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Im Dutzend phantastischer

Im Dutzend phantastischer

Titel: Im Dutzend phantastischer
Autoren: Nicole Rensmann
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waberte, als herrschte tropische Hitze, tatsächlich jedoch bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen, da die Temperatur um die Null Grad lag. Ich verbeugte mich und bewies meine Untergebenheit. Als ich aufblickte, hatte sich der Raum verändert, das Wabern konzentrierte sich nun auf eine einzige Stelle, die vom Boden bis zur rund zwei Meter hohen, abgerundeten Gewölbedecke reichte. Tausende von schimmernden Kugeln in den unterschiedlichsten Größen und Farbnuancen tanzten vor mir und formierten sich zu einer Gestalt, die sich jedoch so schnell wieder veränderte, dass mein Gehirn nicht in der Lage war, die Form zu erfassen. Als ich das erste Mal auf Yog-Sothoth traf, war ich in ein Koma gefallen, in dem ich glaubte, die Kreaturen meines Opas rächten sich vorab für meinen ausgeheckten Plan. Dabei erschien mir Rache auch heute noch fehl am Platz. Wie sonst hätte ich ein solch wunderbares Denkmal ihres eigenen Erschaffers realisieren können? Aber es handelte sich eben nur um Wesen, deren Denkweise sich meiner nicht anzuschließen vermochte.
    Die für das menschliche Auge nicht erfassbaren Einwohner des Höhlensystems hatten mich gefoltert, sie hatten mir meinen Willen geraubt, mich per Telepathie in die Waagerechte befördert, als läge ich auf einer unsichtbaren Rutsche, und mich durch die Katakomben gejagt. Es hatte sich schlimmer angefühlt als jede Achterbahnfahrt – schon beim Anblick einer solch komplexen Konstruktion mit all den Kurven, Abzweigungen und Windungen hatte ich Übelkeit verspürt.
    Furchtbar hatten sich die Zwischenstopps vor jeder Kreatur gestaltet, die ich in den Höhlen zur Schau zu stellen beabsichtigte und die ihre Kräfte mental oder körperlich an mir ausprobiert hatten.
    Als ich aus der Trance erwacht war, hatte ich Schmerzen verspürt. Überall. Mein Körper war übersät mit blauen Flecken. Mein Hals hatte zahlreiche rote Striemen aufgewiesen, die von den Tentakeln des Cthulhu stammten, und ich hatte Wachsreste auf meiner Haut entdeckt, die zudem stellenweise Verbrennungen aufgewiesen hatte. Doch selbst die Albträume, die mich in jeder Nacht heimgesucht hatten, lenkten mich nicht von meinem Vorhaben ab. Jeden Tag kehrte ich hierher zurück und trotzte der Macht des Yog-Sothoth. Schon vor Monaten hatte sie keine negativen Einflüsse mehr auf mich ausgeübt und ich konnte mir die Eigenschaften dieses Äußeren Gottes zu eigen machen. Schmiegte ich mich in seine schimmernde Kugelform, geriet ich in Ekstase und fühlte mich zugleich von Todesangst gebeutelt. Willensstark gelang es mir, an den Ort zu denken, zu dem ich gelangen musste, um meine Aufgabe zu vollenden. Yog-Sothoth – der Wächter der Zeitreise – brachte mich überall hin. Niemals kehrte ich allein zurück.
    Meinen Großvater besuchte ich zunächst zu spät, sein Körper sah ausgemergelt aus – nicht geeignet für das einzigartige Lovecraftsche Vermächtnis. Ich musste ihn früher aus seiner realen Welt entführen. Es gelang mir, ihn zu überzeugen, überlappten sich doch unsere Gedanken. Problemlos brachte ich ihn in die von ihm selbst erfundene Welt. Beim Anblick Yog-Sothoths schrie er, bis er dem wahren Wahnsinn verfiel. Doch ich wusste, er war mir zu Dank verpflichtet, denn so hatte ich ihm erspart, qualvoll an Darmkrebs zu sterben.
    Meine Eltern musste ich betäuben, meine Urgroßeltern und Großtanten hatte ich getötet. Sie hatten es nicht anders verdient. Waren sie es doch gewesen, die meine Oma verstoßen und mich meines Opas beraubt hatten. Diese Vier präparierte ich nicht nur von innen, sondern auch von außen, denn der Verwesungsgeruch lockte Ungeziefer an, die ich den Besuchern nicht zumuten wollte.
    Die Lovecraftschen Wesen in die Katakomben zu entführen und nach Arkham zu bringen, erwies sich als leicht. Ich bediente mich einfacher Netze. Ihre Fähigkeiten konnten mir, da ich Yog-Sothoths Gedanken und Mächte durchlebt hatte, nichts mehr anhaben.
    Robert E. Howard weigerte sich zunächst und versuchte sich umzubringen, doch ich startete eine neue Reise und rettete ihn, bevor er starb. All meine Ausstellungsstücke bearbeitete ich sorgfältig, indem ich ihnen ein lähmendes Gemisch unter die Haut spritzte, so lebten sie ewig, sofern sie nicht schon tot waren. Sie sollten alles miterleben: die Bewunderung der Gäste, die Begeisterung über das Werk ihres Freundes, ihres Sohnes oder Erfinders. Welche Ehre! Die Mixtur hatte mein Großvater erfunden, ich optimierte sie basierend auf seinen Aufzeichnungen
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