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Im Dreieck des Drachen

Im Dreieck des Drachen

Titel: Im Dreieck des Drachen
Autoren: James Rollins
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viel steht fest.«
    Nach einer bewusst eingelegten Pause fragte Lisa: »Und …?«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich habe das Schiff und die alte Familienranch zur Finanzierung dieses Ausflugs verpfändet. Kämen wir jetzt mit leeren Händen rauf …«
    »Weiß ich, aber alles Gold der Welt ist nicht so viel wert wie dein Leben.«
    Dagegen konnte er schlecht etwas einwenden. Er liebte die alte Heimat noch immer: die sanft gewellten grünen Hügel, die weiß gestrichenen Zäune. Er hatte die Vierzig-Hektar-Ranch geerbt, nachdem sein Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben war. Damals war Jack erst einundzwanzig gewesen. Die Schulden hatten ihn heraus aus der Universität in Tennessee und hinein in die Arme der Streitkräfte getrieben. Er hätte die Farm natürlich verkaufen und das Studium beenden können, doch das hatte er um keinen Preis tun wollen. Das Land befand sich seit fünf Generationen im Besitz der Familie – in Wahrheit war es aber etwas weitaus Persönlicheres gewesen. Als sein Vater gestorben war, hatte seine Mutter schon längst im Grab gelegen. Nach einer einfachen Blinddarmoperation hatte es Komplikationen gegeben, denen sie erlegen war. Damals war er noch ein Knabe gewesen, und sie hatte keine weiteren Kinder hinterlassen. Jack konnte sich kaum an sie erinnern. Ihm waren lediglich die Bilder an der Wand geblieben sowie eine Hand voll Erinnerungen, die mit der Farm verbunden waren. Er hätte diese Erinnerungen, so schwach sie ja auch sein mochten, unter keinen Umständen an die Bank verlieren wollen.
    Lisa unterbrach seine Träumereien. »Ich könnte immer noch versuchen, mein NSF-Stipendium aufzustocken und weitere Sponsoren aufzutun.« Ihre staatlichen Zuschüsse hatten es ermöglicht, die Nautilus zu leasen und ihr patentiertes Bio-Sensor-System zu testen.
    »Das würde nicht reichen«, knurrte Jack. Insgeheim hatte er die Hoffnung gehegt, durch einen erfolgreichen Fischzug seine Schulden tilgen und sogar noch etwas übrig behalten zu können, um damit eine lebenslange Schatzjagd zu finanzieren.
    Dazu mussten allerdings die Ladungsverzeichnisse der Kochi Maru korrekt sein …
    Jack ließ alle Vorsicht fahren und gehorchte seinem Herzen. Er drückte beide Fußpedale nach vorn. Das Boot tauchte in einer engen Spirale zu dem zerborstenen Heck der Kochi Maru hinab. Was würde es schaden, einen raschen Blick hineinzuwerfen?
    Erneut kletterte die Temperaturanzeige in die Höhe: fünfundvierzig … fünfzig … fünfundfünfzig .
    Er sah einfach nicht mehr hin.
    »Jack … die Anzeigen …«
    »Ich weiß. Ich werde bloß das Schiff etwas näher in Augenschein nehmen und keine Risiken eingehen.«
    »Dann leg zumindest deinen Bio-Sensor-Clip wieder an, damit ich dich überwachen kann.«
    Er wischte sich Schweiß aus den Augen und seufzte. »Okay, Mami.« Er heftete den Sensor ans Ohrläppchen. »Bist du nun glücklich?«
    »Rasend glücklich. Jetzt bring dich nicht um!«
    Er hörte die Sorge aus ihren leichthin gesprochenen Worten heraus. »Stell bloß eins von diesen Heinekens für mich in den Eisschrank.«
    »Werd ich.«
    Als er sich dem Meeresgrund näherte, ließ er das Tauchboot hinter das Heck des Wracks gleiten und schob sich vorsichtig auf das klaffende Loch des Frachtraums zu. Neben der gewaltigen Schiffsschraube wirkte sein Fahrzeug geradezu winzig. Im Übrigen gedieh sogar hier Leben. Die alte, von Rostkanälen durchzogene Schiffshülle war zu einem künstlichen Riff für Muscheln und Korallen geworden.
    Er umrundete den Kiel, drehte das Tauchboot herum und richtete die Scheinwerfer auf den Frachtraum. Dann warf er einen Blick auf die Temperaturanzeige. Sechzig Grad. Zumindest war es hier im Schatten des Rumpfs nicht noch heißer geworden. Jenseits des dunklen Schiffs erstrahlte das Meer in einem feurigen Karminrot, als würde ganz in der Nähe eine unergründliche Sonne aufgehen. Jack ignorierte die Hitze, obgleich Rücken und Gesäß jetzt nass vor Schweiß in seinem Neoprenanzug waren.
    Er hob die Nase des Tauchboots an und richtete die Xenonscheinwerfer auf das Herz des dunklen Frachtraums. Aus dem höhlenartigen Innern funkelten ihn zwei riesige Augen an.
    Sein Herz vollführte einen Sprung. »Was zum Teufel …?«
    Da sprang das Ungeheuer aus seiner von Menschenhand gemachten Höhle hervor und war über ihm. Lang, schlangenförmig, silbrig, schoss die Seeschlange auf ihn zu, das Maul zu einem lautlosen Schrei der Wut geöffnet.
    Jack schnappte nach Luft und tastete nach den
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