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Im Feuer der Nacht

Titel: Im Feuer der Nacht
Autoren: Stephanie Laurens
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nicht das Geringste zu tun habe.« Er ließ die Worte klingen, als wäre es unvorstellbar, dass überhaupt jemand auf den Gedanken gekommen sei, er wäre dazu in der Lage - etwa als würde er einen Kamin kehren.
    Mehr sagte er nicht, sondern blieb an seinem Platz stehen, offensichtlich in der Erwartung und der festen Überzeugung, dass Huntingdon seine Erklärung akzeptierte und der Vorwurf in seinen Gesichtszügen, in seiner Haltung und seinem gesamten Auftritt sich umgehend verflüchtigte.
    Plötzlich begriff Barnaby. Cameron, der die Kutsche gefahren hatte, hatte sie zwar mit Smythe gesehen, sich aber noch nicht einmal dann vorstellen können, dass sie ihn identifizieren würden. An die Listen wollte er sich nicht erinnern - oder er glaubte nicht, dass jemand seine Handschrift erkennen würde.
    Ohne mit harten Beweisen zu rechnen, war er, als er das Arbeitszimmer betreten hatte, darauf vorbereitet gewesen, die schlimmsten Verdächtigungen abzuwehren, die er sich nur vorstellen konnte - und er hatte sein gesamtes, maßlos übersteigertes Vertrauen darauf gestützt, dass seine Stellung in den gehobenen Kreisen ausreichen würde, solche Verdächtigungen aus der Welt zu schaffen.
    Es war allerdings nicht so, wie er angenommen hatte. Aber was blieb ihm anderes übrig, als sich an sein vorbereitetes Skript zu halten? Wie anders hätte er sich verteidigen sollen?
    »Er spielt Theater. Und glaubt, dass nach seinen Regeln gespielt wird«, murmelte Barnaby mit gesenktem Kopf.
    Obwohl er sehr leise gesprochen hatte, hatten sein Vater und Huntingdon ihn vermutlich verstanden. Und sie wussten, welche Regeln er meinte.
    Huntingdon musterte Cameron aufmerksam, ließ das Notizbuch los und lehnte sich zurück. »Kommen Sie schon, Cameron. Sie müssen uns schon mehr bieten.«
    In Camerons Augen blitzte es wütend. Er war es gewohnt, die Miene seines Herrn zu entziffern; und jetzt musste er feststellen, dass Huntingdon entgegen seiner Erwartung nicht bereit war, sich ihm anzuschließen und die »tolle« Geschichte vom Tisch zu fegen, geschweige denn sich im Schulterschluss mit ihm zu üben, wie es unter Gentlemen üblich sein sollte.
    »Mylord.« Cameron streckte die Hände aus. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist.«
    Barnaby stand immer noch hinter dem Schreibtisch und bemerkte aus den Augenwinkeln die Bewegungen hinter dem Wandschirm, als Griselda und Penelope die beiden Jungen ins Zimmer brachten. Mostyn dagegen hatte vor wenigen Minuten unauffällig das Zimmer verlassen.
    Cameron atmete hörbar ein. »In der Tat, ich muss sagen, dass ich ein wenig überrascht bin, mich als Zielscheibe solcher Anschuldigungen wiederzufinden.« Er ließ den Blick auf Stokes ruhen. »Man kann nur unterstellen, dass die ermittelnden Officer dringend einen Übeltäter präsentieren müssen, und ich nehme ebenso an, dass die Wellen der Empörung hoch genug schießen werden, wenn sie mit dem Finger auf jemand höheren Ranges zeigen, sodass man über ihr Versagen hinwegsieht, die Salons vor solchen Ausplünderungen zu schützen.«
    Stokes’ Kiefer zuckte, seine Wangen färbten sich leicht rötlich. Davon abgesehen reagierte er nicht auf die höhnischen Bemerkungen, sondern beobachtete Cameron weiterhin mit starrem Blick, der trotz allem seine Verachtung ausdrückte.
    Cameron kniff die Augen zusammen, konnte seinen Worten allerdings nichts mehr hinzufügen. Er wandte sich von Stokes ab und seinem Herrn zu, bemerkte dann, dass er den Verdacht immer noch nicht hatte abwehren können.
    Aber Huntingdon schien die Worte genau überdenken zu wollen. »Ach, meinen Sie wirklich?« Der Tonfall klang ermutigend, als wollte er Cameron einladen, sich näher zu erklären.
    Cameron schaute auf Barnaby, dann wieder Huntingdon in die Augen. »Es ist mir durchaus bewusst, dass es für einige Menschen gewissermaßen zur Leidenschaft geworden ist, Kriminalfälle wie diesen zu lösen und dabei die Angehörigen der gehobenen Kreise zu beschuldigen. Eine Leidenschaft, die sich gelegentlich zum Zwang entwickeln kann ... bis hin zu trauriger Berühmtheit. Solche Überlegungen können die Urteilskraft trüben, wenn sie bis zum Punkt der Besessenheit getrieben werden.« Cameron gestattete sich ein Lächeln. »Es ist eine Art Abhängigkeit, wenn Sie so wollen.«
    »Oh?« Huntingdon klang unbeeindruckt.
    Barnaby senkte den Kopf, um sein Lächeln zu verbergen. Gerade eben hatte Cameron eine unsichtbare Grenze überschritten. Niemals
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