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Im Land der weissen Rose

Im Land der weissen Rose

Titel: Im Land der weissen Rose
Autoren: Sarah Lark
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wusste nicht genau, ob Maoris sich
zu solchen Anlässen küssten, also rieb er nur seine
Nasesanft an ihrer. Marama kicherte, als sie daraufhin niesen musste.
Dann nahm sie ihre Decke ab. Paul stockte der Atem, als sie gänzlich
nackt vor ihm stand. Sie war zarter gebaut als die meisten Frauen
ihrer Rasse, doch ihre Hüften waren breit, die Brüste voll,
ihr Gesäß üppig. Paul schluckte, doch Marama breitete
die Decke ganz selbstverständlich auf dem Boden aus und zog Paul
zu sich herunter.
    Â»Du willst doch auch mein Mann sein, oder?«, fragte
sie.
    Paul hätte jetzt antworten müssen, nie daran gedacht zu
haben. Bis jetzt hatte er ohnehin selten an eine Ehe gedacht, und
wenn, dann an eine arrangierte Verbindung mit einem netten Mädchen
weißer Hautfarbe – vielleicht einer Tochter der
Greenwoods oder der Barringtons, das wäre passend.Aber welchen
Ausdruck würde er in den Augen dieses Mädchens sehen? Würde
sie ihn verabscheuen wie seine Mutter? Zumindest würde sie
Vorbehalte haben. Spätestens jetzt, nach dem Mord an Howard. Und
würde er sie lieben können? Würde er nicht immer
wachsam sein, argwöhnisch?
    Marama zu lieben war dagegen einfach. Sie war da, willig und
zärtlich, ihm völlig ergeben ... Nein, das stimmte nicht,
siewar eigenständig. Er hatte sie nie zu etwas zwingen
können.Aber er hatte es auch nie gewollt. Vielleicht war dies ja
das Wesen der Liebe: Sie musste freiwillig gegeben werden. Eine
gezwungene Liebe wie die seiner Mutter war nichts wert.
    Also nickte Paul.Aber dann erschien es ihm nicht genug. Es war
nicht fair, ihre Liebe nur nach ihrem Ritus zu bestätigen, es
musste auch nach dem seinen geschehen.
    Paul Warden erinnerte sich an die Trauformel.
    Â»Ich, Paul, nehme dich, Marama, vor Gott und den Menschen
... und den Ahnen ... zu meinem angetrauten Weib ...«
    Von diesem Moment an war Paul ein glücklicher Mann. Er lebte
mit Marama wie ein Paar bei den Maoris. Er jagte und fischte, während
sie kochte und versuchte, einen Garten anzulegen. Ein wenig Saatgut
hatte sie mitgebracht – es hatte seinen Grund gehabt, dass ihr
schwer beladenes Maultier mit seinem Pferd nicht Schritt halten
konnte –, und Marama freute sich wie ein Kind, als die Saat
aufging. Am Abend unterhielt sie Paul mit Geschichten und Gesang. Sie
erzählte von ihren Ahnen, die vor unendlich langer Zeit mit dem
Kanu uruao aus Polynesien nach Aotearoa gekommen waren. Jeder Maori,
so verriet sie Paul, war voller Stolz auf das Kanu, mit dem seine
Vorfahren gereist waren. Bei offiziellen Anlässen nannten sie
dieses Kanu wie einen Bestandteil ihres Namens. Natürlich kannte
auch jeder die Geschichte von der Entdeckung des neuen Landes. »Wir
kamen aus einem Land namens Hawaiki«, berichtete Marama, und
ihre Erzählung klang wie ein Lied. »Damals gab es einen
Mann mit Namen Kupe, der ein Mädchen namens Kura-maro-tini
liebte.Aber er konnte sie nicht heiraten, denn sie hatte bereits
seinem Vetter Hoturapa im Schlafhaus beigelegen.«
    Paul erfuhr, dass Kupe Hoturapa ertränkte und deshalb aus dem
Land fliehen musste. Und wie Kura-maro-tini, die mit ihm ging, eine
wunderschöne weiße Wolke über dem Meer stehen sah,
die sich dann als das Land Aotearoa entpuppte. Maramasang von
gefährlichen Kämpfen mit Kraken und Geistern bei der
Landnahme und von Kupes Rückkehr nach Hawaiki.
    Â»Er erzählte den Menschen dort von Aotearoa, fuhr aber
nie zurück. Er fuhr nie zurück...«
    Â»Und Kura-maro-tini?«, fragte Paul. »Hat Kupe
sie einfach verlassen?«
    Marama nickte traurig.
    Â»Ja. Sie blieb allein ... aber sie hatte zwei Töchter.
Das mag sie getröstet haben.Aber Kupe war wohl kein netter
Kerl!«
    Die letzten Worte klangen so sehr nach Miss Helens kleiner
Musterschülerin, dass Paul lachen musste. Er zog das Mädchen
in die Arme.
    Â»Ich werde dich nie verlassen, Marama. Auch wenn ich sonst
nicht immer ein netter Kerl war!«
    Tonga erfuhr von einem Jungen, der vor John Sideblossoms hartem
Regime auf Lionel Station floh, von Paul und Marama. Der Junge hatte
von Tongas »Aufstand« gegen die Wardens gehört und
brannte nun darauf, sich den vermeintlichen Freischärlern bei
ihrem Kampf gegen die pakeha anzuschließen.
    Â»Oben im Hochland wohnt noch einer«, berichtete er
aufgeregt. »Mit einer Maori-Frau. Es heißt, sie wären
in Ordnung. Der Mann ist
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