Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
ein Stück Brot.
    »Natürlich«, erwiderte sie und mischte den Wein mit Wasser, wobei sie mit dem Wasser ruhig etwas sparsamer hätte umgehen können. »Sie wollen deine Verteidigungsstrategie aus arbeiten.
    Sag ihnen am besten, dass sie nur ihre Zeit vergeuden.«
    »Warum sollte ich das tun? Auch gegen verleumderische Zeugenaussagen muss man sich verteidigen und ihnen dieGrundlage entziehen. Ich weiß nicht, wie dieser Fulvius seine Anschuldigungen beweisen will.« Julia verdrehte die Augen. »Siehst du denn nicht, was der Mann vorhat? Er legt es gar nicht auf einen Schuldspruch an. Er will nur verhindern, dass du bei den Wahlen antreten kannst!«
    »Aber warum? Er kann doch nicht im Ernst glauben, sich mit einem verlorenen Prozess einen Namen zu machen.«
    »Genau das ist die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen«, erklärte sie und drückte mir einen Becher stark verwässerten Weins in die Hand. Ich tunkte mein Brot in die Schale mit dem Olivenöl und dachte kauend nach.
    »Mal angenommen, daß nicht er es ist, der von meinem Ausschluss von der Wahl profitieren würde - wer dann? Das ist die Frage, die Cicero immer stellt, nicht wahr? Cui bono?«
    »Aber es muß auch noch eine andere Frage gestellt werden«, fuhr Julia fort. »Nämlich die, ob du überhaupt die wahre Zielscheibe dieses Angriffs bist.«
    »Wie meinst du das?« Ich verschlang ein paar Austern und widmete mich dann einem gerösteten Hühnchen.
    »Wie man mir berichtet hat, hat dieser Fulvius lauthals seine Absicht verkündet, den ›berühmten Caecilius Metellus‹ vom Sockel zu stoßen. Du bist aber keineswegs der Ranghöchste in deiner Familie. Vielleicht hat er dich lediglich ausgewählt, um über dich deine Familie anzugreifen.« »Das hätte vielleicht einen Sinn, wenn wir namhafte Pompeianer oder Caesarianer wären, aber das sind wir nicht.
    Meine Familie hat Sulla unterstützt und ist seit dessen Tod ihren eigenen Weg gegangen.«
    »Es gibt gewiss Leute, die genau das verwerflich finden«, gab sie nebulös zu bedenken.
    »Wie gut kennst du eigentlich Fulvia?«, fragte ich. »Dieser Fulvius ist nämlich ihr Bruder.«
    »In den vergangenen Jahren habe ich sie eigentlich kaum zu Gesicht bekommen. Wir sind uns höchstens mal während der einen oder anderen Zeremonie begegnet, beim Bona-Dea-Fest oder den Ceres-Riten und ähnlichen Feierlichkeiten. Als Ehefrau von Clodius war sie natürlich voll in den Kreis der vornehmen Frauen integriert. Jetzt sieht es so aus, als ob sie demnächst Marcus Antonius heiraten will, und der hat sich voll auf die Seite Caesars geschlagen. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihren Bruder zu so etwas angestiftet hat auch wenn sie ein boshaftes Luder ist.«
    »Hältst du sie wirklich für durch und durch schlecht?«
    »Verglichen mit ihr ist Ciodia eine Vestalin.« Die berüchtigte Ciodia hatte sich seit dem Tod ihres Bruders mehr oder weniger in die Einsamkeit zurückgezogen und die Stadt damit eines ihrer beliebtesten Klatschobjekte beraubt. Mir wurde wie immer, wenn meine Frau auf Ciodia zu sprechen kam, ein wenig mulmig zumute. Ich hatte nämlich eine abenteuerliche und nicht ganz statthafte Beziehung zu dieser Frau gehabt.
    »Wer also könnte von meinem Ausschluss profitieren?«, wechselte ich schnell das Thema. »Die großen Fraktionen sollten es eigentlich eher darauf anlegen, die Metelli zu hofieren, anstatt sie sich zu Feinden zu machen. « Ich fiel über ein unschuldiges, aber köstliches Kaninchen her, riss ihm einen Schenkel aus und tunkte ihn in die Garum-Schale.
    Julia dachte einen Augenblick nach. Dann schien sie das Thema wechseln zu wollen. »Wen, glaubst du, wird deine Familie unterstützen? Sie kann schließlich nicht ewig neutral bleiben. Früher oder später muss sie sich für Caesar oder für Pompeius entscheiden.«
    »Nicht unbedingt«, wandte ich ein. »Immerhin können sowohl Caesar als auch Pompeius in einem Jahr tot sein. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist Gallien nicht gerade gesundheitsförderlich. Ein verirrter Pfeil, ein entschlossener Attentäter, ein Überraschungsangriff der Germanen - es gibt jede Menge Unwägbarkeiten, die Caesar ein abruptes Ende bereiten könnten. Im Grunde reicht schon ein Schüttelfrost oder ein verärgerter Offizier, um seinem Leben ein Ende zu setzen.
    Wie du dich vielleicht erinnerst, hat der halbe Senat ihn vor allem aus einem Grund nach Gallien geschickt: um ihn dort sterben zu sehen.« »Und Pompeius«, fuhr ich nach kurzer Pause
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher