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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los
Autoren: Stefan Wolf
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Öhrchen.
    In diesem Moment prasselten
Schritte hinter der nächsten Hausecke. Ein Typ bog ein in die Gasse und näherte
sich, rannte, nein, fetzte, hatte ein schwarzes Shirt an und Springerstiefel
mit harten Sohlen.
    Verdächtes Tempo, dachte Tim.
Der flieht. Aber an mir, Mann, kommst du nicht vorbei.
    Tim grätschte in die Mitte der
Gasse. Nahkampf-Haltung! Doch der Typ bremste ab.
    „Weg da! Muss zum Telefon.
Polizei!“ Er keuchte. „Überfall auf zwei Frauen. Sind verletzt. Der Täter ist
abgehauen.“
    „Wo?“
    „Auf der U-Bahn-Rolltreppe am
Euro-Platz.“
    Das war ganz in der Nähe,
sozusagen in Hilferuf-Nähe, und TKKG verteilten sofort ihre Aufgaben.
    Gaby, Karl und Klößchen hetzten
los, um erste Hilfe zu leisten. Tim schloss sich dem Typ an. Konnte man wissen?
Sein Shirt trug den Aufdruck ICH BIN EINE DUMPFBACKE. Aber so sah er nicht aus,
sondern gerissen, mit wachen Augen und Sonnenbrand-Haut.
    Die Telefonzelle war am Ende
der Gasse. Dumpfbacke gab seinen Namen mit Fabian Schildhuber an und japste für
die Polizei seine Meldung in den Hörer.
    „Ein... ein
Handtaschenräuber... ja, genau... hat zwei Seniorinnen... hat sie von hinten zu
Boden geworfen. Hat ihnen die Taschen weggerissen. Ist geflohen. Richtung
Bahnsteig. Wie? Weiß ich nicht. Nein, niemand sonst. Da ist jetzt tote Hose.
Habe ihn nur von hinten gesehen. Ziemlich bullig, ein Skin — glaube ich...“
    Fabian antwortete auf Fragen
und gab seine Adresse an. Dann musste er Tim zur U-Bahn-Rolltreppe begleiten.
    Dort war der Horror. Katharina
Würm, eine Dame von 77 Jahren, hatte sich das Bein gebrochen, hielt aber tapfer
die Tränen zurück.
    Ihre Freundin Alma Schulze war
noch älter, hatte schlimme Abschürfungen und schluchzte zum Steinerweichen.
    Tims Freunde hatten fachkundig
geholfen. Aber jetzt war ärztlicher Beistand gefragt.
    Die beiden Damen trugen
festliche Kleidung, kamen nämlich aus der Oper. In der TKKG-Stadt war
Festspielzeit. Und die Zahl der Opfer, die auf dem Heimweg nach dem Opernbesuch
überfallen und beraubt wurden, hatte sich jetzt auf 13 erhöht.
    Der Täter — offenbar war’s
immer derselbe — griff stets hinterrücks an und suchte sich seine Opfer nur unter
älteren Leuten. Noch gab es keine Personenbeschreibung.
    „Aber jetzt kannst du ja...“,
meinte Tim — und drehte sich zu Fabian um. Doch der war verschwunden — wie vom
Erdboden verschluckt.
    Später stellte sich heraus: Er
hatte einen falschen Namen angegeben und eine falsche Adresse.
    *
     
    TKKG beschrieben den Räuber.
Eine Phantom-Zeichnung von ihm wurde in den Zeitungen veröffentlicht, brachte
aber leider keinen brauchbaren Hinweis.
    Den Festspielgästen empfahl die
Polizei, für den Heimweg immer ein Taxi zu nehmen.
    Am nächsten Samstag stand die
Oper TRISTAN UND ISOLDE auf dem Spielplan, ein musikalisches Highlight von
erheblicher Länge. Beginn schon am Nachmittag, Ende um 22.30 Uhr. Dann war mit
Raufereien um die Taxis zu rechnen.
    Daran würden sich TKKG nicht
beteiligen, Karl und Klößchen schon gar nicht. Sie standen grinsend an der Ecke
Opernplatz/Wagner-Allee und sahen zu, wie sich Tim und Gaby vergeblich um ein
Taxi bemühten.
    Immer wieder wurden sie in die
zweite oder dritte Reihe zurückgedrängt. Forsche Endsiebziger beiderlei
Geschlechts schnappten ihnen die Mietdroschken vor der Nase weg — ohne Mitleid,
obwohl niemand heute Abend so gebrechlich aussah wie das Pärchen.
    Tim stützte sich schwer auf
seinen Krückstock. Schlohweißes Haar umhüllte den Kopf, das Gesicht eine
Runzellandschaft. Der Smoking stammte aus dem Kostümverleih.
    Auch Gaby trug eine
Weißhaar-Perücke, war auf mindestens 83 Jahre geschminkt und bewegte sich wegen
ihrer Hinfälligkeit mit ganz kleinen Trippelschritten.
    Diese plötzliche Vergreisung
war das Werk der Maskenbildnerin Elsa Thube, einer Freundin von Gabys Mutter.
Elsa arbeitete an der Musical-Bühne SCHRILLE KISTE und hatte sich zu TKKGs
heimlicher Komplizin gemacht.
    Das letzte Taxi fuhr ab. Der
Vorplatz verödete. Die Staatsoper schloss ihre Pforten.
    „Diese Rücksichtslosigkeit!“,
empörte sich Gaby. „Verdienen die eigentlich, dass wir uns so einsetzen?“
    „Wir tun’s ja vor allem für die
Kunst, Pfote. Damit die Festspiele nicht dauerhaft unter der Kriminalität
leiden.“ Gaby hakte sich ein bei ihrem tutteligen Begleiter und die beiden
Alten — ideale Opfer für die Räuber und Diebe — taperten los Richtung
Euro-Platz. Leere Straßen. Karl und Klößchen folgten in großem
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