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Im Bann des Highlanders

Im Bann des Highlanders

Titel: Im Bann des Highlanders
Autoren: Carrie MacAlistair
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feucht glänzten und bedauerte, dass sie die Sprache auf dieses Thema gebracht hatte.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, tief über ihren Teller gebeugt. »Ich hätte nicht so viel fragen sollen.«
    Marion wischte sich rasch über die Augen, dann machte sie eine wegwerfende Handbewegung und erwiderte: »Nein, du musst dich nicht entschuldigen, immerhin ist meine Mutter seit fast dreißig Jahren tot. Ich bedauere nur, dass du sie nicht mehr kennen lernen konntest, sie hat sich so sehr ein Enkelchen gewünscht.« Um ihre Mundwinkel spielte ein leichtes Lächeln. »Ich erinnere mich, wie sie mich nach der Hochzeit mit deinem Vater immer und immer wieder fragte, ob ich endlich schwanger sei, dabei fühlte ich mich mit achtzehn Jahren noch viel zu jung.«
    Obwohl das Steak zart war, kaute Joan wie auf einer zähen Schuhsohle darauf herum. Sie versuchte sich Fiona vorzustellen, ihren Charakter, ihre Stimme und ihre Interessen – bevor sie auf die Idee gekommen war, nach Schottland zu fahren. Ob sie wirklich so viel Ähnlichkeiten mit ihrer Enkeltochter hatte, wie Marion stets behauptete?
    »Du hast mich vorhin nach Großmutters plötzlich auftretender Begeisterung für die gälische Sprache gefragt. Mir war das schon damals unerklärlich. Wenn du möchtest, kannst du den Karton mit nach London nehmen, ich habe genug Erinnerungsstücke von Großmutter.«
    »Danke, ich werde es mir überlegen«, gab Joan halbherzig zurück. Ihr lag die Frage auf der Zunge, ob ihre Mutter etwas von diesem Amulett wusste und woher es stammte. Doch sie unterließ es, da Marion noch immer einen niedergeschlagenen Eindruck machte.
    »Möchtest du noch etwas?« Geschäftig sprang Marion auf, doch Joan bat sie, sich wieder zu setzen.
    »Nein danke, ich bin satt. Hast du vorhin mit Simon telefoniert?«
    »Ja, das habe ich.« Die betrübte Miene wich augenblicklich. »Er ist so aufmerksam und lieb, bei ihm fühle ich wieder als richtige Frau. Morgen bringt er mich nach der Arbeit nach Hause, ich hoffe, dir wird nicht langweilig tagsüber.«
    Joan stand auf und half ihrer Mutter beim Abräumen. »Mach dir keine Gedanken, ich werde lange schlafen und danach vielleicht einen Spaziergang machen.«
    »Nun ja, du kommst ja kaum aus London heraus, und die City ist nicht unbedingt geeignet für erholsame Spaziergänge.«
    Einem inneren Impuls nachgebend umarmte Joan ihre Mutter und sagte: »Ich bin sehr froh, dass du glücklich bist. Du hast es nach den ganzen Jahren nach Vaters Tod verdient.«
    »Auch du wirst eines Tages dem Mann begegnen, für den es sich lohnt, dein Leben zu ändern. Einen Mann, der dich alles vergessen lässt, was jemals war.« Und als Joan protestieren wollte, fügte sie hastig hinzu: »Denk an meine Worte, wenn es soweit ist.«
    Bis kurz nach Mitternacht hatte Joan mit Marion im Wohnzimmer gesessen, Wein getrunken und über beider Leben geplaudert. Müde vom Alkohol war Joan später ins Bett gefallen, und bevor sie einschlief, betete sie inständig, diesmal nicht von jener gruseligen Stimme zu träumen.
    Ihr Gebet wurde nicht erhört. Ein leises Summen erhob sich, und dann erklang wieder diese weibliche Stimme, diesmal noch deutlicher als je zuvor.
    Sie war so nah, dass Joan glaubte, dieses körperlose Wesen würde direkt neben ihr stehen, und immer wieder erkannte Joan ein bestimmtes Wort, mit dem sie allerdings nichts anzufangen wusste. Vielleicht war es ja auch nur ein Klagelaut, der in höchster Bedrängnis ausgestoßen wurde.
    In dieser Nacht dauerte es länger als gewöhnlich, bis Joan sich aus dem Unterbewusstsein kämpfen konnte und aufwachte. Schwer atmend richtete sie sich auf und starrte in die Dunkelheit, in der Angst, den Traum mit in die Wirklichkeit hinüber genommen zu haben.
    Sie meinte noch immer einen leisen Hauch von kühlem Nebel in der Luft zu spüren, aber dieses Gefühl konnte auch ihrer Fantasie entspringen.
    In plötzlicher Verzweiflung schlug Joan die Hände vor das Gesicht. Ihre Hoffnung, im Haus ihrer Mutter von diesem Traum verschont zu bleiben, hatte sich nicht erfüllt, und dunkel ahnte sie, dass dies erst der Anfang einer unheimlichen Odyssee war.
    Wie gerädert schleppte sich Joan am nächsten Morgen hinunter in die Küche. Sie war zwar wieder eingeschlafen, doch regelmäßig aufgeschreckt.
    Ihre Mutter war längst in der Fabrik, auf dem Küchentisch fand sie eine Thermoskanne Tee und auf einem abgedeckten Teller ein Wurst- und ein Käsebrötchen.
    Sie hatte also nicht vergessen, dass ihre Tochter
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