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Im Kaufhaus ist der Teufel los

Im Kaufhaus ist der Teufel los

Titel: Im Kaufhaus ist der Teufel los
Autoren: Stefan Wolf
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kein Pfuscher. Das ist ja gerade das Geniale an meiner
Höllentinktur. Sie explodiert nur im CD-Player. Nur, wenn der eingeschaltet
wird.“
    „Ich glaub’s.“ Flauch schloss
seinen Mantel und steckte die CD in die Tasche. „Die werde ich jetzt also in
der Audio-Abteilung ganz oben auf den Stapel der Poppy-Pink-CDs legen. Den
Brief mit unserer Geldforderung klebe ich an die Tür des Personalleiters. Dann
sind die am Zug.“
    „Es muss ruckzuck gehen“,
nickte Szdoba. „Damit die sich sofort unserer Bombe bemächtigen. Wäre eine
Katastrophe, wenn die zwischenzeitlich verkauft wird.“

    „Sobald ich den Brief los bin,
rufe ich den Personalleiter über Handy an. Die können sofort reagieren. Dann
merken sie, dass wir nicht spaßen. Und wir sind dem Geld ein ganzes Stück näher
gekommen.“

2.
Ladendiebin aus gutem Hause
     
    Anschließend könnten wir ja,
dachte Tim — der früher Tarzan genannt wurde über den Christkindl-Markt
bummeln. Der hat gerade begonnen und ist immer wieder mega-super — exakt jedes
Jahr. Vielleicht kommt mir die Erleuchtung für ein Weihnachtsgeschenk für
Pfote. Himmel, sie sagt ja nie, was sie will — weil scheinbar alles zu teuer
ist.
    Er hatte Gabys Hand genommen.
Leider steckte die und auch seine in Handschuhen. Denn über die diesjährige
Spätherbst-Kälte — kalendarisch war es immer noch Herbst — hätte selbst ein
Eskimo gestaunt. Gaby hatte sich mit dem Schal bis zur Nasenspitze zugemummelt
und trug ein entzückendes Wollmützchen. Mit der freien Hand dirigierte sie
Oskar, ihren Cockerspaniel, der natürlich angeleint war. Schneeklunker hingen
an seinen Schlappohren und er schnüffelte nach allen Seiten, denn hier in der
Paganini-Straße war Weihnachtsmarkt-Vorfeld. Buden waren aufgestellt, deren
Betreiber trotz gefütterter Stiefel und dreifacher Einlegesohlen eiskalte Füße
hatten. Verkauft wurden Würstchen vom Grill, Hähnchen vom Grill, Kräuterbonbons,
Pizzabrot, Glühwein und Kaffee mit frischen Waffeln. Für Oskars Hundenase eine
paradiesische Duftmischung.
    Karl und Klößchen trotteten
hinterher, die Hände in den Taschen vergraben.
    TKKG wollten zum Kaufhaus
,Neues Jahrtausend“. Einfach deshalb, weil in der dortigen Audio-Abteilung die
gewünschte CD am preisgünstigsten war.
    Für Katrin Kappe, Gabys
Freundin aus der Mädchenschule Paulinerinnen, sollte es ein Geburtstagsgeschenk
werden. Morgen wurde Katrin 14 und diesen Tag gibt es bekanntlich nur einmal im
Leben.
    Katrin wünschte sich sehnlichst
die neue Super-CD Party-Power mit Poppy Pink. Das riss ein Loch von
29,90 in die TKKG-Gemeinschaftskasse. Vor Weihnachten war das nicht leicht zu
verkraften. Deshalb hatte Klößchen vorgeschlagen, den unverzichtbaren
Blumenstrauß für Katrins Mutter nicht im Geschäft zu erstehen, sondern in
,freier Wildbahn zu pflücken’ — wie Klößchen sich ausdrückte. Aber wo bitte —
bei Eis und Schnee? Natürlich auf dem Friedhof, war Klößchens Idee, denn dort
stünden gerade in der Adventszeit hübsche Wintersträuße auf den vereisten
Ruhestätten und die Verblichenen hätten ja doch keinen Gefallen mehr daran,
sondern sollten vorrangig in der Erinnerung weiterleben.
    Ein empörender Vorschlag, fand
Gaby. Auch Tim und Karl hatten nachdrücklich abgelehnt. Klößchen hatte gegrinst
und seine Freunde im Ungewissen gelassen, ob sein Vorschlag ernst gemeint war.
Immerhin hatte Karl dem Schoko-Vertilger auseinandergesetzt, dass der
Grabschmuck nicht die Verstorbenen erheitern soll, sondern vielmehr zeigt,
welcher Wertschätzung sich diese — über den Tod hinaus — bei ihren
Nachfahren/Hinterbliebenen erfreuen. Besonders dann, wenn mit einer Erbschaft
verbunden.
    „Natürlich könnten wir die
Party-Kosten trotzdem mindern“, meinte Klößchen jetzt, „indem wir die CD
klauen.“
    „Ich glaube, dein Gehirn ist
eingefroren“, sagte Gaby in ihren Schal.
    „Okay! Schon gut! War ja nur so
gesagt. Ist mein letzter Vorschlag. Und nachher heißt es dann wieder: Willi,
kannste mir bis zum nächsten Taschengeld zehn Mark pumpen?!“
    „Du bist nun mal der einzige
Kapitalist in unserer Gruppe“, meinte Tim. „Also benimm dich auch so!“
    Sie hatten jetzt die Einmündung
zur Nothelfer-Gasse erreicht, die zum Gänsemarkt führt und zur U-Bahn-Station
Schubiack-Straße. In der Gasse — bevor sie sich im Bogen fortsetzt — befindet
sich eine Firma, die sicherlich niemand gern aufsucht, obwohl sie dort seit
1901 existiert, einen untadeligen Ruf genießt und
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