs. Das hier ist nicht die Wirklichkeit, sondern nur eine Fantasie. Hätte ich wirklich in jener Zeit gelebt, wäre ich nach einem harmlosen Schnitt in den Finger an einer Infektion gestorben. Oder ich wäre mit fünfunddreißig zahnlos gewesen. Und doch ist es wunderbar, sich auf dieses Spiel einzulassen…
    Die Tür schwang auf. Von Rob angeführt, eilte eine Lakaienschar in den Speisesaal. Tatsächlich, Peter hatte es geschafft, eine optisch einheitliche Dienerschaft zusammenzustellen: Alle waren gleich groß, jung und attraktiv. Sie stellten große Platten auf den Tisch - Pasteten, Braten, Schüsseln mit Gemüse, Süßspeisen - der erste Gang des Dinners.
    „Sind sie nicht hinreißend?“, seufzte die Frau, die Lou gegenübersaß. Sarah, so hieß sie, erinnerte sich Lou. „Ich esse kein Fleisch. Was davon ist für mich?“, fragte Sarah und zupfte Rob am Ärmel.
    Von wegen Vegetarierin: Ihr hungriger Blick ließ keinen Zweifel daran, dass sie Rob am liebsten mit Haut und Haaren verschlungen hätte.
    „Vor Ihnen steht eine Tarte mit Lauch und Käse, Ma‘am. Und da wären auch Salate.“
    „Mmmm.“ Sarah machte einen Schmollmund und schnitt ein Stück Tarte ab. „Möchten Sie auch etwas davon, Lou?“
    „Ja, bitte. Und nehmen Sie doch auch von dem Spargel.“
    Mac stand auf, um eine Lammkeule anzuschneiden. „Mäh, mäh. Für Sie kein Frischfleisch, Sarah?“
    „Ach, halten Sie den Mund, Mac.“ Sarah warf ihren Kopf in den Nacken. „Fleisch tranchieren, wie ungemein männlich. Erzählen Sie uns etwas von sich, Lou. Auf was stehen Sie?“
    Auf wen , nicht auf was . Es war offensichtlich, dass Sarah nicht vom Essen sprach. Hätte Lou am Nachmittag nicht Mac und Vivian beim Sex beobachtet, wäre sie über Sarahs Hemmungslosigkeit schockiert gewesen.
    „Ben ist nicht übel“, fuhr Sarah fort. „Ich glaube, er ist scharf auf Mac. Nicht wahr, Liebling?“
    Ben lächelte vielsagend, und Lou hätte schwören können, dass er dabei sein Spiegelbild im Messer bewunderte.
    „Sarah!“, schimpfte Chris am anderen Ende des Tisches. „Hör auf, dich wie eine Kupplerin zu benehmen! Lou bekommt ja einen völlig falschen Eindruck von uns.“
    „Oder genau den richtigen.“ Mac legte eine Fleischscheibe auf Lous Teller. „Glauben Sie wirklich,
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