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Im Namen der Engel

Im Namen der Engel

Titel: Im Namen der Engel
Autoren: Mary Stanton
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das ganze Gebäude unter ihr einstürzen könnte. Sie hat kein Handy, die Leitungen sind tot, und bei dem Wind kann kein Hubschrauber landen. Wir müssen sie retten.«
    »Aber Sie haben keinen Beweis, dass sie wirklich in Gefahr ist.«
    »Einem Sturm wie diesem wird das Gebäude nicht standhalten.«
    Sam seufzte gleichermaßen genervt und verärgert. »Sie argumentieren wie eine Revolutionärin. Nur Emotionen, keine Fakten. Wie wäre es, wenn Sie mal versuchen würden, der Sache wie eine Rechtsanwältin zu begegnen?«
    »Okay, ich gebe zu, dass es eine bloße Vermutung ist«, erwiderte Bree ungehalten. »Aber keine andere Erklärung passt so gut zu den Fakten. Montifiore und Grainger Skinner haben bei dem Projekt ordentlich abgesahnt. Montifiore hat sich der guten alten Methode bedient, bei der Qualität des Baumaterials zu betrügen.«
    »Mir fallen mindestens noch zwei andere einleuchtende Erklärungen ein«, sagte Sam. Geschickt steuerte er das Auto durch eine kniehohe Pfütze.
    »Nämlich?«, fragte Bree nach längerem Schweigen.
    Er grinste sie von der Seite an. »Okay. Ich geb zu, dass mir nichts einfällt, wo keine Fragen offen bleiben. Verdammt noch mal!« Beide duckten sich automatisch, als der Ast eines Baums an der Fahrertür vorbeisauste. »Und Chastity ist hirnlos genug …«
    »Sie ist nicht dumm«, empörte sich Bree. »Sie hat nur nie eine Chance gehabt.«
    Sam murmelte etwas, das sich anhörte wie: »Wer’s glaubt, wird selig.« Bree hoffte, dass sie sich verhört hatte.
    Die Räder verursachten ein metallisches Dröhnen. Sie fuhren über die Brücke. Bree blickte aus dem Fenster. Gigan tische Wellen klatschten gegen die Brückenpfeiler. »Ich kann Höhen nicht sonderlich gut einschätzen«, sagte sie. »Wurde im Wetterbericht etwas über die Brandung gesagt?«
    »Soll bis zu sechs Metern gehen. Die Flutwelle wird auf viereinhalb geschätzt.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In etwa zwanzig Minuten dürfte es erst richtig losgehen.«
    Bree beugte sich vor und spähte in die Dunkelheit. Sie konnte nicht das Geringste erkennen. Seufzend lehnte sie sich wieder zurück. Sams Auto war der reinste Saustall. Der Boden war mit alten Kaffeebechern aus Plastik, zusammengeknüllten Hamburgerverpackungen und leeren Wasserflaschen übersät. Sie schob eine Dunkin’-Donuts-Box mit dem Fuß zur Seite. »Haben die Skinners schon geredet?«
    »Nur durch ihren Anwalt. Stubblefield ist ein widerlicher Typ.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Ihre Geschichte lautet ungefähr folgendermaßen: Falls sie mit der Sea Mew rausgefahren sind, als Dad schon tot war – was sie aber in keiner Weise zugeben –, dann deshalb, weil sie einen Anruf des in Panik geratenen Fairchild erhalten hatten, der sie bat, ihm zu helfen, die Leiche loszuwerden. Und falls sie sich verpflichtet gefühlt haben sollten, einem alten Freund der Familie beizuspringen, dann nur deshalb, weil die Investitionen von allen auf dem Spiel standen. Wenn es Skinner gelungen wäre, sein Geld aus dem Projekt zu ziehen – und genau das hatten seine neuen Rechtsanwälte vor –, hätte Fairchild wahrscheinlich alles verloren. Grainger schweigt sich da rüber aus, wie viel er persönlich verloren hätte, aber ich bin mir ziemlich sicher, es wäre eine Menge gewesen.«
    »Und Fairchild hat ihn nicht getötet?«
    »Fairchild hat ein Alibi. Grainger und Jenny haben ebenfalls ein Alibi. Dieser Dummkopf Tiptree fand Skinners Leiche, geriet in Panik und rief Fairchild an, der wiederum Grainger anrief, weil dieser sich in der Nähe des Schauplatzes befand.«
    »Calvin Tiptree verdächtigen Sie aber nicht, oder?«
    »Nein. Sicher, er war zur fraglichen Zeit dort. Aber er war bis zehn Uhr mit einem potenziellen Käufer zusammen, das haben wir nachgeprüft. Und fünf Minuten und zweiunddreißig Sekunden, nachdem dieser gegangen war, rief er Doug über sein Handy an. Der Gerichtsmediziner hält es für höchst unwahrscheinlich, dass er es in dieser Zeit geschafft hätte, dem armen Kerl eins über den Kopf zu geben, seine Lungen voll Wasser zu pumpen und seinen Tod herbeizuführen. Außerdem passt er nicht zum Täterprofil.«
    »Sie haben einen Riecher für diese Dinge, nicht wahr?«, entgegnete Bree. »Tja, ich auch. Mir ist ziemlich klar, dass Montifiore hinter Skinners Ermordung und dem Mord an Elphine Mathers Stiefsohn steckt.«
    »Moment mal.« Er streckte den rechten Arm vor sie und bremste scharf. Das Auto geriet ins Schleudern, schwenkte zur Seite und
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