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Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Im Dunkel des Deltas (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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ich. Kommen Sie rein, wenn Sie wollen.«
    Das Wohnzimmer war kühl und luftig, die geblümte Polstergarnitur mit Zierdeckchen geschmückt. Die Vorhänge bauschten und drehten sich im Wind, und durch das Fenster konnte man die Deichkrone sehen und das Tuten der Schiffe auf dem Fluß hören.
    »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?« fragte sie.
    »Das wäre nett.«
    Ich ließ mich tief in einen Sessel sinken, während sie in der Küche ein Tablett zusammenstellte. Neben der Couch stand ein offener Überseekoffer. Im oberen Fach, das sie herausgenommen und danebengelehnt hatte, damit sie ihre Sachen unten hineinpacken konnte, lag eine durchsichtige Plastiktüte mit zusammengelegter Babykleidung, rosa und blau. Eine verwelkte Kamelienblüte steckte zwischen der Plastikhülle und den Sachen.
    Sie kam mit dem Tablett in das Zimmer gehumpelt, sah, worauf ich schaute. Sie stellte das Tablett auf den Couchtisch, setzte das Holzfach wieder in den Koffer ein und klappte den Deckel zu.
    »Wieso lehnen Sie Moleen denn so sehr ab?« fragte sie.
    »Er hält es für ganz natürlich, daß andere Menschen für seine Fehler büßen.«
    »Falls Sie damit die Abtreibung ansprechen wollen – ich bin von mir aus nach Texas gefahren. Moleen hat damit gar nix zu tun gehabt.«
    »Moleen war es, der draußen in Cade den kleinen Jungen totgefahren hat, nicht seine Frau.«
    »Das glaub ich nicht.«
    Ich beugte mich vor, stützte die Unterarme auf die Schenkel und strich mit der Hand über meine Fingerknöchel.
    »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen beibringen soll«, sagte ich. »Aber ich glaube, daß Julia Bertrand Ihnen möglicherweise etwas Furchtbares antun könnte. Womöglich mit Moleens Einverständnis.«
    »Sie können ihm bloß wegen seiner Herkunft nicht vergeben, Mister Robicheaux. Er kann nix dafür, dasser da reingeboren worden is.«
    Ich stand auf verlorenem Posten.
    »Haben Sie eine Waffe?« fragte ich.
    »Nein.«
    Ihr Gesicht erinnerte mich an eine frisch aufgegangene Blume, die jeden Moment von einem scharfen Lichtstrahl versengt werden konnte.
    »Sie sind eine bewundernswerte Frau, Ruthie Jean. Ich hoffe, daß für Sie alles gut ausgeht. Rufen Sie mich an, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann.«
    »Haben Sie deswegen den andern Mann hergeschickt?«
    »Wie bitte?«
    »Den mit den roten Haaren und der Haut, die ausschaut wie Milch. Er hat draußen im Regen gestanden. Ich hab ihn gefracht, was er nachts in der Gegend hier macht. Er hat gesagt, er wär Ihr Freund und sie täten sich Sorgen um mich machen. Er ist doch ein Freund von Ihnen, oder?«
    »Ja, wahrscheinlich schon.«
    »Wahrscheinlich?«
    Ich setzte zu einer Erklärung an, ließ es aber sein. »Ich glaube, ich gehe jetzt lieber«, sagte ich lediglich.
    Mit ihren türkisen Augen, der goldenen Haut, dem Muttermal neben dem Mund, dem dichten schwarzen Haar, das sich in keckem Schwung um ihre Wangen schmiegte, umrahmt von den Vorhängen, die sich hinter ihrem Kopf im Wind bauschten und bogen, wirkte sie wie eine Porträtstudie. Sie blickte auf und schaute mich an.
    »Sie sind ein guter Mensch«, sagte sie.
    »Machen Sie’s gut, Ruthie Jean«, sagte ich und ergriff ihre Hand. Sie war klein und trocken, und am liebsten hätte ich sie lange festgehalten. Ich wußte irgendwie, ohne es erklären zu können, daß es kein normaler Abschied war.
    Wir stießen auf die geschwungene Auffahrt des Jachtclubs und parkten in der Nähe des Übungsgrüns. Gleißend weiß lag das Clubhaus mit seinen Feldsteinterrassen, den hinter getöntem Glas liegenden Speiseräumen und den Fairways, die sich samtweich unter den Eichen erstreckten, in der grellen Sonne. Clete zog sein Hemd über die Hose, als wir aus dem Pickup stiegen, strich es glatt, rückte seinen Gürtel zurecht, musterte sich noch einmal von oben bis unten.
    »Wie kommt ein Sack wie Johnny Carp in so einen Laden rein?« sagte er.
    »Die wissen halt genau, wenn sie einen heimlichen Republikaner vor sich haben.«
    »Wie seh ich aus?« fragte er.
    »Rank und schlank, nirgendwo ein Hubbel zu sehen.«
    »Bist du sicher, daß du das machen willst?«
    »Manchmal muß man sich auch ein bißchen Jux gönnen«, sagte ich.
    »Ich mach mir langsam Sorgen um dich, Großer.«
    Wir liefen im Schatten des Hauses auf den Eingang zu. Auf den Liegeplätzen draußen auf dem Lake Pontchartrain schaukelten die Segelboote. Der Empfangschef fing uns an der Tür zum Speiseraum ab.
    »Haben die Herren reserviert?« fragte er. Dem Gesicht und dem Akzent
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