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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Autoren: Ian Rankin
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worden, in einer Seitenstraße neben der Bar, in der er gearbeitet hatte. Keine Zeugen, keine Spuren am Tatort. Nur eine Besonderheit: Mit einer scharfen Klinge war ein Stück aus seiner unverwechselbaren Jacke herausgeschnitten worden – eine schwarze Nylon-Bomberjacke mit dem Schriftzug CC Rider auf der Rückseite. Und genau der war entfernt worden, sodass das weiße Innenfutter zum Vorschein kam.Theorien gab es wenige. Entweder war es ein unbeholfener Versuch, die Identität des Toten zu verschleiern, oder im Futter war etwas versteckt gewesen. Spuren von Drogen hatte man jedoch nicht gefunden, sodass die Polizei nach wie vor im Dunkeln tappte.
    Für Rebus sah es nach einem Auftragsmord aus. Entweder hatte Colliar sich jemanden zum Feind gemacht, oder es war eine Botschaft an Cafferty. Ihre diversen Unterhaltungen mit Colliars Arbeitgeber hatten da allerdings wenig Aufschluss gebracht.
    »Schadet meinem Ruf«, war im Wesentlichen Caffertys Reaktion gewesen. »Das heißt, entweder ihr kriegt den, der es getan hat …«
    »Oder?«
    Aber darauf musste Cafferty gar nicht antworten. Und falls er den Schuldigen zuerst ausfindig machte, hätte die Angelegenheit sich sowieso erledigt.
    Nichts von all dem war besonders hilfreich. Ungefähr zu der Zeit, als die Ermittlungen in eine Sackgasse geraten waren, lenkten die Vorbereitungen zum G8-Gipfel die Gedanken – überwiegend genährt von der Vorstellung bezahlter Überstunden – in eine andere Richtung. Zudem gab es noch andere Fälle mit echten Opfern, und man hatte das Personal für die Sonderkommission Colliar zusammengestrichen.
    Rebus ließ das Fahrerfenster herunter und freute sich über die kühle Brise. Den schnellsten Weg nach Auchterarder kannte er zwar nicht, aber er wusste, dass man von Kinross aus nach Gleneagles kommen konnte, und hatte deshalb diese Route gewählt. Ein paar Monate zuvor hatte er sich ein Navigationssystem gekauft, es aber noch nicht geschafft, die Bedienungsanleitung zu lesen. Demnächst würde er damit zu der Werkstatt fahren, die ihm auch den CD-Player in seinen Wagen eingebaut hatte. Nachdem er Rücksitz, Fußbereich und Kofferraum vergeblich nach irgendetwas von The Who abgesucht hatte, hörte Rebus stattdessen Elbow – eine Empfehlung von Siobhan. Ihm gefiel der Titelsong, »Leaders of the Free World«. Er stellte ihn auf Wiederholung. Der Sänger fand anscheinend, dass in den Sechzigern etwas schiefgelaufen war. Obwohl Rebus aus einer anderen Richtung kam, neigte er dazu, ihm beizupflichten. Er schätzte, dass der Sänger sich mehr Veränderung gewünscht hätte, eine von Greenpeace und der Campaign for Nuclear Disarmament regierte Welt, in der Armut der Geschichte angehörte. Rebus hatte in den Sechzigern selbst an ein paar Protestmärschen teilgenommen, vor und nach seiner Zeit bei der Armee. Es war eine gute Gelegenheit gewesen, Mädchen kennenzulernen, denn normalerweise hatte es hinterher irgendwo eine Party gegeben. Heute betrachtete er die Sechzigerjahre allerdings als das Ende von etwas. Bei einem Stones-Konzert 1969 war ein Fan erstochen worden, und das Jahrzehnt hatte sich langsam seinem Ende zugeneigt. Die jungen Leute fanden Geschmack an der Revolte und misstrauten der alten Ordnung oder hatten zumindest keinen Respekt mehr vor ihr. Er dachte über die abertausend nach Gleneagles marschierenden Menschen nach und über die Konfrontationen, zu denen es mit Sicherheit kommen würde. Schwer vorstellbar in dieser Gegend mit ihren Äckern und Hügeln, Flüssen und Tälern. Ihm war klar, dass gerade die Abgeschiedenheit von Gleneagles bei der Wahl dieses Tagungsortes eine Rolle gespielt haben musste. Dort waren die Staatsoberhäupter der freien Welt sicher und konnten ungestört ihre Namenszüge unter Entscheidungen setzen, die längst woanders getroffen worden waren. Auf der CD sang die Band gerade von der Besteigung eines Geröllfelds. Das Bild begleitete Rebus bis an den Ortsrand von Auchterarder.
    Er glaubte nicht, dass er schon einmal hier gewesen war. Dennoch kam ihm der Ort bekannt vor. Das typische schottische Dorf: eine einzige, nicht zu verfehlende Hauptstraße, von der schmale Seitenstraßen abzweigten. Hier konnten die Bewohner zu Fuß zum Einkaufen gehen, in kleinen, unabhängigen, politisch korrekten Einzelhandelsgeschäften. Rebus entdeckte nichts, was die Wut der Globalisierungsgegner anstacheln konnte. In der Bäckerei gab es sogar Anti-G8-Pasteten in limitierter Auflage.
    Die Einwohner von Auchterarder waren
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