Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Hyperraum

Titel: Im Hyperraum
Autoren: Jeffrey A. Carver
Vom Netzwerk:
Gewänder – eng anliegende, weit geschnittene, welche in schrillen Farben und andere in gedämpften Tönen. Die Leute schnatterten in ihm nicht bekannten Sprachen und dünsteten penetrante Gerüche aus.
    Keiner dieser Menschen kam ihm real vor. Ihm drängte sich der Eindruck auf, sie seien Geister – Phantome wie jene Spukwesen, die ihn aus seinem Beruf geschasst hatten und ihn nun erpressten – irreale, inhumane Kreaturen, denen man nicht trauen durfte.
    Er hob die Hand und streichelte LePiep, die sich an seinen Hals schmiegte und eine tröstende Wärme verströmte. »Peep-o«, gurrte er – vermochte den Satz jedoch nicht zu beenden. Sein Magen verkrampfte sich, und seine Gedanken waren ineinander verknotet. Es lag an diesen Gespenstern … Er fühlte sich wie ein Alien unter Menschen. Peep kümmerte das nicht; Piep war ja ein Alien. Er hingegen gehörte der menschlichen Spezies an. Und was war mit all den anderen Leuten, die hier herumwimmelten? Angeblich handelte es sich um Menschen. Aber wieso erschienen sie ihm dann so unwirklich?
    Der Wegweiser führte ihn zu einem der vielen Schattenparavents, die sich am Rand einer Gästelobby drängten. Er trat hinein. Von drinnen schimmerte der Schattenparavent in bunten Farben, schirmte jedoch die von draußen kommenden Geräusche und optischen Eindrücke ab. Hinter einer Konsole lächelte ihm eine weißhaarige Frau zu. »Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug, Sir. Kann ich Ihnen vielleicht bei der Beschaffung eines Quartiers helfen?« Mit ihren feucht glänzenden, an den Mundwinkeln leicht hochgezogenen Lippen sah sie beinahe verführerisch aus.
    »Ja, bitte«, antwortete er. LePiep zischelte ihm etwas ins Ohr, doch er ging ganz in dem Lächeln auf und ignorierte die Ou-Ralot.
    Die Frau fragte ihn, welche Art von Unterkunft er wünsche. Sich in ihrer wohlklingenden Stimme verlierend, achtete er kaum auf den Inhalt ihrer Worte. Luxus oder Standard? LePiep fauchte und stubste ihn mit der Pfote an; er tätschelte sie begütigend, befahl ihr, still zu sein und nickte bestätigend bei ›Luxus‹.
    »Nein!«, korrigierte er sich im nächsten Augenblick, als er wieder nüchtern denken konnte. LePiep hatte ihn gewarnt; er hatte sich von dem hypnotischen Lächeln der Frau einlullen lassen. Doch seine Credits reichten nicht für eine Luxusherberge.
    Das Lächeln der Frau machte einem Stirnrunzeln Platz, als sie von ihm verlangte, er solle sich ausweisen. »Pilot Panglor Balef, angestellt bei Grakoff-Garikoff, Spediteure.« Sie machte sich an ihrer Konsole zu schaffen, dann gab sie ihm die Bestätigung für ein Zimmer – Economy, Einzel. In der Kommunikationszentrale wartete eine Nachricht auf ihn.
    »Okay«, sagte er. Ihr Lächeln vermochte ihn nicht mehr zu verzaubern; die Dame versorgte ihn lediglich mit Informationen. Verkauften sie hier auf diese Art und Weise die teuren Zimmer? »Hören Sie …«
    Doch die Frau, die Konsole und der Schattenparavent lösten sich in Nichts auf. Verdattert stand er da, umgeben vom lärmenden Chaos der Lobby. Gott verdammt! Ein Holacrum – das Weibsbild war bloß ein Holacrum gewesen!
    Noch schlimmer als ein Gespenst.
    In welchem Höllenloch war er gelandet? Hier manipulierten sie einen mit Illusionen, stimulierten die Libido, wollten einem etwas unterjubeln, das man gar nicht brauchte – und wenn man sich weigerte, behandelten sie einen wie ein Stück Dreck?
    LePiep zwitscherte und rieb ihre Nase an seinem Hals. Er atmete tief durch und setzte sich in Marsch, wobei er die Ou-Ralot von der Schulter nahm und sie sich in die Armbeuge setzte. Eines Tages würde jemand bei ihm zu weit gehen – und bitter dafür büßen.
    Ein psykinetischer Richtstrahl blitzte auf und wies ihm den Weg aus der Lobby. Er folgte ihm mehrere Stockwerke hoch und dann einen Korridor entlang. Vor einer Tür, durch die der glitzernde Strahl hindurchstieß, blieb er stehen. Mit der Fingerkuppe tippte er gegen den Rand der Tür, die daraufhin durchlässig wurde. Er bezog sein Quartier. Economy, Einzel. So spartanisch war es gar nicht. Klein, aber mit Holodekor nach eigener Wahl. Ein Stuhl, der so konstruiert schien, dass er nicht zu längerem Sitzen einlud; Einzelkoje; Nebeldusche; gar nicht so übel, wenn man die gängigen Standards zugrunde legte.
    LePiep flatterte durch den Raum und nahm ihre eigene Inspektion vor. Panglor sah ihr ein Weilchen zu, dann zog er die Stirn kraus. Ihm fiel ein, dass eine Nachricht für ihn eingegangen war. Mit Sicherheit seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher