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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
Autoren: Mary Stanton
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große Umschläge mit Absenderfeld. Sie öffnete das kleine viereckige Kästchen, das die Visitenkarten enthielt, und betrachtete nachdenklich das Design.

    Der Schrifttyp war ansprechend, wenn auch ein wenig altertümlich; möglicherweise eine edwardianische Schriftart. Das erhaben gearbeitete goldene Logo sagte ihr kaum etwas. Sollte ein Rechtsanwalt überhaupt ein Logo haben? Es stellte ein Paar gefiederter Flügel dar, die eine Waage der Gerechtigkeit einrahmten. Die auf dem Briefpapier angegebene Telefonnummer gehörte offenbar zu dem Handy … Professor Cianquino schien ganz erpicht darauf, ihr unter die Arme zu greifen.
    Das war höchst seltsam. Professor Cianquino war nämlich sonst nicht besonders interessiert daran, seine Studenten zu fördern – weder vor noch nach ihrer Abschlussprüfung –, und genoss eher den Ruf, menschlichen Gefühlen gegenüber unzugänglich zu sein. Seine beiden Götter hießen Logik und Verstand. Und jetzt redete er sie mit meine liebe Bree an? Und schickte ihr als eine Art Einstandsgeschenk einen Haufen teurer, unerwünschter Büromaterialien sowie ein Zitat aus dem Koran? Und das von jemandem, der, wenn er überhaupt irgendwie religiös orientiert war, eher den Weisheiten des Konfuzius anhing. Und woher kannte er ihre vorübergehende Büroadresse? Sie hatte die Räume doch erst heute Vormittag gemietet.
    Und dann war da noch das Handy, das er ihr schenkte.
    Bree nahm das Päckchen in die Hand. Es war das neuest e Modell von Apple, ausgestattet mit allem möglichen Schnickschnack, der einen eher dazu verführte, damit herumzuspielen und alles Mögliche auszuprobieren, als sich an die Arbeit zu machen. Sie hatte tatsächlich schon mit diesem Modell geliebäugelt, besaß aber bereits ein Handy, das seine Zwecke voll und ganz erfüllte. Im Gegensatz zu den Büromaterialien konnte sie Professor Cianquino dieses Geschenk mit herzlichem Dank zurückgeben. Mit der fadenscheinigen Begründung, sie habe ja ein Handy.
    Aus dem Handy erklang der Anfang des Kirchenlieds »O Thou That Tell’st Good Tidings to Zion«, das Bree nur deswegen erkannte, weil sie es mit sechzehn Jahren bei der Weihnachtsaufführung in der St. Christopher’s Episcopal Church hatte singen müssen. Die Anfangstakte des Lieds wurden endlos wiederholt, bis Bree schließlich die Finger in die Ohren steckte und »Aaah!« schrie, damit sie es nicht mehr zu hören brauchte.
    Endlich hörte das Gedudel auf, und durch die Pappe hindurch, in die der Apparat verpackt war, hörte sie die automatische Ansage der Mailbox: Sie sind mit der Mailbox von Ms. Winston-Beaufort verbunden. Bitte geben Sie nach dem Ton Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und den Grund Ihres Anrufs an.
    Dann ertönte die zittrige, verwirrt klingende Stimme eines sehr alten Mannes. »Verflucht noch mal! Was zum Teufel soll denn das?« Er räusperte sich und brüllte: »Ist da am anderen Ende der Leitung vielleicht ein verdammtes menschliches Wesen? Hier spricht Benjamin Skinner. Und ich möchte mit einem gottverdammten Menschen reden. Und danach will ich einen Rechtsanwalt!«
    Das Freizeichen erklang. Benjamin Skinner hatte aufgelegt.
    Bree starrte auf den Karton. Benjamin Skinner, genannt der Niederträchtige – wenn er es denn tatsächlich gewesen war –, war ein bekannter Milliardär, der äußerst zurückgezogen lebte. Er hatte die Angewohnheit, bedeutende Unternehmen um ihre Vermögenswerte zu erleichtern. »Was ihn zum reichsten Mann Georgias macht, Hund, wenn nicht sogar der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika, ebenso wie zum gemeinsten Mann. Aber warum hat er mich angerufen?« Kein freundliches »Wuff« war zu hören. Bree blickte unter den Tisch. Sascha hatte sich auf dem Teppich zusammengerollt und schlief tief und fest.
    Nicht mehr als eine Woche war es her, seit sie den Klauen ihrer Familie entronnen war, und schon war sie gezwungen, einen Hund um Rat zu fragen. »Und selbst wenn du mir einen geben könntest, du siehst so mitgenommen aus, dass es eine Schande wäre, dich aufzuwecken.« Sie erhob sich. Sie brauchte ein Glas Wein und eine Liste mit all den Dingen, die sie erledigen musste, in genau dieser Reihenfolge. Der Wein würde sie beruhigen, die Liste würde ihr helfen, Ordnung in all die Fragen zu bringen, die ihr im Kopf herumschwirrten.
    Sie konnte aber auch Mr. Skinner auf Professor Cianquinos Handy zurückrufen, um sofort eine Antwort auf die beiden Hauptfragen zu erhalten :
    Warum haben Sie mich angerufen und nicht
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