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Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)

Titel: Im Himmel mit Ben: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Russo
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Berufswunsch gefiel mir. Ich änderte ihn ein wenig ab und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Und ich befand, mir stünden schwarze Rollkragenpullis besonders gut, und ließ mein langes, blondes Haar zu einem kurzen, akkuraten Bob schneiden.
    Zwei Jahre später wählten wir beide einhellig das Fach Deutsch als Leistungskurs. Mein zweiter Schwerpunkt war Kunst, Ben entschied sich für Informatik. Hätte ich nur ansatzweise Talent im Umgang mit dem Computer gehabt, hätte ich es ihm wahrscheinlich gleichgetan. Einfach nur, weil ich mich gerne in Bens Nähe aufhielt. Er war der schlauste Kerl der ganzen Schule, musste aber kaum etwas dafür tun. Es fiel ihm einfach so zu. Aber er war deswegen kein bisschen überheblich. Im Gegenteil, mit Ben gab es immer etwas zu lachen. Er hatte ständig verrückte Ideen und erzählte die unglaublichsten Geschichten. Für mich stand damals fest, dass er nicht einfach nur Drehbücher schreiben würde. Die entsprechenden Filme würden ganz sicher Kassenschlager werden.
    Wir verbrachten jede Pause und häufig auch die Nachmittage miteinander und wurden schnell beste Freunde. Ein Paar wurden wir nie. Als Ben sich in Lisa verliebte, verliebte ich mich in Murphy. Trotzdem traf ich mich fast täglich mit Ben, meistens direkt nach der Schule auf einen schnellen Kaffee in der Kaffeeschmiede , unserem Lieblingscafé. Wenn wir Stress in Liebesangelegenheiten hatten, schütteten wir uns gegenseitig das Herz aus und gaben einander Ratschläge. Ben tröstete mich, als Murphy sich in Caro verknallte. Zwei Wochen später hielt er mich davon ab, Murphy zu verzeihen, als dieser reumütig wieder bei mir anklopfte.
    Gegen Bens Freundin Lisa war nichts zu sagen. Sie war nett. Nachdem ich das eingesehen hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als sie gut leiden zu können. Sie zeigte sich jedoch mit der Zeit weniger einsichtig, da Ben für ihren Geschmack zu viel Zeit mit mir alleine verbrachte. Lisas Eifersucht war letztendlich auch der Grund dafür, warum Ben sich von ihr trennte. Selbstlos erklärte ich Ben damals, seine Liebe zu Lisa sei wichtiger als unsere Freundschaft, weswegen wir uns nicht mehr treffen könnten.
    Schon nach einem Tag vermisste ich Ben ganz fürchterlich, blieb aber standhaft. Als er nach drei Wochen wieder bei mir vor der Tür stand, fiel ich ihm um den Hals und weinte vor Freude. Eine Liebschaft kann man ersetzen, stellten wir fest, eine Herzensfreundschaft nicht. Dass ich gar nicht so selbstlos gewesen war, sondern ein baldiges Ende ihrer Beziehung erhofft hatte, erzählte ich Ben natürlich nicht.
    Nachdem ich Ben die Sache mit meinem Vater am Telefon erzählt hatte, setzte er sich wie gesagt sofort ins Auto und machte sich auf den Weg zu mir. Er hatte vor vier Wochen den Führerschein bestanden und von seinen Eltern einen alten, beigefarbenen Ford geschenkt bekommen. Die alte Rostlaube war Bens ganzer Stolz. Um mich von meinem Kummer abzulenken, waren wir nur kurze Zeit später in Richtung Düsseldorfer Rheinufer unterwegs. Dort trafen wir uns regelmäßig mit unseren Freunden zum Grillen, Feiern oder einfach nur, um gemeinsam abzuhängen und Probleme zu wälzen. Als wir ankamen, waren alle schon ausgiebig am Feiern, doch ich konnte das fröhliche Gelächter nicht gut ertragen. Deswegen suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen etwas flussaufwärts in der Nähe der Rheinbrücke, wo ich mir die Seele aus dem Leib weinte. Ben versprach mir, mich niemals zu verlassen und für immer und ewig mein bester Freund zu bleiben. Gerade als ich mich etwas beruhigt hatte und nicht mehr so laut schluchzte, hörten wir nicht weit entfernt mehrere laute Platscher nacheinander. So, als hätte irgendjemand von der Brücke aus etwas ins Wasser geworfen. Es war schon dunkel, aber trotzdem konnten wir die kleinen Fellknäuele erkennen, die hilflos paddelnd im Wasser trieben. Ohne weiter darüber nachzudenken, stürzte Ben sich ins Wasser.
    Die Rheinströmung ist manchmal unberechenbar. Voller Sorge stand ich am Ufer und rief nach Ben, doch er ließ sich nicht davon abhalten, mit kräftigen Zügen auf die kleinen Knäuele zuzuschwimmen. Er war gerade beim ersten angekommen, da sah ich aus dem Augenwinkel einen großen Frachter auftauchen. Er war ohne Ladung unterwegs und kam entsprechend schnell voran.
    »Ben«, schrie ich verzweifelt. »Ben!«
    »Es sind Kätzchen, Marly! Eins hab ich schon …«
    Es blieb bei dem einen. Als Ben den Frachter bemerkte, schaute er noch einmal kurz in Richtung der
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