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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels
Autoren: Richard Montanari
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hinunter. »Ich weiß es nicht.«
    »Der Mann«, stammelte Michael. »Aleks.«
    »Er ist tot.«
    »Hast du ...?«
    Abby bekam feuchte Augen und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Das war genug. Er schlief ein.

    Michael spürte Nadeln im Arm. Er versuchte zu schlucken und stellte fest, dass es einfacher war als ... wann? Vorher. Früher. Das, was in seiner Kehle gesteckt hatte, war weg. Er schlief ein.

    Zwei Tage später stellten sie sein Bett höher. Er döste eine Weile, und als er aufwachte, schaute er zu dem Stuhl am Fenster. Aus irgendeinem Grund saß Desiree Powell da. Ihr rechter Arm steckte in einer Schlinge. Michael wusste, dass die Ereignisse viele rechtliche Komplikationen nach sich ziehen würden. Er war darauf vorbereitet, für sein Handeln die Konsequenzen zu tragen. Der tote Mann in seinem Haus, die beiden Polizisten auf der Straße. Omar. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht war Desiree Powell nur eine Halluzination.
    Nein. So gut waren die Medikamente auch wieder nicht. Sie saß wirklich dort.
    »Herr Staatsanwalt«, sagte sie. »Willkommen zurück im Leben.«
    Michael wies mit dem Kinn auf das Glas Wasser auf dem Tablett. Powell schaute kurz auf den Gang. Vielleicht durfte er gar kein Wasser trinken. Sie stand auf und führte den Strohhalm mit der linken Hand an seinen Mund. Das kalte Wasser schmeckte himmlisch.
    »Ich dachte, Sie wären tot«, sagte Michael mit schwacher, krächzender Stimme.
    »Das Glück hatten Sie nicht.«
    Michael trank noch einen Schluck. »Was ist passiert?«
    »Ich erspare Ihnen vorerst die Details. Aber dieses Ding hier, das übrigens überhaupt nicht zu meiner Kleidung passt, die ich normalerweise trage, verdanke ich vier Kugeln auf die Schutzweste. Zwei Rippen sind gebrochen.«
    »In meinem Haus?«
    Powell nickte.
    »Tut mir leid.«
    Powell zuckte mit den Schultern. »Noch ein sonniger Tag im Paradies.«
    Obwohl dies weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt war, musste Michael es wissen. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte er sich zehn Zukunftsvisionen ausgemalt. Neun davon waren schlecht. »Und was passiert jetzt?«
    Powell dachte kurz nach. »Diese Frage müssen Sie Ihren Vorgesetzten stellen und nicht mir, Michael. Ich kann Ihnen aber sagen, dass die kriminaltechnischen Ergebnisse alle gut für Sie ausgegangen sind. Es war das Messer des Mannes, der Ihre Familie terrorisiert hat, mit dem Nikolai Udenko getötet wurde. Wir haben auf seiner Hand Schmauchspuren gefunden und seine Fingerabdrücke auf der Waffe Ihrer Frau. Außerdem haben wir ein Dutzend Zeugen, die gesehen haben, was er mit den beiden Polizisten auf der Straße gemacht hat.«
    Michael wusste, dass das nicht alles war. Powell war sehr gründlich.
    »Wenn es Ihnen besser geht, reden wir weiter«, sagte sie.
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Einen kurzen Augenblick später drehte sie sich wieder zu ihm um. Michael fiel auf, dass sie zum ersten Mal, seitdem er sie vor fast zehn Jahren kennengelernt hatte, eine Jeans und ein Sweatshirt mit dem NYPD-Logo trug. Er hatte sie noch nie in Freizeitkleidung gesehen. »Sie haben das schon einmal erlebt«, sagte sie.
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine diese Autobombe. Das war fast eine Eintrittskarte in den Himmel.«
    Michael nickte.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«
    »Klar.«
    Powell durchquerte den Raum und setzte sich wieder hin. »Wie oft wollen Sie dem Tod noch ein Schnippchen schlagen?«
    Michael spähte zum Fenster hinüber. Die Bäume standen in voller Blüte, und der Himmel war strahlend blau. In der Ferne glitzerte das Wasser des Flusses. Michael wandte Powell wieder den Blick zu. Er konnte ihr nur eine Antwort geben. »So oft wie Sie.«
    Als Powell ging, schlief Michael wieder ein. Als er aufwachte, war es dunkel. Er war allein.

    In den folgenden zwei Monaten begann Michael Roman, die Physiotherapie zu hassen. Und noch mehr hasste er die Physiotherapeuten. Sie waren alle um die sechsundzwanzig, bestens in Form, und sie hießen alle Summer oder Schuyler. Sobald er seine täglichen fünf Blöcke mit je fünfzehn Power-Kniebeugen hinter sich hatte, fielen ihm ganz andere Namen für sie ein.
    Nach und nach gewann er seine Kraft und sein Gleichgewicht zurück und eine Fitness, die vermutlich in vielerlei Hinsicht besser war als vor der Katastrophe.
    Während seiner Genesung wohnten sie auf dem Anwesen von Abbys Eltern in Pound Ridge. Sie engagierten eine Firma, die das Haus in Eden Falls reinigte, aber Michael und Abby wussten, dass sie dort
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