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Im Mittelpunkt Yvonne

Im Mittelpunkt Yvonne

Titel: Im Mittelpunkt Yvonne
Autoren: A. A. Fair
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was ich gehört habe und was nicht! Es war der Schrei einer Frau, und dann kam das Bumsen, so wie von einem schweren Schlag, wissen Sie.«
    »Und was taten Sie weiter?« fragte ich.
    »Ich schob das Rouleau am Fenster ein bißchen hoch und blickte ’rüber. Die Lampen brannten im Haus, doch die Gardinen waren dicht zugezogen, so daß ich nicht das geringste sehen konnte. Aber wissen Sie, was dann passierte, Mr. Lam? Das werde ich Ihnen jetzt erzählen. Es kam hinterher nicht mehr das kleinste und leiseste Geräusch aus dem Hause da! Erst haben sie sich gerauft wie die Wahnsinnigen, der Mann hat seine Frau angebrüllt, dann kreischte sie, und plötzlich war alles still.
    Na, Sie werden aufgrund dieser Tatsachen wohl kaum abstreiten wollen, daß der Mann sie geschlagen hat, bis sie stumm war! Und nach allem, was ich jetzt weiß, kann ich mir vorstellen, daß er sie nicht bloß mit der Faust geschlagen hat. Nein, mit einer Keule oder dergleichen, und zwar totgeschlagen. So denke ich über die Sache, Mr. Lam. Umgebracht hat er sie!«
    »Und wodurch kamen Sie zu diesem Schluß?« fragte ich ganz ruhig, um ihren Redefluß nicht zu unterbrechen.
    »Nun, ich sagte eben, ich hätte das gedacht. In Wirklichkeit aber weiß ich’s. Weiß es so genau, wie ich weiß, daß ich in dieser Minute zum Glück gesund hier vor Ihnen sitze. Und jetzt werde ich Ihnen auch erklären, wieso ich es weiß, Mr. Lam.
    Ich holte mir nämlich einen Bademantel und setzte mich dort ans Fenster, um abzuwarten, was noch geschehen würde. Und wissen Sie, was ich dann gesehen habe, Mr. Lam?«
    »Na, was denn?«
    »Ich sah, wie der Mann aus der Hintertür seines Hauses kam und zur Garage ging, in der sein Wagen stand. Und wissen Sie, was er auf der Schulter trug?«
    »Nein. Erzählen Sie!«
    »Er trug auf der Schulter ein großes, dickes Bündel, das aussah, als wenn es mit einem Teppich umwickelt wäre... oder mit einer Decke... etwas Dunkles. Und wissen Sie, was das war, Mr. Lam?«
    »Für was haben Sie es denn gehalten?«
    »Es kommt nicht darauf an, für was ich’s gehalten habe, sondern ich weiß, was es war. Er trug die Leiche seiner Frau!«
    »Konnten Sie die denn sehen?«
    »Das natürlich nicht. Das arme Wesen war doch in den Teppich oder die Decke oder was es sonst gewesen ist, ganz eingerollt. So konnte ich die Frau doch nicht sehen, aber ich sah ja den Mann. Und das Bündel bewegte sich genauso, als wenn eine Leiche darin wäre. Er hatte es über der Schulter hängen, und es war schwer und wackelte sozusagen vor und zurück, wie ein schlaffer und noch biegsamer Körper das tun würde. Nein, wackeln ist nicht das richtige Wort. Es schwankte, es - wippte. Ja, wippte! Und er ging damit in die Garage, und ich sah, daß er da Licht anknipste. Und dann hörte ich die Klappe vom Kofferraum zuknallen. Sie kennen ja dieses blecherne Geräusch, das solche Klapptür hinten am Auto macht, wenn man sie einfach zufallen läßt.«
    »Können Sie mir die Frau beschreiben?« fragte ich.
    »Ja. Sie war ziemlich klein und sah sehr hübsch aus. Nicht älter als sechsundzwanzig, vielleicht auch noch jünger. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was so eine Frau an einem Menschen wie diesem Wells finden konnte! Sie wog knapp hundert Pfund, und groß war sie ungefähr ein Meter fünfundfünfzig.«
    »Farbe der Augen?«
    »Blau. Sie hatte rotes Haar, aber nicht gefärbt, und sah in ihren Shorts wirklich ganz famos aus. Die trug sie ja ständig.«
    Ich sagte: »Sie gingen doch gewiß wieder zu Bett, nachdem er -?«
    »Wieder zu Bett?« fiel sie ein. »Wo denken Sie hin! Ich blieb sitzen und beobachtete weiter. Und wissen Sie, was noch passierte, Mr. Lam?«
    »Na, was denn?«
    »Der Mann kam wieder aus der Garage und holte sich eine Schaufel und eine Spitzhacke.«
    »War es denn da draußen hell genug, um zu erkennen, was er holte?«
    »Nun ja, so hell zwar nicht, daß ich schwören könnte, ich hätte es genau gesehen, aber gehört habe ich, wie die Hacke gegen die Schaufel klimperte. Sie wissen ja, wie das klingt, Metall auf Metall.«
    »Weiter«, sagte ich.
    »Na, er machte im Hause alles dunkel, packte Hacke und Schaufel ins Auto, knipste auch das Licht in der Garage aus und fuhr an der anderen Seite des Hauses langsam vor, so daß ich den Wagen eine Weile nicht sehen konnte. Weiß der Himmel, was er da noch alles gemacht hat, jedenfalls ist er mit dem Wagen minutenlang hinter dem Hause geblieben, dann fuhr er auf die Straße und jagte los.«
    »Ich vermute,
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