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Im Netz des Teufels

Im Netz des Teufels

Titel: Im Netz des Teufels
Autoren: Richard Montanari
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Waffe und richtete sie auf den Kopf der Frau.

55. Kapitel

    Es war ein dreigeschossiger Häuserblock auf dem Ditmars Boulevard in der Nähe der Crescent Street, in dem eine Bodega, eine Reinigung und ein vernageltes Geschäftslokal untergebracht waren. Rechter Hand war eine Zufahrt, die zur Rückseite des Gebäudes führte. Daneben stand ein zweistöckiges Wohnhaus mit sechs Wohnungen. Powell war unzählige Male hier gewesen, doch sie hatte es wie so viele Dinge in New York gar nicht wahrgenommen.
    Über den Geschäften waren Wohnungen. Im ganzen Block waren die Fenster in den oberen Stockwerken geöffnet. Einige dünne Gardinen wehten hinaus in den warmen Frühlingsabend. Aus einigen Wohnungen drang Klappern und Klirren, als würde gerade das Abendessen zubereitet. Aus anderen schallten die Abendnachrichten und vermeldeten wie üblich Dramen und Tragödien.
    Powell ging auf den Haupteingang zu, vor dem ein verrostetes Rollgitter hing. Die Fenster waren verschmiert und fast undurchsichtig. Alles schien ruhig und friedlich zu sein. Es sah nicht so aus, als hielte sich jemand in dem Haus auf. Hatte sie sich geirrt? Das Team hatte alle paar Minuten Bericht erstattet. Von Michael Roman oder den Mädchen oder dem Messerstecher hatte niemand etwas gesehen.
    Fontova bog um die Ecke. Er hatte den Hintereingang des Gebäudes überprüft.
    »Und?«, fragte Powell.
    »Das Fenster in der Hintertür ist eingeschlagen worden.«
    »Kürzlich?«
    »Ja. Sieht ganz so aus.«
    »Irgendwelche Fahrzeuge?«
    »Nein, aber auf dem Boden vor der Tür liegen keine Scherben.«
    »Dann wurde die Scheibe von außen eingeschlagen.«
    »Ja. Und an den Scherben klebt Blut.«
    Die beiden Detectives wechselten einen Blick. Sie waren im Bilde. »Am besten, wir fordern Verstärkung an.«
    Fontova hob das Funkgerät an den Mund und rief die Zentrale an.
    In diesem Augenblick hörten sie die Schüsse.

56. Kapitel

    Die Schüsse in dem engen Raum waren ohrenbetäubend. Michael staunte, wie einfach es gewesen war, das zu tun, was er getan hatte, wie wenig Kraft nötig war, um auf den Abzug zu drücken, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod war. Er sprach seit vielen Jahren darüber und hatte über diejenigen, die sagten: »Der Schuss hat sich einfach gelöst«, oder »Ich wollte ihn nicht erschießen«, zu Gericht gesessen und dabei nie etwas vom Schießen an sich verstanden.
    Nachdem er nun auf den Abzug gedrückt hatte, wusste er, dass es gar nicht so schwer war. Die Schwierigkeit lag darin, die Entscheidung zu treffen, auf jemanden zu zielen.
    Michael hatte die Waffe auf die Decke gerichtet und die beiden Patronen abgefeuert. Er drückte noch mehrmals auf den Abzug, doch offenbar hatte Aleks die Wahrheit gesagt. In der Waffe waren nur zwei Patronen. Michael nahm das Magazin heraus und warf die beiden Teile so gut es ging in verschiedene Richtungen.
    Als das Echo der Schüsse verhallte, stand Aleks auf. Michael sah in seinen Augen die wilde Entschlossenheit, das hier zu Ende zu bringen. Mit dem Messer in der Hand ging er bedächtigen Schrittes auf Abby zu.
    »Sie haben einen Fehler gemacht«, sagte Aleks. »Sie hätten Ihrer Frau und sich viele Schmerzen ersparen können, aber Sie haben sich entschieden, mir zu trotzen. Ihrem Schicksal zu trotzen.«
    Er blieb vor Abby stehen und hob das Messer. Michael konnte nichts tun, um ihn von dem abzuhalten, was er vorhatte.
    »Isa!« , schrie Emily.
    In dieser Sekunde, als Emily das estnische Wort für Vater aussprach, drehte Aleks sich um und schaute Emily an. Michael wusste, dass es keinen günstigeren Augenblick mehr geben würde. Er rannte auf Aleks zu und warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihn, worauf dieser das Gleichgewicht verlor. Die beiden Männer krachten mit voller Wucht gegen die Wand. Aleks richtete sich auf, holte mit der Faust aus und traf Michael oben an der linken Seite des Kopfes. Michael sah Sterne und fiel zu Boden, doch es gelang ihm, den Aufprall größtenteils mit der Schulter abzufangen, indem er ein Stück über den Boden rollte. Er sprang auf und stand nun Aleks gegenüber. Aleks fuchtelte mit dem Messer durch die Luft zwischen ihnen und verringerte nach und nach den Abstand. Dann stach er mit dem Messer zu, doch Michael sprang zur Seite, und die Klinge erwischte ihn nur am Unterarm.
    Michael wich zurück und näherte sich seiner Tochter. Im Hintergrund hörte er Abby in den Knebel schreien. Das Metallrohr klapperte, als sie verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Michael
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