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Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)

Titel: Im Namen der Engel: Die überirdischen Fälle der Bree Winston 1 (German Edition)
Autoren: Mary Stanton
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blieb stehen. »Ein umgestürzter Baum«, erklärte er. Er stellte den Motor ab, ließ die Scheinwerfer jedoch an. Der Rettungswagen vor ihnen hatte nicht so schnell reagiert und war frontal gegen den Stamm einer riesigen Eiche geprallt, der quer über der Straße lag. Die roten Lichter blinkten in regelmäßigen Abständen durch den dichten Regen.
    »Wo sind wir?«
    »Etwa auf halbem Weg zum Haus. Können Sie es sehen? Es liegt ungefähr fünfhundert Meter vor uns.«
    »Ich kann kaum meine Hand vor Augen sehen«, erwiderte Bree. Sie knöpfte ihren Regenmantel zu, setzte ihren Regenhut auf und wollte schon aussteigen.
    »Hey!« Sam packte sie beim Arm. »Wo wollen Sie denn jetzt hin?«
    »Zum Haus natürlich.«
    »Sind Sie verrückt?«
    Sie sah ihn an. Er machte ein finsteres Gesicht, schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Trotzdem schlüpfte auch er in seine Regenkluft und öffnete die Fahrertür.
    Wenigstens ist es nicht kalt , dachte Bree. Die Luft war schwül, der Regen schien überall zugleich zu sein – in ihren Ärmeln, in ihrem Nacken, in ihren Augen. Drei Gestalten in Gummioveralls stapften um den Rettungswagen herum und befreiten die Reifen von Zweigen und Ästen. Bree und Sam kämpften sich an ihnen vorbei und kletterten über den Baumstamm. Urplötzlich ließ der Regen nach, und auch der Wind flaute ab. Bree konnte wieder frei atmen. Die blinkenden roten Lichter hinter ihnen gestatteten es ihnen, die Umrisse der einen knappen Kilometer östlich liegenden Marina undeutlich wahrzunehmen. Viele der Boote waren wegen des Sturms an Land gezogen worden. Die, die man im Wasser zurückgelassen hatte, waren überflutet.
    Unmittelbar vor sich konnte sie die Umrisse des hoch aufragenden Wohnblocks ausmachen. Entgegen jeder Erwartung funktionierte die Elektrizität noch, denn das Gebäude war hell erleuchtet und wirkte wie ein riesiges Kreuzfahrtschiff im Ozean der Nacht. Selbst auf diese Entfernung vermochte Bree die Lichter im Penthouse zu erkennen.
    Plötzlich zog Sam sie an seine Seite. »Da ist sie, die Flutwelle«, sagte er mit gepresster Stimme.
    Eine enorme Wasserwand kam den Damm hoch, ergoss sich über die Boote und die Piers, bis sie den Sand und die Dünen erreichte.
    Bree ergriff Sams Hand und hielt sie fest.
    Wie ein gewaltiges, träges Tier wälzte sich die Wasserwand vorwärts. Unaufhaltsam brandete sie die Auffahrt zum Gebäude hoch, umspülte das Hochhaus und schlug klatschend gegen das Fundament. Eine zweite Wasser wand folgte der ersten, um ebenfalls das Gebäude zu umbrodeln.
    Ein lautes Ächzen erfüllte die Luft. Dann neigte sich das Gebäude mit qualvoller, unerträglicher Langsamkeit zur Seite und – kippte schließlich um.
    Der Tod von Island Dream ging geräuschvoll vor sich. Die Dachziegel fielen ins Meer. Fenster zersplitterten, Glas spritzte auf. Die Stahlträger gaben ein schrilles Kreischen von sich, als sie aus der Erde gerissen wurden.
    Dann erloschen alle Lichter.
    Das Grollen der Zerstörung setzte sich in der Dunkelheit fort. Bree zitterte vor Schock und weil ihr plötzlich kalt wurde. Ihre Knie gaben nach, sie sank auf den Baumstamm. »Zu spät«, sagte sie leise. »Zu spät. Das tut mir so leid, Mr. Skinner.« Ihre Zähne klapperten. Sam holte sein Handy heraus und sprach mit eindringlicher Stimme hinein. Nachdem er es wieder in die Tasche gesteckt hatte, half er Bree hoch. »Kommen Sie«, sagte er sanft. »Ich bringe Sie zum Auto zurück.«
    Bree schlug die Hände vor die Augen. »Das arme Mädchen«, sagte sie erbittert. »Das werde ich mir nie verzeihen, nie! Wir hätten etwas tun müssen, Sam!«
    »Wir haben getan, was wir konnten.« Seine Stimme war so leise, dass sie ihn fast nicht verstand. »Ich habe gerade alles gemeldet. Wir sollten lieber zurückfahren, bevor der Regen und der Wind wieder zunehmen.«
    »Moment mal.« Bree packte ihn beim Ärmel seines Regenmantels. »Haben Sie das auch gehört?«
    »Was denn?«
    Da war es wieder, ein Schrei wie von einer Katze, aber so schwach, dass es im Tosen des Windes kaum zu ver nehmen war. »Hören Sie es denn nicht? Sie schreit doch: Wartet! Wartet! « Bree legte die Hände trichterförmig an den Mund und rief: »Wir sind hier drüben!«
    »Wartet auf mich!«
    Chastity McFarland kam aus der Dunkelheit getaumelt und fiel Bree in die ausgebreiteten Arme.
    »Es war absolut irre!« Chastity, in T-Shirt und engen Jeans, war bis auf die Haut durchnässt, was die Sanitäter offenbar dazu anspornte, sie besonders
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