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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel
Autoren: Megan McCafferty
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Jessica: Wie soll sich ein Mann von so einer Abfuhr jemals wieder erholen?«, ehe Bridget ihn mit einem Schubsen zum Schweigen brachte. Oder Len Levy, ein anderer von Jessicas ehemaligen Liebhabern (deren Zahl man am ehesten mit ungefähr drei angeben konnte oder drei und zwei halbe, wobei sich Letzteres auf zwei einmalige Fehlgriffe ohne Geschlechtsverkehr mit zwei verschiedenen Männern bezieht, die darum nicht als ein ganzer Liebhaber zählen können), der aus allem, was er über Jessica und Marcus zu wissen glaubte, einen Song namens »My Song Will Never Mean as Much (As the One He Once Sang For You)« machte. Obwohl er häufig im College-Radio gespielt wurde und derzeit bei iTunes den siebenundachtzigsten Rang der am meisten heruntergeladenen Songs einnahm, hatte sich die Prophezeiung des Titels erfüllt. Denn tatsächlich läuft gerade Marcus’ Song (Du, ja, du, hältst mein Herz immer noch besetzt / Nichts hat mich je so wie dein Nein verletzt …) in Jessicas Kopf.
    Er sieht total anders aus.
    Er sieht glücklich aus.
    Er sieht gequält aus.
    Er sieht genauso aus wie immer.
    Er sieht genauso scharf aus wie früher.
    O nein, er sieht schärfer aus als früher.
    Mit spürbarer Unruhe muss Jessica einsehen, dass ihr verblüffender Vollkörperkontakt mit Marcus nur diese letzte und oberflächlichste Hypothese bestätigt hat.
    Ist er gerade angekommen, oder fliegt er ab? , muss Jessica unablässig grübeln. Hätte sie Marcus diese einfache Frage gestellt, so hätte er sie beantwortet. Und diese Information – jede Information – hätte ihre Neugier geweckt und sie gezwungen, weitere Fragen zu stellen, für die sie einfach keine Zeit hatte – nein, hat .
    Jessica stürmt auf den Einstieg am Gate C-88 zu. Eine einsame Mitarbeiterin von Clear Sky namens Sylvia steht noch neben der Samtkordel, die den Passagiertunnel zum Flugzeug absperrt.
    Â»Ich hab’s geschafft!«, ruft Jessica.
    Sylvia verzieht die kräftig umrandeten Lippen zu einem säuerlichen Grinsen. Jessica kann nicht umhin zu bemerken, dass die Tür am Ende der Rampe verschlossen ist.
SIEBEN
    Weniger als zwei Minuten nach seinem Verschwinden taucht der Examenskandidat mit dem Babyface wieder aus der Herrentoilette auf.
    Â»Fertig?«, fragt Natty.
    Natty ist seit ihrer zufälligen Zusammenführung als Zimmergenossen im ersten Semester Markus’ unwahrscheinlicher bester Freund. Trotz der Unterschiede in Alter (fünf Jahre), Herkunft (Kleinstadt an Jerseys Küste / Vorkriegsvillenviertel in Alabama) und Lebensweise (ernsthaft werden / ernsthaft flachgelegt werden) leben sie seitdem zusammen oder zumindest nah beieinander. Natty kennt Marcus so gut, wie man nur jemanden kennen kann, mit dem man sich knapp fünfzehn Quadratmeter Wohnraum teilen muss. Natty gefällt gar nicht, was ihm die mitgenommene Miene seines Freundes mitteilt, ein ungewohnt gequälter Riss in der sonst so friedlichen Fassade, die man von Marcus gewohnt ist.
    Â»Alter?« Als sein Freund nicht antwortet, haut Natty ihm aufs Brustbein, gerade fest genug, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. »Das war nicht sie , die da ausgerufen wurde, okay? Das war wer anders. Also hör auf –«
    Â»Es war sie«, unterbricht Marcus ihn und lässt seine Fingerspitzen beruhigend auf der Brust kreisen, ohne den Blick von Gate C-88 zu wenden.
    Natty lacht zu laut und zu bemüht im vergeblichen Versuch, Marcus auf seine eigene Lächerlichkeit hinzuweisen. »Glaubst du ernsthaft an die Queen?«
    Die Queen. Marcus hatte der Queen seine Aufwartung gemacht, als sie zum »humanitären Urlaub«, wie Natty das gern nennt, in New Orleans waren; es klingt nach einer gewissen Selbstlosigkeit à la Brangelina, mit der man Mädchen ins Bett kriegt. Und es ist auch gar nicht so falsch – Marcus hat Natty überredet, in der sinnlosen Lesezeit vorm Abschlussexamen mit ihm Häuser in den zerstörten Teilen der Stadt wieder aufzubauen. Obwohl sie täglich viele Stunden hämmerten, sägten und auf Anweisungen wartend herumstanden, hatten sie trotzdem noch mehr als genug Freizeit, um die Abende und frühen Morgenstunden dem inoffiziellen Motto der Stadt zu widmen – laissez les bon temps rouler.
    Nachdem er nun schon seit einigen Jahren als Freiwilliger in der Stadt gearbeitet hat, die für ihre schäbige Dekadenz berühmt ist, gibt sich
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