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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller
Autoren: Inge Lempke
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Kirchfeld ein Pharmaziestudium angefangen hatte. Die beiden hielten noch Kontakt, als Kirchfeld längst mehr mit Saufen als mit Studieren beschäftigt war. Eines Tages aber behauptete Lindens Verlobte, sie sei von Kirchfeld so gut wie vergewaltigt worden. Sie zeigte ihn an, aber es kam nicht viel dabei heraus. Von da an waren Linden und Kirchfeld natürlich keine Freunde mehr.
    Nach allen Vernehmungen war letztlich nur klar: es gab keine Leiche, und nicht einmal der genaue Zeitpunkt des Verschwindens war bekannt. Clemens Kirchfeld verließ am Mittag des 6. N ovember das Haus, tauchte abends noch einmal in einer Kneipe auf, wo er einen Anruf erhielt, davoneilte und nie mehr gesehen ward.
    Alle Verdächtigen hatten mehr oder weniger zweifelhafte Alibis, aber man konnte ja nicht einmal sicher davon ausgehen, dass Kirchfeld einem Verbrechen zum Opfer gefallen war. Manche vermuteten sogar, er habe sich ins Ausland abgesetzt, um sich vor seinen Glä ubigern zu verstecken. Martin Dornsiefer zum Beispiel wetterte laut Aussagenprotokoll: „Der Kerl liegt garantiert irgendwo in der Karibik in der Sonne und macht sich auf meine Kosten ein schönes Leben!“
    Zurück blieb eine verstörte Ehe- und Hausfrau, die keine Kinder und nichts gelernt hatte, die zwar ein Haus, aber auch jede Menge Schulden erben würde, die kaum von den Einnahmen aus der einen Mietwohnung unter ihr leben konnte und weiter putzen gehen musste. Obwohl ihr vielleicht schon damals Freundin S imone unter die Arme gegriffen hatte.
    Arthur klappte den Ordner zu und rief zum hundersten Mal Claudia Schmitz an. Aber sogar ihr Handy war ausgeschaltet. Und so beschloss er, noch für ein Stündchen ins Fitnesscenter zu fahren. Im Umkleideraum schloss er seine Sachen im Spind ein, ging in den Trainingsraum, wo er auf andere Polizeimitarbeiter traf, die sich abstrampelten, fuhr 10 Minuten Fahrrad und wechselte dann auf den Ellipsentrainer.
    Einige Leute auf den Rädern lasen Zeitungen oder Bücher, einige hingen an ihren MP3-Pla yern, einige schauten konzentriert ins Leere, aber Arthur ließ in seinem Hirn Kurzfilme ablaufen. Zuerst spielte Uschi, damalige Kirchfeld, die Hauptrolle:
    Uschi, Mitte 20, ein zartes, grünäugiges Geschöpf, sitzt spätabends auf der Couch im Woh nzimmer, sieht fern, qualmt eine Zigarette nach der anderen und wartet auf Ehemann Clemens. Schließlich ruft sie in seiner Stammkneipe an und beschimpft ihn: „Du Scheißkerl, ich hab rausgefunden, mit wem du mich alles betrügst! Komm sofort nach Hause, ich will mit dir reden!“
    Clemens fährt nach Hause und streitet alles ab. Die (laut Zeugenaussagen) eher labile und unbedarfte Uschi zankt trotzdem mit ihm herum, Clemens wird sauer und will zurück in die Kneipe. Als er tatsächlich geht, wirft Uschi ihrem geliebten Mann von hinten einen schweren Gegenstand (Aschenbecher? Tischlampe?) an den Kopf und dann - ja, was dann?
    Wie bringt Uschi ihn um, wenn die Kopfverletzung nicht tödlich ist? Wie kommt er ins Haus seiner Mutter?
    Arthur wischte sich mit seinem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Nein, alles eher u nglaubwürdig, das hatten die Kollegen damals auch so gesehen. Und wie hätte die Sache mit Hovenbitzer abgelaufen sein können?
    Heribert Hovenbitzer, ein kräftiger Stahlarbeiter, erhält einen Tag vor Clemens Verschwinden die Wohnungskündigung. Er ist am Ende seiner G eduld, denkt sich einen Plan aus und ruft Clemens am nächsten Tag in der Kneipe an. „Du nimmst sofort die Kündigung zurück, du Schwein, oder ich erzähle deiner Frau alles über deine Weibergeschichten!“
    Clemens fährt nach Hause, um mit Hovenbitzer zu reden, der lauert ihm im Treppenhaus auf, schlägt ihn zusammen - ja, und dann?
    Mist! Alle Szenarien scheiterten an dieser mysteriösen Todesursache und dem noch unerklärlicheren Fundort der Leiche! Arthur trank einen Schluck aus seiner Wasserflasche.
    Bei den Verdächtigen Linden und Dornsiefer würden alle Erklärung sversuche genauso und an der gleichen Stelle ins Nichts laufen! Wie war Clemens Kirchfeld gestorben, und wie war er im Haus seiner Mutter zwischen die Zeitungen geraten?
    Arthur stieg vom Ellipsentrainer, machte seine Runde an den Geräten und stemmte frustriert Hanteln.
     
     
                                                                        *
     
    Martin marschierte durch den Wald, in dem das Grün nur so zu sprießen begonnen hatte, und sog tief die herrlich warme Luft
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